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01 - Winnetou I

01 - Winnetou I

Titel: 01 - Winnetou I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Winnetou sah, war kein Schwimmen, sondern viel eher ein auf dem Wasser Hinschnellen zu nennen. Er hatte sein Messer zwischen die Zähne genommen und flog auf den Feind in weiten Sätzen zu, wie ein springender Stein, den man flach gegen das Wasser wirft. Santer hatte im zweiten Lauf noch einen Schuß, hielt dem Apachen die Mündung entgegen und rief hohnlachend:
    „Komm her, verdammte Rothaut! Ich schicke dich zum Teufel!“
    Er glaubte, leichtes Spiel zu haben und nur losdrücken zu brauchen, hatte sich da aber in Winnetou geirrt, denn dieser tauchte sofort unter, um von unten an das Kanu zu kommen und es umzustürzen. Wenn ihm dies gelang, so konnte dem in das Wasser stürzenden Santer sein Gewehr nichts mehr helfen, und es mußte zu einem Ringkampf kommen, in welchem der gewandte Apache jedenfalls Meister blieb. Das sah er ein, legte die Büchse schnell weg und ergriff das Ruder wieder. Es war die höchste Zeit für ihn gewesen, denn kaum hatte er es in Bewegung gesetzt, so kam Winnetou an der Stelle empor, an welcher sich das Kanu im vorhergehenden Augenblick befunden hatte. Santer gab den Angriff auf, brachte sich durch einige kräftige Ruderschläge aus der gefährlichen Nähe seines ergrimmten Feindes und schrie:
    „Hast du mich, Hund? Ich heb' die Kugel auf fürs nächste Wiedersehen!“
    Winnetou arbeitete mit allen Kräften, ihn doch noch zu erreichen, doch vergeblich. Kein Schwimmer, und wäre er der erste Champion der Welt, kann ein Boot einholen, welches durch Ruder im reißenden Wasser abwärts getrieben wird.
    Der ganze Vorgang hatte sich in Zeit von kaum einer halben Minute abgespielt, und doch erschienen, als Santer eben im Nebel wieder verschwand, schon einige Apachen, welche die lauten Rufe und den Schuß gehört hatten und sofort von der Insel in das Wasser gesprungen waren, um uns zu Hilfe zu kommen. Ich rief sie zu mir, um mir zu helfen, Pida nach der Insel zu bringen. Als wir diese erreichten und ich den Kiowa von mir losbinden ließ, gebot Winnetou seinen Leuten:
    „Meine roten Brüder mögen sich alle schnell fertig machen! Santer ist soeben in einem Kanu den Fluß hinunter, und wir müssen ihm nach!“
    Er war so aufgeregt, wie ich ihn noch nicht gesehen hatte.
    „Ja, wir müssen ihm nach, augenblicklich nach“, stimmte ich bei.
    „Aber was wird aus Sam Hawkens und unsern beiden Gefangenen?“
    „Die überlasse ich dir“, antwortete er.
    „So soll ich hier bleiben?“
    „Ja. Ich muß diesen Santer, den Mörder meines Vaters und meiner Schwester, haben; du aber bist verpflichtet, Sam Hawkens, der dein Gefährte ist, zu befreien; wir müssen uns also trennen.“
    „Auf wie lange?“
    Er überlegte nur einige Augenblicke und sagte dann:
    „Wann wir uns wiedersehen werden, das weiß ich jetzt nicht. Des Menschen Wunsch und Wille ist dem großen Geist Untertan. Ich glaubte, länger bei meinem Bruder Shatterhand sein zu können, doch Manitou hat jetzt plötzlich dagegen gesprochen; er will es anders haben. Weißt du, warum Santer fort ist?“
    „Ich kann es mir denken. Wir sind nicht in die uns gestellte Falle gegangen, und man hat dich gestern abend gesehen. Man weiß also, daß wir hier sind und nicht ruhen werden, bis wir Santer ergriffen und Hawkens befreit haben. Da hat Santer Angst bekommen und sich aus dem Staub gemacht.“
    „Ja; aber es kann sogar noch anders sein. Der Sohn des Häuptlings ist verschwunden, und dies bringen die Kiowas natürlich mit unserm Erscheinen in Verbindung; sie nehmen an, daß er in unsere Hände geraten ist. Darüber ist Tangua ergrimmt und hat seinen Zorn an Santer, der an allem schuld ist, ausgelassen und ihn fortgejagt.“
    „Auch das ist wahrscheinlich. Santer wird haben hören müssen, daß ihm die Kiowas keinen Schutz mehr gewähren.“
    „Und warum hat er den Wasserweg gewählt und auf sein Pferd verzichtet?“
    „Aus Furcht vor uns. Er hatte Sorge, auf uns zu treffen, und wenn dies auch nicht geschah, so konnten wir seine Fährte entdecken und ihr folgen. Darum ist er im Kanu fort, welches er wohl gegen sein Pferd ertauscht hat. Er ahnte natürlich nicht, daß wir uns hier auf der Insel befinden und grad durch seine Vorsicht zur Kenntnis seiner Flucht gelangen würden. Nun er uns gesehen hat, weiß er, daß wir ihm folgen werden, und wird tüchtig rudern, um schnell fortzukommen. Glaubst du, daß ihr ihn zu Pferd einholen könnt?“
    „Es ist schwer, aber doch möglich. Wir müssen die Windungen des Flusses abschneiden.“
    „Das geht

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