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01 - Winnetou I

01 - Winnetou I

Titel: 01 - Winnetou I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nicht. Ich mache meinen Bruder Winnetou darauf aufmerksam, daß dies ein Fehler sein würde.“
    „Warum?“
    „Weil er leicht auf den Gedanken kommen kann, den Fluß zu verlassen und die Flucht an Land fortzusetzen; da ist die Gewißheit, euch zu entgehen, größer. Da ihr nun nicht wißt, nach welcher Seite er in diesem Fall aus dem Wasser geht, so müßt ihr euch teilen, um dem Red River auf beiden Ufern zu folgen.“
    „Mein Bruder hat recht. Wir werden das tun, was er gesagt hat.“
    „Ihr müßt dabei sehr aufmerksam sein, damit euch die Stelle, an welcher er landet, nicht entgehe, und das erfordert leider Zeit. Auch könnt ihr die Krümmungen nicht abschneiden, denn was für das eine Ufer eine Ausbiegung ist, das ist für das andere eine Einbiegung, und während die eine Abteilung von euch einen Bogen abschnitte, würde die andere am gegenüberliegenden Ufer einen desto größeren Umweg zu machen haben, und ihr kämet infolgedessen auseinander.“
    „Es ist so, wie mein Bruder sagt, und wir sind also gezwungen, allen Krümmungen des Flusses zu folgen. Da dürfen wir jetzt keine Minute versäumen.“
    „Wie gern würde ich mit euch reiten; aber es ist wirklich meine Pflicht, für Sam Hawkens zu sorgen; ich darf ihn nicht verlassen.“
    „Ich werde nie etwas von dir wünschen, was gegen deine Pflicht ist. Du darfst nicht mit. Aber wenn der große Geist es will, werden wir uns in einigen Tagen wiedersehen.“
    „Wo?“
    „Wenn du von hier fortreitest, so richte deinen Weg nach dem Zusammenfluß dieses Stromes hier mit dem Rio Bosco de Natchitoches. Da, wo der vereinte Strom beginnt, am linken Ufer desselben, wirst du einen meiner Krieger finden, falls ein Zusammentreffen möglich ist.“
    „Und wenn ich keinen Krieger dort sehe?“
    „Da bin ich noch hinter Santer her und weiß nicht, wohin er flieht, kann dir also auch nicht sagen lassen, wohin du kommen sollst. Dann reise mit deinen drei Gefährten nach St. Louis zu den Bleichgesichtern, welche den Pfad des Feuerrosses bauen wollen. Aber ich bitte dich, zu uns zurückzukehren, sobald der gute Manitou es dir erlaubt. Du bist im Pueblo am Rio Pecos stets willkommen, und sollte ich nicht dort sein, so wirst du erfahren, wo ich zu finden bin.“
    Während dieses unseres Gespräches hatten seine Apachen sich zum Ritt bereit gemacht. Er gab Dick Stone und Will Parker die Hand, um sich von ihnen zu verabschieden, und wendete sich dann mir wieder zu:
    „Mein Bruder weiß, wie froh unsere Herzen waren, als wir unsern Ritt am Rio Pecos begannen; er hat Intschu tschuna und Nscho-tschi den Tod gebracht. Wenn du einst zu uns zurückkehrst, wirst du nicht die Stimme der schönsten Tochter der Apachen hören, welche anstatt nach den Städten der Bleichgesichter in das Land der Abgeschiedenen gegangen ist. Nun treibt mich die Rache fort von dir, aber die Liebe wird dich wieder zu uns führen. Ich wünsche sehr, daß ich dir unten an der Mündung des Rio Bosco Nachricht geben kann; sollte dies aber nicht der Fall sein, so verweile dich nicht allzu lange in den Städten des Ostens, sondern kehre recht bald zu mir zurück. Du weißt, wen du mir zu ersetzen hast. Willst du mir versprechen, bald zu kommen, mein lieber, lieber Bruder Scharlih?“
    „Ich verspreche es dir. Mein Herz geht mit dir, mein lieber Bruder Winnetou. Du weißt, welches Versprechen ich dem sterbenden Klekih-petra gegeben habe; ich werde es halten.“
    „So leite der gute Manitou alle deine Schritte und beschütze dich auf allen Wegen. Howgh!“
    Er umarmte und küßte mich, gab seinen Leuten einen kurzen Befehl und stieg auf sein Pferd, um es in das Wasser zu treiben. Der Befehl hatte zur Folge, daß seine Apachen sich teilten; die eine Abteilung schwamm nach dem rechten und Winnetou mit der andern nach dem linken Ufer des Flusses. Ich blickte meinem Winnetou nach, bis er im Nebel verschwand. Es war mir, als sei ein Teil meines eigenen Ich von mir gegangen, und auch ihm war der Abschied schwer geworden.
    Stone und Parker sahen mir an, wie wehmütig ich gestimmt war. Der erstere meinte in seiner geraden, treuherzigen Weise:
    „Laßt's Euch nicht so zu Herzen gehen, Sir! Wir werden die Apachen schon bald wieder erwischen. Wir reiten ihnen ja nach, sobald Sam frei ist. Wollen darum mit der Auswechslung unserer Gefangenen nicht lange warten. Wie denkt Ihr wohl, wie wir es anzufangen haben?“
    „Laßt mich erst Eure Ansicht hören, lieber Dick. Ihr seid erfahrener als ich.“
    Er streichelte sich,

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