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01 - komplett

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Titel: 01 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 4 Romane
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Rowan für den Obergärtner hielt, überwachte an einem Gewächshaus eine Lieferung Kohle.
    „Österreich.“ Es hatte keinerlei Sinn, da zu lügen. Wenn er wusste, dass sie außer Landes gewesen war, würde er sie nicht über englische Familien und Herrenhäuser ausfragen, und sie würde nicht riskieren, etwas Falsches zu sagen.
    „Beim Kongress?“, fragte er, und sie nickte. „Interessant.“

    „Meine Arbeitgeber fanden es sehr interessant.“ Und sie hatte sich dort auch gut unterhalten. Die Bälle, Empfänge, Picknicke und Feste, der politische Klatsch und die gesellschaftlichen on dits lagen Welten entfernt von der peniblen Formalität eines Dinners in der Dienstbotenhalle. „Es war wie eine andere Welt“, fügte sie hinzu und stampfte mit den Füßen auf dem gepflasterten Pfad auf, um den Schnee loszuwerden.
    In Wien könnte sie jetzt mit dem Pferdeschlitten in den Wald fahren oder in den luxuriösen Läden und Kaufhäusern in der Innenstadt einkaufen. Aber Papa sollte zu Beginn des nächsten Jahres nach Hause kommen, und so hatten sie sich darauf geeinigt, dass es das Beste wäre, wenn sie vorausführe und das Stadthaus für ihren Einzug vorbereitete.
    Wenn sie nicht gekommen wäre, hätte sie von Pennys Notlage gar nicht erfahren, ehe es zu spät und ihre Freundin unwiderruflich verheiratet gewesen wäre. Und sie hätte auch nicht diese Einsichten gewinnen können in die Welt der Dienstboten oder die Freiheit gehabt, diesem skandalösen Flirt nachzugeben.
    „Ich bin nicht traurig darüber, dass ich zurück bin.“
    „Nein. Ich auch nicht. Obwohl ich befürchte, dass mir nie wieder warm werden wird.
    Ich habe vergessen, wie kalt es in England sein kann.“
    „Sie waren auch im Ausland? Wie lang?“
    „Fünf Jahre. Ich bin vor ein paar Wochen zurückgekehrt.“
    Gott sei Dank. Er konnte nichts mit Lady Danescrofts Tod zu tun haben.
    „Ich war in Westindien.“ Das erklärte den leicht getönten Teint, als hätte die Sonne darübergestrichen.
    „Als Kammerdiener?“ Sie umrundeten die Stallungen und den Hof hinter der Küche und hörten, wie die anderen Dienstboten ebenfalls zurückkehrten.
    „Nein. Eher als Gutsverwalter. Ich hatte nicht erwartet, bei meiner Rückkehr eine Stellung wie die jetzige anzunehmen, aber es war ... ratsam.“
    Gutsverwalter – eine deutlich angesehenere Position als Kammerdiener. Die jüngeren Söhne selbst vornehmer Familien wurden mitunter Gutsverwalter. Rowan stellte fest, dass sie sich über diese Entdeckung freute, und im nächsten Moment wurde ihr auch klar, warum. Du liebe Güte! Eine etwas bessere Herkunft rechtfertigt diesen Flirt noch lange nicht. Ob Kammerdiener oder jüngerer Sohn einer vornehmen Familie spielt doch keine Rolle! Ich bin das einzige Kind von Roland Chilcourt, dem dritten Earl of Lavenham, und ich weiß, was ich meinem Namen schuldig bin. Wenn das je herauskäme, wäre der Skandal riesengroß. Dass sie als Pennys Kammerzofe aufgetreten war, könnte man noch als Streich entschuldigen, dass sie einen Kammerdiener geküsst hatte, würde sie gänzlich unmöglich machen.
    Dann lass dich eben nicht erwischen . Sie war über sich selbst schockiert. Während sie sich unter die anderen Kirchgänger mischten, die ihre Hüte und Mäntel ablegten und mit den Füßen aufstampften, um den Schnee loszuwerden, bevor sie in die Wärme zurückströmten, warf sie Lucas einen Seitenblick zu. In ihrem Leben hatte es schon andere Männer gegeben – attraktive, passende Gentlemen, die sie alle sehr gern gemocht hatte. Ein paar von ihnen hatten ihr die Ehe angetragen, und bei zweien hatte sie lange und angestrengt nachgedacht, ehe sie sie abgewiesen hatte.
    Aber sie war nie in Versuchung gewesen, einen von ihnen zu küssen. Keiner von ihnen hatte ihr den Atem geraubt, und sie hatten sich auch nicht in ihre Träume geschlichen, so wie es dieser Mann letzte Nacht getan hatte.
    „Was stehen Sie hier herum und träumen, Miss Lawrence?“, erkundigte sich Miss Mathers Zofe beißend. „Ich könnte mir vorstellen, dass Miss Maylin nun Ihrer ganzen Aufmerksamkeit bedarf.“
    „Was? Ach, du lieber Himmel – natürlich sind sie inzwischen zurück.“ Rowan eilte zur Treppe. Es war Zeit, sich größtmögliche Mühe mit Pennys beschränkter Auswahl an Garderobe zu geben – und herauszufinden, was in der Kirche vor sich gegangen war.
    Sie eilte die Wendeltreppe zu ihrem Turmzimmerchen empor, hielt auf einem der beengten Absätze inne, um Luft zu holen. Vor ihr lag ein

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