01 - komplett
Gentleman, würde er genau jetzt einlenken und sie nach Hause schicken.
Lavinia wandte sich ab, doch nicht, um das Gesicht vor ihm zu verbergen. Nein, sie schrak nicht vor ihm zurück. Sie hob ihr Haar an, damit er ihr das Kleid aufschnüren konnte.
Mit dieser Geste gab sie ihm den Blick frei auf ihren schlanken Nacken. Das Bewusstsein, dass sie ihm schutzlos ausgeliefert war, ließ ihn innehalten. Noch war außer in seinen Gedanken nichts Unziemliches geschehen. Sobald er sie berührte, sobald er dieses Kleid aufschnürte, würde es jedoch zu spät sein. Er durfte sie nicht anrühren. Allerdings fehlte ihm die Kraft, der Versuchung zu widerstehen. Er sehnte sich mit jeder Faser seines Herzens nach diesem Moment, der den Himmel auf Erden für ihn bedeutete. Endlich sollte er den Engel besitzen, der seit einem Jahr seine Träume heimsuchte.
Er würde es sich nie verzeihen können, wenn er sie jetzt nahm, das wusste er. Doch was Hölle und Verdammnis bedeuteten, kannte er nunmehr seit zehn langen Jahren.
Seine einzige Aussicht auf eine winzige Kostprobe des Paradieses war Lavinia. Und so legte er die Hände auf ihre Taille und stellte sich seiner Verdammnis.
Lavinia fühlte sich so warm an. Oh, so lange war es her, dass er ein menschliches Geschöpf berührt hatte. Mühsam unterdrückte er ein Stöhnen und küsste sie auf den Nacken. Sie schmeckte und duftete wundervoll. Ohne sich bewusst zu sein, was er tat, presste er sie an sich, und ihm schien, sie schmiegte sich an seinen erregten Körper. Tatsächlich zuckte sie nicht vor ihm zurück. Stattdessen seufzte sie leise und lehnte sich an ihn, als genieße sie seine Berührung.
„Miss Spencer“, sagte er heiser.
„Sollten Sie mich nicht besser Lavinia nennen?“
Mühsam zügelte er seine Ungeduld, während er ihr das Kleid öffnete, darauf bedacht, sie nicht mit seinem Ungestüm zu erschrecken. Er streifte es ihr von den Schultern, und es gab zarte milchweiße Haut frei. Nun trug sie nur noch ein Unterkleid und ein Schnürmieder. Lavinia drehte sich zu ihm um, die Lippen leicht geöffnet. Ihre Augen strahlten beinahe erwartungsvoll, als wäre er ihr Geliebter und nicht der Mann, der sie zwang, sich ihm hinzugeben. Genauso hatte sie ihn auch gestern Abend in der Bibliothek angesehen. Doch sicher nicht, um ihn zu einem Kuss zu ermutigen. Oder?
Allerdings dachte William nicht daran, eine solche Einladung zweimal auszuschlagen.
Er küsste sie mit all der Leidenschaft, die so lange unterdrückt worden war, und genoss das Gefühl ihrer Lippen an seinen. Sie war so süß, wie er es sich erträumt hatte, sie war wie ein Glas Wasser für einen Verdurstenden, wie ein Sonnenstrahl in der düsteren Kälte des Winters. Rau riss er sie in seine Arme. Erstaunt schnappte sie nach Luft, als sie seine Zunge an ihren Lippen fühlte, öffnete aber bereitwillig den Mund für ihn.
William musste sich daran erinnern, dass sie seine Küsse nicht wirklich wollte, dass er ihr im Grunde befohlen hatte, nicht vor ihm zurückzuweichen, was immer er auch tat. Die Art, wie sie sich an ihn schmiegte, war nicht echt. Sie drückte ihn nicht aus freiem Willen an sich. Alles war nur gespielt, ein Schwindel, den er durch Zwang erkauft hatte.
Und doch war sein Verlangen so groß, dass er ihre gespielten Liebkosungen dennoch annahm.
Kurz löste sie sich von ihm, doch nur um ihr Mieder aufzuschnüren. Ein paar dünne Lichtstrahlen drangen durch das Fenster, und William konnte durch den Stoff ihres Unterkleids die Umrisse ihrer schlanken Beine sehen. Lavinia ließ das Mieder fallen.
Den Blick hielt sie zu Boden gesenkt. Zweifellos empfand sie plötzliche Scham, da sie sich bewusst sein musste, dass die Spitzen ihrer Brüste deutlich zu erkennen waren.
Heiße Lust durchfuhr William; keinen Augenblick länger konnte er mehr warten.
Entschlossen ging er auf sie zu und legte die Hände um ihre Taille. Nur der dünne Stoff ihres Hemdes trennte ihn von ihr. Als er sie an sich zog, erschauerte sie heftig.
Fast ehrfürchtig senkte er den Kopf und umschloss eine der Knospen mit den Lippen.
„Oh!“ Unwillkürlich packte Lavinia ihn an den Schultern.
Sie verhielt sich, als gefiele es ihr wirklich. Und vielleicht, wenn er nur gut zu ihr war und sie Erfüllung in seinen Armen fand, würde sie ihm vergeben. Vielleicht könnte er dieser Lüge einen Hauch von Wahrheit schenken. Er drückte ein Bein zwischen ihre Schenkel, und sie bog sich ihm entgegen. Entweder war sie eine großartige Schauspielerin,
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