01 - Nacht der Verzückung
schon aufgewärmt.«
»Aber
der Boden ist hart.«
Sie
lächelte ihn betörend an. »Nicht härter als in unserem Zelt in Portugal.«
Sie
nahmen ihre Umhänge und die Kopfkissen und alle Decken vom Bett. Sie
entledigten sich nicht all ihrer Kleider. Der Boden war tatsächlich hart und
kalt und die Luft nicht gerade behaglich warm, trotz des knisternden Feuers im
Kamin.
Ihre
Leidenschaft bemerkte keine dieser Unannehmlichkeiten. Für jeden von beiden gab
es nur den anderen, warm und lebendig und begierig. Nach einer Weile, nachdem
sie sich gegenseitig mit Händen und Lippen gestreichelt und Liebkosungen
geflüstert hatten und er ihr Kleid angehoben und seine Kleidung beiseite
geschoben und sich tief in sie gepresst hatte, gab es nicht einmal mehr den
anderen, sondern sie schienen ein Körper zu sein, ein Herz, ein Wesen. Und
nachdem er sich in ihr und mit ihr in lang andauern der, geteilter Leidenschaft
und Lust bewegt hatte, war nicht einmal das eine übrig geblieben, sondern nur
noch losgelöste Wonne.
0 ja,
sie waren verheiratet.
***
Er war noch immer
in ihr. Er hatte geschlafen und mit seinem ganzen Gewicht auf ihr gelegen. Auf
dem harten Boden der Hütte. Er rollte sich zur Seite, ohne seine Umarmung zu
lösen. Aber sie stöhnte aus Protest, dass er ihren Körper verlassen hatte, und
kuschelte sich mit schläfrigem Gemurmel an ihn.
Das
Feuer, sah er über ihre Schulter hinweg, loderte hoch. Er hatte also nicht
lange geschlafen.
»Dir
müssen alle Knochen wehtun«, sagte er.
»Mmm.«
Sie seufzte. Dann bewegte sie den Kopf und küsste ihn mit sanfter Trägheit auf
den Mund. »Wirst du aus mir wieder eine ehrbare Frau machen?«
»Lily.«
Er drückte sie eng an sich. »Oh, Lily, meine einzige Liebe. Als ob du jemals
deine Ehre verlieren könntest. Du bist meine Frau. Und wenn du tausendmal nein
sagst, für den Rest unseres Lebens, ich werde in dieser Überzeugung niemals
wanken.«
»Ich
habe nicht vor, tausendmal nein zu sagen«, sagte sie. »Oder auch nur einmal.
Ich sagte ja, als du mich zum ersten Mal fragtest, und heiratete dich eine
Stunde später. Seitdem bin ich mit dir verheiratet, auch wenn ich im Frühjahr
nicht zustimmen konnte, es rechtsgültig zu machen. Ich sage jetzt nicht nein.
Ich bin mit dir verheiratet und ich will, dass die ganze Welt diese Tatsache anerkennt
- Vater, deine Mutter, jeder. Aber nur u anzuerkennen was bereits ist.«
»Vater
wird eine große Hochzeit wollen«, sagte sie, »selbst wenn für mich nur die
Zeremonie in Portugal zählt. Er will, dass wir auf Rutland Park heiraten. Wir
müssen ihm seinen Wunsch erfüllen, Neville. Er bedeutet mir sehr viel. Er ist ... ich liebe ihn.«
»Natürlich.
Und Mama wird das Gleiche erwarten«, sagte er und küsste sie erneut. »Die
Gesellschaft wird es erwarten. Natürlich werden wir wieder heiraten - im
großen Stil. Wann, Lily?«
»Wann
immer Vater und deine Mutter es wünschen«, sagte sie.
»Nein.«
Er lächelte sie plötzlich an. »Nein, Lily. Das werden wir ganz allein
entscheiden. Was hältst du vom zweiten Jahrestag unserer ersten, unserer wahren Trauung? Dezember - auf Rutland Park.«
»0 ja.«
Sie lächelte voller Entzücken. »Ja, das wäre wunderbar.«
Alles
war wunderbar - für den Augenblick. Es würde natürlich nicht für den Rest
ihres Lebens so bleiben. Leben hieß etwas anderes. Aber jetzt, in dieser Nacht
war alles gut. Sie hatten eine sonnige Zukunft vor sich und die Vergangenheit ...
Ah, die
Vergangenheit. Die Vergangenheit, die Lily hatte ertragen müssen und die er aus
Mangel an Mut nie vollständig mit ihr geteilt hatte. Vielleicht spielte es
keine Rolle. Die Vergangenheit sollte man ruhen lassen. Aber andererseits ruhte
die Vergangenheit niemals. Sie schlich sich in die Gegenwart ein und sie konnte
die Zukunft vereiteln, wenn man sich nie mit ihr beschäftigt hatte. Er würde
immer um Lilys Vergangenheit herumschleichen und sie würde absichtlich nie mit
ihm darüber sprechen.
»Was
denkst du?« Sie berührte seine Lippen mit ihren. »Warum siehst du so traurig
aus?«
Lily.«
Er sprach mit ruhiger Stimme und blickte in ihre vor Sorge verdunkelten Augen,
obwohl er ihrem Blick liebend gern ausgewichen wäre. »Erzähl mir von jenen
Monaten. Es gibt noch viel mehr zu erzählen, oder? Aber ich hatte im letzten
Frühjahr nicht den Mut oder die Kraft, mir alles anzuhören. Die Schmerzen
jener, die wir lieben, sind immer schwerer zu ertragen als unsere eigenen,
besonders wenn Schuld im Spiel ist. Aber ich
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