010 - Die Todesengel
zu haben, nachdem dieser schon in eine andere Klinik überstellt worden war«, sagte Dorian.
»Gene ist ein ehemaliger Patient, der bei uns sein Gnadenbrot bekommt.« Damit glaubte Arnie, alles gesagt zu haben.
Am Ende der Treppe war eine Gittertür. Der Pfleger sperrte sie auf. Sie wandten sich nach links, wo Kittys Zelle lag. Geräuschlos schlichen sie über den mit Plastik ausgelegten Fußboden.
Dorian hielt den Wärter wenige Schritte vor der Zellentür an und raunte Arnie ins Ohr: »Unterhalten Sie sich mit Kitty! Tun Sie, als sorgten Sie sich um sie. Das können Sie auch als Grund angeben, warum Sie Dr. Demings Anweisungen zuwidergehandelt haben. Sagen Sie aber auf keinen Fall, daß Sie den Zellenschlüssel haben!«
Arnie nickte zustimmend, fühlte sich aber sichtlich nicht wohl in seiner Haut.
»Deming, Sie gemeines Schwein! Sie Betrüger! Sie haben mich nur in diese Zelle gelockt, um mich hier verrecken zu lassen.«
Die Stimme ging in ein Schluchzen über.
Dorian und Arnie hatten die Tür erreicht. Der Dämonenkiller gab dem Pfleger ein Zeichen.
Arnie klopfte an die Tür, räusperte sich und fragte mit belegter Stimme: »Fehlt Ihnen etwas, Miß Lorraine?«
Seinen Worten folgte Stille. Und nach einer Schrecksekunde, wie es Dorian schien, ertönte Dr. Demings Stimme: »Sind Sie's, Arnie?«
»Ja, Dr. Deming. Ich …«
Kitty Lorraines Stimme fiel ihm ins Wort: »Kommen Sie nur herein, Arnie! Haben Sie mir was mitgebracht? Dann können wir einen flotten Dreier veranstalten.«
»Was haben Sie hier zu suchen, Arnie?« drang Dr. Demings wütende Stimme durch die Zellentür.
»Ich – war in Sorge um Kitty.«
Dorian gab Arnie ein Zeichen, so weiterzumachen, während er den Schlüssel zur Zelle lautlos ins Schloß einführte.
»Was fällt Ihnen ein, Arnie! Habe ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt, als ich sagte, daß ich mich allein um Miß Lorraine kümmern würde?«
»Das schon.« Arnie begann zu schwitzen.
Ein schrilles Lachen kam durch die Tür. »Du wolltest mich wohl für dich allein haben, Doktorchen. Aber ich liebe die Abwechslung. Hast du einen Schlüssel, Arnie? Dann komm rein!«
»Leider nicht«, sagte Arnie mit belegter Stimme.
»Los, verschwinden Sie endlich!« rief Dr. Deming im Befehlston.
Dorian drehte den Schlüssel vorsichtig im Schloß herum. Dennoch konnte er nicht verhindern, daß es klickte; aber das Geräusch ging in dem wüsten Geschimpfe von Kitty unter.
»Hör nicht auf diesen Hurenbock, Arnielein! Er will mich für sich allein, aber ich gehöre allen. Arnie, ich bin schon ganz scharf auf dich!«
Dorian hatte es geschafft. Er ergriff die Klinke, drückte sie blitzschnell herunter und stieß die Tür auf.
Vor ihnen kauerte Dr. Deming in einer Ecke. Von Kitty Lorraine war nichts zu sehen. Deming sagte gerade mit Kitty Lorraines Stimme: »Mein Körper gehört dir. Arnie.«
Der Pfleger wich vor Überraschung einen Schritt zurück.
Dorian trat in die Zelle und sagte: »Etwas Ähnliches habe ich mir gedacht. Jetzt ist das Spiel aus, Deming!«
Der Arzt richtete sich langsam auf. In seinen Augen war ein irres Funkeln. Plötzlich griff er mit einer schnellen Bewegung unter seinen Arbeitsmantel und brachte eine Pistole zum Vorschein.
Er sagte mit Danny Deans Stimme: »Ich habe Kitty nicht getötet. Ich hab's nicht getan. Aber jetzt kommt es mir auf einen oder zwei Morde nicht mehr an.« Und mit seiner eigenen Stimme fügte Dr. Deming hinzu: »Darf ich die beiden Herren bitten, mich in mein Büro zu begleiten? Machen Sie nur keine Dummheiten, sonst knallt's!«
»Dr. Deming, nehmen Sie doch Vernunft an!« versuchte Dorian den Psychiater umzustimmen. »Sie kommen damit nicht durch.«
Der Psychiater lachte, während er sie mit der Pistole vor sich her zur Treppe trieb, die ins Verwaltungsgebäude führte. Es war Kitty Lorraines Lachen.
»Ich habe Ihnen von Anfang an mißtraut, Mr. Hunter«, sagte er dann mit normaler Stimme. »Ich habe vermutet, daß Sie sich nur einschmuggelten, um meine Arbeit zu sabotieren. Sie hätten bei mir ohnehin kein langes Leben gehabt. So verkürzt es sich natürlich um einige Tage.«
»Sie sind wahnsinnig, Dr. Deming.«
»So? Wie wollen Sie das wissen? Wo sind denn die Grenzen zwischen Wahnsinn und geistiger Gesundheit? Ich sage Ihnen, daß jeder einen Hang zum Wahnsinn hat. Das meine ich gar nicht abwertend. Der Durchschnittsmensch stempelt jemanden als geistesgestört ab, der in Wirklichkeit ein Genie ist.«
»Dazu zählen Sie sich
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