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010 - Satansmesse

010 - Satansmesse

Titel: 010 - Satansmesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Graat
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azurblauen Orientteppich. An den Wänden hingen nachgedunkelte Bilder, deren Rahmen verrieten, dass sie seit Jahren hoch geachtet und gepflegt in eleganten Räumen gehangen hatten.
    Ben war ehrlich überrascht. Er hatte nicht geahnt, dass sein Kollege Jason sich diese wunderschönen Dinge leisten konnte. Von seinem Dozentengehalt jedenfalls hatte er diese Einrichtung nicht kaufen können.
    Beverley saß in einem bequemen Sessel nahe dem Kamin, während Ben sich auf ein Sofa gesetzt hatte, das in der Nähe der Bar stand, und mit Sarah plauderte. Er beobachtete Sarah genau, die ein fröhliches Geplauder anstimmte, aber sie konnte Ben nicht täuschen. Ihr heiteres Lächeln war nicht echt und fiel zu schnell in sich zusammen, wenn sie sich unbeobachtet glaubte. Auch ihre Augen waren verschleiert, als habe sie in den letzten Nächten nicht genug geschlafen.
    »Ich bin froh, dass ihr hier seid«, sagte Sarah munter, als sie die Drinks mixte. »Es kann hier draußen ganz schön langweilig werden. Wir wohnen so weit weg, dass uns eigentlich nie jemand besucht.«
    Sarah war fast so groß wie ihr Mann. Sie hatte eine helle, zarte Haut, auf der einige lustige Sommersprossen zu sehen waren. Ihre Figur war gertenschlank, als sei sie Mannequin in einem teuren Modesalon und könne sich kein Gramm Fett auf ihrem Körper leisten.
    Als Sarah die Drinks gemixt hatte, trug sie sie auf einem Tablett zu dem Sofa und reichte jedem ein Glas. Beverley hob ihr Glas Jason entgegen, der mit seinen breiten Schultern und den großen dunklen Augen den Raum beherrschte. Er hatte jetzt die leichte Erregung der ersten Begrüßung verloren und saß grübelnd am Feuer.
    »Jason«, sagte Beverley und trank ihm zu. »Sie sehen nicht gerade blendend aus. Was ist los mit Ihnen?«
    »Ich bin wie immer, bin nie sehr stimmungshebend«, brummte Jason vor sich hin.
    »Er war erkältet«, sagte Sarah, »und wenn er krank ist, kann er nicht schlafen.«
    »Jason«, sagte jetzt Ben betont, »wir sind nicht zufällig vorbeigekommen heute Abend. Wir wollen uns natürlich nicht aufdrängen, aber wir haben das Gefühl, dass Sie vielleicht jemanden brauchen, der Ihnen einen guten Rat gibt. Sie sind noch nicht lange hier und wissen nicht, an wen Sie sich wenden können.«
    »Das stimmt nicht ganz«, erwiderte Sarah ein wenig sarkastisch. »Wir kennen den Elektriker, den Installateur und den Schreiner. Nicht zu vergessen den Postboten. Und den Besitzer des Gasthauses im Dorf natürlich auch.«
    »Ja, und ob wir den kennen!« sagte Jason heftig und wandte sich schnell ab. Aber dann drehte er sich wieder um und blickte seinen Besuchern offen ins Gesicht.
    »Ben, Beverley, ich gebe zu, ich bin sehr froh, dass Sie heute Abend gekommen sind. Es ist richtig, wir haben keinen Menschen, mit dem wir unsere Sorgen besprechen können. Sie haben recht, wir brauchen Freunde, mit denen wir sprechen dürfen. Ich habe mir nur niemals gedacht, dass ich Sie damit belästigen würde.«
    »Jason, als wir kamen, stand draußen ein Mann mit einer Zigarre im Gebüsch. Als er uns sah, zog er sich lautlos zurück. Sie brauchen natürlich nur zu sagen, dass mich das nichts angeht, und wir fahren heim.«
    »Haben Sie jemand, der das Haus versorgt und abends heimgeht?« fragte Beverley. »Wir machen uns nämlich ehrlich Sorgen um Sie.«
    Sarah sah Jason erstaunt an.
    »Im Gebüsch? Jetzt? Aber Jason …«
    »Ich habe ihn vor einer Stunde schon gesehen, Sarah, aber ich wollte dich nicht beunruhigen.«
    Er blickte wieder in die Flammen. »Ben, darf ich Ihnen eine Geschichte erzählen? Es ist eine lange Geschichte. Würden Sie beide zuhören, wenn ich Sie darum bitte?«
    »Aber natürlich. Sonst wären wir ja nicht hier.«
    »Gut«, sagte Jason entschlossen. »Es ist Zeit, dass wir mit einem Menschen darüber sprechen, der unabhängig und vernünftig ist. Wir sind im vorigen Sommer hierher gezogen. Erst ließ sich alles sehr gut an. Wir fanden diesen Bauernhof und beschlossen, ihn für unsere Zwecke umzubauen. Als wir unser Kaufangebot machten, wunderten wir uns über den hohen Preis. Aber wir bezahlten ihn, weil wir es hier schön finden. Wir möchten gern für immer hier bleiben. Eines Tages kam der Besitzer des »Krähennest« zu mir und erklärte mir, dass ich es mir noch einmal überlegen sollte, ehe ich den Hof hier kaufte. Damals war der Vertrag noch nicht unterschrieben. Er drohte mir, dass die Steuern verdoppelt würden, dass uns das Wasser abgedreht würde und die Wohnbaubehörden große

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