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01 - Nacht der Verzückung

01 - Nacht der Verzückung

Titel: 01 - Nacht der Verzückung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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völlig töricht gewesen waren. »Hallo,
Neville.«
    Sie
nahm seine Hand.
    ***
    Obwohl die
Geburtstagsfeier erst am nächsten Tag stattfinden sollte, befanden sich bereits
eine Menge Gäste im Haus. Das Abendessen war eine gedrängte und laute
Veranstaltung. Neville war erfreut festzustellen, dass seine Mutter Portfrey zu
ihrer Rechten und Lily zu ihrer Linken platziert hatte, obwohl sie so von
seinem Platz am Kopfende des Tisches weit entfernt saßen. Bis auf jene Momente
auf der Terrasse während der Begrüßung hatte es kaum eine Möglichkeit gegeben,
mit ihr ein Wort zu wechseln.
    Aber
das bekümmerte ihn nicht sehr. Für den Augenblick gab er sich damit zufrieden,
sie anzusehen, die Veränderungen zu beobachten, die die wenigen Monate in ihr
hervorgebracht hatten. Er erinnerte sich, wie Elizabeth ihm einmal erklärt
hatte, dass neues Wissen und neu erworbene Fähigkeiten einen Menschen nicht
veränderten, sondern dem bereits Vorhandenen etwas hinzufügten. Auf Lily traf
das zu. Sie war elegant und ausgeglichen und voller Leben. Verschwunden war das
fürchterliche Gefühl der Unzulänglichkeit, das ihr bei ihrem ersten Aufenthalt
auf Newbury Abbey in vornehmer Gesellschaft die Sprache verschlagen hatte -
zumindest in weiblicher Gesellschaft. Sie redete so viel wie jeder andere,
mindestens. Sie lächelte und lachte.
    Aber
sie war immer noch Lily. Sie war Lily, wie sie geschaffen worden war -
aber jetzt hatte sie die Freiheit, sich in jeder Gesellschaft und Umgebung zu
vergnügen.
    Er
schnappte Gesprächsfetzen ihrer Unterhaltungen auf, da sie irgendwie im
Mittelpunkt des allgemeinen Interesses zu stehen schien und der ganze Tisch oft
schwieg und wenn alle sich nach vorn beugten, um ihr zuzuhören - so zum
Beispiel, als Joseph sie fragte, wie es um ihre Lesefähigkeiten bestellt sei.
    »Oh, du
würdest einen großen Einsatz verlieren, wenn du jetzt dumm genug wärest zu
wetten, kann ich dir versichern«, ließ sie ihn wissen. »Ich lese sehr gut.
Nicht wahr, Elizabeth? Ich wage zu behaupten, dass ich eine ganze Seite in
einer halben Stunde lesen kann, wenn ich nicht abgelenkt werde und der Text
keine langen Wörter enthält. Und ich muss die Worte auch nicht mehr laut
vorsprechen oder leise mit den Lippen formen. Was sagst du dazu, Joseph?« Sie
lachte vergnügt und der ganze Tisch lachte mit.
    »Ich
denke, ich wäre eingeschlafen, bevor du das Ende der Seite erreichst«, sagte
Joseph gähnend und fächelte geziert mit einer Hand vor dem Mund.
    Sie war
entzückend, dachte Neville und versuchte, gelegentlich die Augen von ihr zu
nehmen, um sich mit den Verwandten, die in seiner Nähe saßen, weiterhin zu
unterhalten. Es war nicht einfach.
    0 ja,
sie war immer noch Lily, dachte er wenige Minuten später. Einer der Diener
beugte sich neben ihr über den Tisch, um einen Teller zu entfernen, und sie
blickte zu ihm auf und ihr Gesicht erstrahlte, als sie ihn erkannte.
    »Mr.
Jones!«, rief sie aus. »Wie geht es Ihnen?«
    Der arme
Jones ließ beinah den Teller fallen. Er wurde knallrot und murmelte etwas, das
Neville nicht verstehen konnte.
    »Oh,
ich weiß«, sagte Lily, augenblicklich reumütig. »Ich möchte mich entschuldigen,
wenn ich Sie in Verlegenheit gebracht habe. Ich werde morgen früh in die Küche
kommen, wenn ich darf, und mit allen ein Schwätzchen halten. Es ist eine
Ewigkeit her, seit ich Sie alle das letzte Mal gesehen habe.«
    Seine
Mutter, bemerkte Neville, lächelte Lily augenscheinlich mit echter Zuneigung
an.
    »Das
heißt, wenn Ihr nichts dagegen habt, Madam«, sagte Lily an sie gewandt. »Ich
vergesse, dass ich nicht zu Hause bin. Zu Hause gehe ich oft hinunter in die
Küche, nicht wahr, Vater? Es ist der behaglichste Raum des Hauses und ich kann
immer sicher sein, dort eine sinnvolle Beschäftigung zu finden. Vater hat
nichts dagegen.«
    »Und
ich ebenfalls nicht, Kind«, sagte die Gräfin und tätschelte ihr die Hand.
    »Man
lernt schnell, Madam«, sagte der Herzog von Portfrey mit einem Seufzer, »dass
Töchter zu dem alleinigen Zweck geschaffen wurden, ihren Vater um den kleinen
Finger zu wickeln.«
    Er sah
aus wie ein neuer Mensch, das war Neville bereits unmittelbar nach ihrer
Ankunft aufgefallen. Ihn umgab eine Aura des Glücks und er tat wenig, den
ungeheuren Stolz zu verbergen, den er für seine Tochter empfand.
    Später
im Salon bezauberte Lily alle Anwesenden, indem sie sich mit jeder seiner
Tanten und mit seiner Mutter unterhielt. Nachdem das Teetablett entfernt worden
war und einige

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