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Mordlast

Mordlast

Titel: Mordlast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Guzewicz
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    E s war der Regen, über den sie sich unterhielten. Das Wetter war ein beliebtes Thema und konnte für alles herhalten – für Kopfschmerzen, für schlechte Laune und eine Depression, und natürlich war es schuld daran, dass die Pflanzen vertrockneten oder wenn sie im Wasser ersoffen.
    Ólafur Davídsson hatte nur die Wortfetzen gehört, und es hatte ihm gereicht.
    Er hasste diese banale Art der Kommunikation. Wenn die Menschen sich nichts anderes zu sagen hatten, und er fand es ermüdend, ihnen dabei zuzuhören. Dauerregen gab es schon, als es noch keine Menschen gab, und die Natur ist damit bisher immer bestens klargekommen, dachte er, als er sich von ihnen wegbewegte, um außer Hörweite zu sein.
    Er aß die Currywurst in seinem Saab 9-3 Cabriolet und beobachtete dabei durch die Windschutzscheibe, wie sie sich weiter über das Wetter unterhielten.
    Eigentlich hätte er gerne im Freien gegessen und er überlegte, ob er das Verdeck öffnen sollte, ließ es aber sein. Für einen Moment hatte es aufgehört zu regnen. Für eine Fahrt ohne Dach war es aber noch zu kalt und es nur für diesen kurzen Moment zu öffnen, war ihm zu umständlich. Davídsson schaltete das Gebläse ein und versorgte sich auf diese Weise mit der frischen Luft, die der Regen vom Staub gereinigt hatte.
    Als er den letzten Bissen nahm, ging auch die Frau, die nur das Wetter als Gesprächsthema kannte, von seinem Lieblingsstand. Dort gab es die beste Currywurst in der ganzen Stadt. Mit viel Curry und scharf, wie er es mochte. Die Frau kam an seinem Wagen vorbei, beachtete ihn jedoch nicht.
    Zu der Verkäuferin hinter der Theke hatte er eine Art Beziehung aufgebaut. Sie kannten sich ein paar Jahre, und lange Zeit waren es nur die üblichen Worte gewesen, die sie gewechselt hatten:
    »Eine Currywurst mit Pommes, scharf und viel Curry bitte ... Nein, keine Mayo auf den Pommes.«
    Aber mit der Zeit hatte sie sich die Wünsche ihres Kunden gemerkt und sie konnten, sich über andere Dinge unterhalten. Er wusste einiges über sie und sie über ihn.
    Sie wusste, dass er Kriminalanalyst war und er, dass sie den Stand seit mehr als dreißig Jahren hatte. Sie wusste, dass er Isländer war und er, dass sie und ihr Mann schon seit Generationen in Ost-Berlin gelebt hatten, bis die Mauer gefallen war.
    Mittlerweile hatte er das besondere Privileg, bei ihr anrufen zu können, und sie bereitete dann alles vor, sodass er direkt essen konnte, wenn er ankam.
    Sie hatten ein gutes Timing erreicht.
    Die Currywurst war noch warm und die Pommes knackig frisch, wenn er an ihrem Stand ankam. In den Abendstunden stand daneben ein kühles Bier, auf das er sich den ganzen Tag freute. Heute war es dafür noch zu früh. Er stellte das weiße Plastikschälchen in den Fußraum des Beifahrersitzes und stellte den Motor an. Die Uhr im Display zeigte neun.
    Er hatte noch den Weg durch die halbe Stadt vor sich, bis er in seinem Büro in Treptow sitzen würde, aber das war zurzeit kein Problem. Er hatte viele Überstunden angesammelt und momentan keinen Fall, den es zu lösen gab. Sein Chef erwartete ihn zu keiner Besprechung und seine Kollegen waren in ganz Deutschland unterwegs.
    Ihm graute schon davor. Er hasste Tage, an denen er nichts zu tun hatte. Sie zogen sich in die Länge wie ein geschmacklos gewordenes Kaugummi, das man schon viel zu lange im Mund hatte.
    Gerade, als er die Schranke zum BKA-Gelände passieren wollte, klingelte sein Handy. Er nahm das Gespräch über die Freisprecheinrichtung seines Saabs entgegen. Es war sein Vorgesetzter.
    »Ich habe da etwas für Sie. Wo stecken Sie gerade?«
    »An der Zufahrt.« Davídsson schaltete den Motor aus. Er beobachtete, wie der Pförtner ihn argwöhnisch durch das große Fenster musterte, bis er ihn erkannte. Er winkte Ólafur Davídsson ein paarmal zu, um dann wieder hinter seinem Computer zu verschwinden. Was für ein langweiliger Job, dachte Ólafur Davídsson.
    »Wahrscheinlich handelt es sich um ein politisch motiviertes Verbrechen. Das LKA 1hat uns deshalb eingeschaltet.«
    »Wo und wann?«
    »General-Pape-Straße Ecke Loewenhardtdamm in Tegel. Sie sollten sofort dorthin fahren.«
    »Haben wir eine Hausnummer?« Davídsson sah im Rückspiegel, wie sich ein anderes Fahrzeug näherte.
    »Nein. Es ist ein spezielles Bauwerk, kein Wohnhaus.«
    Davídsson startete den Motor und machte dem anderen Wagen Platz.
    »Sonst noch irgendwelche Infos?«
    »Nein. Nichts.«
    Er drehte seinen schwarzen Saab 9-3 und folgte der

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