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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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hatten sich automatisch so eingestellt, daß das Boot in den bestmöglichen Einstellwinkel gebracht war, sobald es seine achtzehn Knoten erreichte. Die Fahrt war glatt, bis sie in die Bugwelle des Handelsschiffes gerieten. Da fing die Springer heftig zu schaukeln an. Ihr Bug ging mehr als einen Meter auf und ab, während Kelly das Boot nach links manövrierte, um den schlimmsten Wellen auszuweichen. Als sie ihn überholten, ragte der Frachter wie eine Klippe vor ihnen auf.
    »Kann ich mich hier irgendwo umziehen?«
    »Meine Kabine ist achtern. Du kannst vorn einziehen, wenn du willst.«
    »Oh, tatsächlich?« Sie kicherte. »Warum sollte ich das?«
    »Hmm?« Sie hatte es wieder geschafft.
    Pam ging mit ihrem Rucksack nach unten, wobei sie sich immer vorsichtig an der Reling festhielt. Sie hatte nicht viel angehabt. Nach ein paar Minuten kehrte sie sogar mit noch weniger zurück: Hot pants und ein Trägertop, keine Schuhe, und außerdem war sie sichtlich entspannter. Sie hatte die Beine einer Tänzerin, bemerkte Kelly, schlank und ungeheuer weiblich. Auch sehr bleich, was ihn überraschte. Das Top hing locker an ihr herunter und war an den Säumen ausgefranst. Vielleicht hatte sie in letzter Zeit abgenommen oder hatte bewußt eine Übergröße gekauft. Was auch immer der Grund war, es zeigte einiges von ihrem Oberkörper. Kelly ertappte sich dabei, wie er die Augen verdrehte, und tadelte sich selber dafür, daß er dem Mädchen nachgeschielt hatte. Aber Pam machte es ihm auch schwer, nicht hinzusehen. Und nun zog sie sich auch noch an seinem Oberarm hoch und setzte sich direkt neben ihn. Wenn er ihr den Kopf zudrehte, konnte er in das Top hineinsehen, so weit er nur wollte.
    »Gefallen sie dir?« fragte sie.
    Hirn und Mund versagten Kelly den Dienst. Er ließ ein paar verlegene Laute hören, und bevor er sich für eine Antwort entscheiden konnte, lachte sie los. Aber nicht über ihn. Sie winkte der Crew des Frachters zu, die zurückwinkte. Es war ein italienisches Schiff, über der Reling hingen etwa ein halbes Dutzend Männer, und einer davon warf ihr gerade eine Kußhand zu. Sie grüßte entsprechend zurück.
    Es machte Kelly eifersüchtig,
    Er drehte das Steuer wieder nach Backbord, ließ sein Boot über die Bugwelle des Frachters gleiten, und als es die Brücke des Schiffs passierte, Ließ er sein Horn ertönen. Es war Vorschrift so, wenn auch wenige kleine Boote sich daran hielten. Gerade da hatte ein Wachoffizier sein Fernrohr auf Kelly gerichtet - eigentlich eher auf Pam. Er wandte sich um und rief etwas zum Ruderhaus. Einen Augenblick später tönte die gewaltige »Pfeife« des Frachters mit ihrem dumpfen Baß los und ließ das Mädchen fast von ihrem Platz hüpfen.
    Kelly lachte, sie auch, dann wand sie die Arme fest um seinen Bizeps. Er spürte, wie ein Finger rund um die Tätowierung fuhr.
    »Es fühlt sich gar nicht wie... «
    Kelly nickte. »Ich weiß. Die meisten erwarten, daß es sich wie Farbe oder so anfühlt.«
    »Warum hast du... «
    »... es mir machen lassen? Jeder in der Einheit hat es gemacht. Sogar die Offiziere. Gehörte zum guten Ton, schätze ich. Ganz schön dumm eigentlich.«
    »Ich find's süß.«
    »Nun, ich find dich ganz schön süß.«
    »Du sagst lauter nette Sachen.« Sie drehte sich ein wenig und rieb dabei eine Brust an seinem Oberarm.
    Kelly behielt eine konstante Fahrtgeschwindigkeit von achtzehn Knoten bei, während er aus dem Hafen von Baltimore auslief. Der italienische Frachter war das einzige Handelsschiff in Sichtweite, und die See war glatt, kräuselte sich nur minimal. Er hielt sich während des ganzen Weges hinaus in die Cheasapeake Bay an die Hauptfahrrinne.
    »Hast du Durst?« fragte sie, als sie nach Süden drehten.
    »Mhm. In der Kochnische ist ein Kühlschrank - die ist in der... «
    »Ich hab sie gesehen. Was möchtest du?«
    »Bring einfach irgendwas.«
    »Schön«, erwiderte sie strahlend. Als sie aufstand, kroch ihm das Gefühl von weicher Haut den ganzen Arm hoch und verließ ihn wieder an der Schulter.
    »Was ist das?« fragte sie, als sie wieder da war. Kelly drehte sich um und schrak zusammen. Er war mit dem Mädchen am Arm so zufrieden gewesen, daß er nicht auf das Wetter geachtet hatte. »Das« war ein Gewitter, eine sich auftürmende Masse von dunklen Quellwolken, die mehr als zehn Kilometer in den Himmel ragten.
    »Sieht aus, als würden wir ein paar Tropfen abbekommen«, sagte er, als er das Bier entgegennahm,
    »Als ich noch klein war, war das die

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