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01 - komplett

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Titel: 01 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 4 Romane
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„Du weißt, dass das Lady Melicents Mädchenname ist und dass sie jetzt dort lebt.“ Er schüttelte den Kopf. „Man muss ihr Einhalt gebieten, Alex. Die Figuren in ihren Büchern beruhen auf Mitgliedern des ton , und sie sind so treffend beschrieben, dass es unangenehm werden könnte.“ Er wies noch einmal auf Bentley.
    „Wills Verlobung mit Miss Flynn wurde gelöst, weil in dem Buch eine Szene vorkommt, in der eine Figur namens Bill Gentley es während der Vorstellung mit einer Schauspielerin in der Loge treibt!“
    „Wir alle wissen, dass das passiert ist“, versetzte Alex trocken.
    „Darum geht es doch nicht“, mischte Bentley sich ein.
    „Bentley hat dadurch eine sechzigtausend Pfund schwere Erbin verloren“, erklärte Wheeler. „Diese Lady Loveless verfügt über erstklassige Quellen. Deswegen muss man sie ja dazu bringen, mit dem Schreiben aufzuhören.“
    Nachdenklich klopfte Alex mit dem Buch gegen seine Handfläche. „Das wird sie auch.“
    „Was willst du tun?“, erkundigte sich Wheeler.
    „Ich fahre nach Yorkshire“, entgegnete Alex. Er lächelte, als er die entsetzte Miene seines Freundes sah. „Kein Grund zur Besorgnis, Charles – das liegt in Nordengland, nicht am Nordpol.“
    „Yorkshire im Winter!“, stieß Wheeler hervor.
    „Ja“, sagte Alex, „und das hier nehme ich mit.“ Er hob das Buch, und im Kerzenlicht blitzte der Namenszug auf dem Cover auf: Lady Loveless. „Es wird sich sicher als nützlich erweisen ... für Recherchezwecke.“
    „Zum Kuckuck, Alex“, erklärte Bentley. „Ich lese das Buch doch gerade.“ Genauso gut hätte er an die Wand reden können, denn Alex war bereits gegangen.
    Lady Loveless – wie passend!
    Genau der richtige Name für seine entfremdete Frau.
    Draußen auf der Straße schneite es, winzige weiße Flöckchen, die ein scharfer Ostwind heranwirbelte. Alex stellte den Kragen auf, schlug sowohl die Droschke als auch die Sänfte aus und machte sich durch die dunklen Gassen in Richtung Cavendish Square auf. Beinahe gefiel ihm die Vorstellung, mit einem Taschendieb oder Straßenräuber Kräfte zu messen. Zumindest würde er so einem Teil seines Zorns und seiner Enttäuschung Luft machen können.

    Der Wind biss ihm ins Gesicht. Auch innerlich war ihm kalt, und sein Herz fühlte sich an wie erstarrt, von einem Eispanzer umgeben. Melicent. Er dachte an ihre Hochzeit.
    Sie hatten sich erst eine Woche davor kennengelernt. Melicent war damals eine schmale Debütantin in ihrer ersten Saison gewesen, mit langen, kastanienbraunen Haaren und riesigen braunen Augen. Sie war unglaublich schüchtern und verführerisch unschuldig gewesen. Obwohl Alex damals außer sich vor Zorn gewesen war, weil ihn sein Vater, der Duke of Davenhall, zu dieser Ehe gezwungen hatte, hatte er versucht, Melicent keinen Vorwurf daraus zu machen.
    Während des ganzen Hochzeitsfrühstücks hatte er sich ihr gegenüber aufmerksam gezeigt, hatte versucht, sie aus der Reserve zu locken, doch es war ihm nicht gelungen. In der Nacht hatte er die Ehe vollzogen, hatte seine junge Frau dabei voll Sanftmut und Geduld behandelt, aber der Liebesakt war nicht sonderlich erfolgreich gewesen: Sie hatte kalt und bewegungslos wie eine Statue dagelegen, und er hatte sich danach leer und frustriert gefühlt. Darauf waren ein paar weitere unerfreuliche Vereinigungen gefolgt, und nach ungefähr zwei Wochen hatte er ihr Lager gar nicht mehr aufgesucht. Stattdessen hatte er sich mit der Verwaltung der herzoglichen Güter befasst, sie hatten ihm Weib und Geliebte ersetzt. Mehr brauchte er nicht.
    Hin und wieder war er auf Bällen aufgetaucht, um Melicent zum Tanz zu führen.
    Seine Mutter hatte darauf bestanden, und es hatte die Klatschbasen und sein eigenes schlechtes Gewissen beschwichtigt. Er und seine Frau hatten nie über ihre unbefriedigende Ehe gesprochen. Man kann allerdings nicht behaupten, dass wir uns einander entfremdet hätten, dachte er jetzt – wir sind uns ja nie nahegekommen.
    Bestimmt hatte keiner geahnt, welcher Zorn in ihm brannte – am wenigsten Melicent. Sie hatte keine Vorstellung davon, welche Ohnmacht und Wut die Drohungen in ihm geweckt hatten, mit denen der Duke of Davenhall seinen jüngeren Sohn zu dieser Ehe gezwungen hatte. Er hatte unbedingt die Erbfolge sichern wollen, und er hatte genau gewusst, dass Henry, sein älterer Sohn, nie heiraten würde – er zog sein eigenes Geschlecht vor. Daher hatte der Herzog Alex gedroht, er werde seinem Zweitältesten die Leitung der

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