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01 - Winnetou I

01 - Winnetou I

Titel: 01 - Winnetou I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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fort.“
    „Es war ein böser Zufall, für den ich nicht konnte. Ich hatte Santers Zelt fast erreicht, da kamen einige Kiowas, welche vorüber wollten. Ich durfte nicht aufspringen und wälzte mich zur Seite. Da blieben sie stehen und sprachen miteinander; dabei fiel das Auge des einen auf mich, und sie taten die vier Schritte zu mir hin. Da mußte ich freilich auf und fort. Der Schein der Feuer zeigte ihnen meine Gestalt, und sie erkannten mich. Ich floh aufwärts anstatt abwärts, um sie irre zu führen, schwamm über den Fluß und entkam. Aber Santer habe ich freilich nicht gesehen.“
    „Du wirst ihn bald zu sehen bekommen, denn dieser junge Krieger hier ist darauf eingegangen, sich gegen Santer und Sam Hawkens auswechseln zu lassen, und ich bin überzeugt, daß der Häuptling darauf eingehen wird.“
    „Uff! Das ist gut; das ist sehr gut! Mein Bruder Shatterhand hat kühn, ja fast tollkühn gehandelt, indem er Pida gefangen nahm, aber es war das Beste, was für uns geschehen konnte.“
    Wenn ich gesagt hatte, daß er Santer bald zu sehen bekommen werde, so sollte dies noch viel eher geschehen, als ich gedacht hatte. Wir banden den Gefangenen so an und zwischen uns fest, daß seine Schultern die unserigen berührten und sein Kopf also, obgleich ihm die Arme gebunden waren, über Wasser bleiben mußte; mit den Beinen konnte er uns beim Schwimmen helfen. Dann gingen wir in den Fluß. Pida leistete uns dabei keinen Widerstand, sondern stieß, als wir den Grund unter den Füßen verloren hatten, in gleichem Takt mit den Beinen kräftig aus.
    Der Nebel lag so dicht auf dem Wasser, daß wir nicht sechs Manneslängen weit sehen konnten, aber bekanntlich hört man im Nebel um so besser. Wir waren noch gar nicht weit vom Ufer entfernt, da sagte Winnetou:
    „Mach leise! Ich habe etwas gehört.“
    „Was?“
    „Ein Geräusch wie von Rudern, welche in das Wasser getaucht werden, da aufwärts von uns.“
    „So bleiben wir halten!“
    „Ja; horch!“
    Wir machten jetzt nur diejenigen geringen Bewegungen, welche notwendig waren, uns über Wasser zu halten, und verursachten also kein Geräusch. Ja, Winnetou hatte richtig gehört; es kam jemand den Fluß herabgerudert. Er mußte Eile haben, da er trotz des Gefälles, welches der Fluß hier hatte, sich auch noch der Ruder bediente.
    Er kam rasch näher. Sollten wir uns sehen lassen oder nicht? Es konnte ein feindlicher Späher sein; vielleicht aber war es vorteilhaft für uns, zu wissen, wer er war. Ich warf Winnetou einen fragenden Blick zu; er verstand denselben und antwortete leise:
    „Nicht zurück! Ich will wissen, wer er ist. Er wird uns wohl nicht sehen, weil wir still auf dem Wasser liegen.“
    Es stand allerdings zu erwarten, daß wir unbemerkt bleiben würden, denn wir hatten ja nur die Köpfe über Wasser. Wir schwammen also nicht zurück. Pida war ebenso gespannt wie wir; er hätte uns durch einen Hilferuf verraten können, tat dies aber nicht, weil er wußte, daß ihm ohnedies die Freiheit sicher war.
    Jetzt war uns der Ruderschlag ganz nahe, und ein indianisches Kanu tauchte aus dem Nebel auf. In diesem saß – – – wer? Wir hatten still bleiben wollen, aber als Winnetou den Mann erblickte, stieß er den lauten Ruf aus:
    „Santer! – Er entflieht!“
    Mein sonst so ruhiger Freund wurde durch das so plötzliche Erscheinen seines Todfeindes so aufgeregt, daß er die Arme und Beine mit aller Gewalt ausstieß, um auf das Kanu zuzuschwimmen, wurde aber dadurch zurückgehalten, daß er mit uns oder vielmehr mit Pida zusammengebunden war.
    „Uff! Ich muß los; ich muß hin, muß in haben!“ rief er, indem er sein Messer zog und den Riemen zerschnitt, mit welchem er an Pida hing.
    Santer hatte natürlich den Ausruf Winnetous gehört; er richtete sein Gesicht zu uns herüber und sah uns.
    „Thousand devils!“ schrie er erschrocken auf. „Da sind ja diese – – –“
    Er hielt inne. Der Ausdruck des Schreckens wich aus seinem Gesicht und machte dem der Schadenfreude Platz; er hatte unsere Situation erkannt, warf das Ruder ins Kanu, griff nach seinem Gewehr, richtete es auf uns und rief:
    „Eure letzte Wasserpartie, ihr Hunde!“
    Er drückte glücklicherweise grad in dem Augenblick ab, in welchem sich Winnetou von uns freigemacht hatte und mit gewaltigen Stößen auf das Boot zuschoß; dadurch erhielt ich mit Pida einen Ruck, welcher uns von dem Punkt, nach welchem Santer gezielt hatte, entfernte, und die Kugel ging fehl.
    Das, was ich jetzt von

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