010 - Botschafter von den Sternen
die vollkommene Untergebenheit nur vor, um sich damit größtmögliche Freiheit zu erkaufen. Sie durften dabei nicht einmal ahnen, was er wirklich vor hatte und welchen Idealen er in Wahrheit diente, um nicht unter der alten Schuld noch grausamer leiden zu müssen.
Und er hatte ganz konkrete diesbezügliche Pläne …
Welche hochtrabenden Träume hatte hingegen sein Volk gehabt: Sie hatten davon geträumt, eines Tages das ganze Universum zu erobern. Sie besaßen damals schon die Macht von Göttern und ihnen stand alle Zeit der Ewigkeit zur Verfügung. Es war der alte Traum von unumschränkter Macht, wie er wohl in jedem Volk erwachte, dessen geistigen Werte mit seiner technischen Entwicklung nicht Schritt hielt.
Xybrass lächelte schmerzlich. Was war von diesen Träumen geblieben? Der Krieg hatte ihnen ein jähes Ende bereitet. Es gab am Ende nicht mehr viele seiner Art und obwohl es keine Sieger gegeben hatte, hatten sie sich ihren überlegenen Gegnern, deren Name nicht einmal er zu denken, geschweige denn auszusprechen wagte, beugen müssen.
Aber der Sieg des weit überlegenen Gegners war nur scheinbar gewesen. Sie waren von der Bildfläche verschwunden – sie, die wahrhaft Uralten, noch wesentlich älter jedenfalls als die Rasse der alten Dhuuls. Niemand erinnerte sich mehr an sie – außer vielleicht den Hor-Hekenu, denn gerade sie hatten in einer Art letztem Racheakt den Pakt mit den Siegern verraten und durch ihre arrogante, ignorante Passivität zu ihrem Vergessen beigetragen. So jedenfalls schätzte Xybrass dies ein …
Das war der Hauptgrund, warum Xybrass es tunlichst vermied, auch nur den Namen der Uralten zu denken. Er befürchtete, dass die Hor-Hekenu ihn dadurch vielleicht als Verräter entlarvten, denn er … machte gemeinsame Sache mit den Verschwundenen, die mit ihrem Verschwinden zum größten kosmischen Rätsel aller Zeiten geworden waren, auch wenn außer den Hor-Hekenu nur er selber das wusste …
Er verdrängte diese Gedanken schleunigst wieder. Wer konnte ihm schon garantieren, dass er nicht zufällig ›belauscht‹ wurde von den Energiewesen namens Hor-Hekenu? Er musste äußerst vorsichtig sein, damit seine Mission nicht scheiterte.
Er dachte dann sogar lieber zurück an den Beginn seiner Qualen, als er gemeinsam mit Yulendra in rigoroser Machtbesessenheit den letzten Lebenden der Dhuuls das Ende bereitet und dafür seine Strafe als Unsterblicher angetreten hatte.
Ja, von diesem Zeitpunkt an hatte auch seine unvorstellbare Einsamkeit begonnen. Sterbliche verehrten ihn als Gott und so berauschend dieses Gefühl für eine Weile sein mochte, verflog es nach kurzer Zeit doch wieder und machte der alten Einsamkeit Platz. Gäbe es nicht seinen Auftrag, hätte er längst versucht, seinem Leben ein Ende zu setzen. Es gab Möglichkeiten, selbst den Fluch der Unsterblichkeit zu überwinden, aber er wusste gleichzeitig, dass die Hor-Hekenu, die ihn in ihrer Gnadenlosigkeit dazu verurteilt hatten, einen solchen Schritt nicht zulassen würden, nicht, bevor sie zu der Meinung gelangten, er habe genug gebüßt.
Andererseits: Sie ahnten nicht einmal – zu seinem Glück! –, dass er längst nicht mehr so sehr den Tod herbeisehnte wie einst, nicht, bevor seine Mission erfüllt war.
Aber zumindest für den Augenblick schien der Erfolg in denkbar weite Ferne gerückt zu sein. Die Rebellion, auf die er jahrtausendelang hingearbeitet hatte, war gescheitert und von den einstigen Rebellen waren nur noch bedeutungslose Splittergruppen übrig, während die Tyrannei der Kyphorer schlimmer als jemals zuvor war.
Auch daran erinnerte er sich schmerzlich zurück: Nach dem Krieg vor fünftausend Jahren, als es nur noch die Dhuuls auf ihrer Zentralwelt gegeben hatte und die Hor-Hekenu, die alles Weltliche überhaupt nicht mehr kümmerte … war es ihnen unmöglich gewesen, das über mehrere Galaxien reichende Transmitter-Netz weiter aufrecht zu erhalten. Sie hatten nach Erben gesucht, Nachfolgern, die diese Aufgabe übernehmen konnten. Ihre Wahl war auf die Kyphorer gefallen. Der ›Bund von Dhuul-Kyphora‹ wurde geboren, der nunmehr seit fünftausend Jahren bestand. Die Kyphorer jedoch hatten sich an keinerlei Abmachungen gehalten, nachdem sie die Macht übernommen hatten. Zunächst hatten sie zwar so getan, als würden sie ganz im Sinne der Dhuuls ihr Erbe antreten, doch dann hatten sie begonnen, sich mehr und mehr auf ihre Heimatgalaxis zu konzentrieren und die Transmitter in anderen Galaxien in
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