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010 - Satansmesse

010 - Satansmesse

Titel: 010 - Satansmesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Graat
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Auflagen machen würden. Ich dachte damals, dass er ein bisschen durchgedreht sei, weil er schon so lange hier in der Einsamkeit lebte. Ich war sicher, dass Harry Emerly uns nur erst näher kennen lernen müsste, um uns nicht für seine Feinde zu halten. Aber es kam genauso, wie er es mir angedroht hatte. Kaum hatten wir den Kaufvertrag unterschrieben, erhielten wir die Steuerrechnung. Sie war unglaublich hoch. Ich ging zu den Steuerbehörden im Ort und erführ, dass Harry Emerly der Leiter ist. Dann schickte uns das Gesundheitsamt eine Untersuchungskommission, die uns zur Auflage machte, das gesamte Kanalsystem neu zu bauen. Als nächstes kam die Wohnbaubehörde und verlangte von uns, das Dach von Grund auf zu renovieren. Als ich wieder in den Ort ging, stellte ich fest, dass Harry Emerly der Leiter des Bauamtes und des Gesundheitsamtes ist.«
    Jason stand auf und begann erregt im Zimmer auf und ab zu gehen. Er sprach nicht sehr laut, aber Ben konnte ihn verstehen.
    »Schließlich wurde mir die Sache zu dumm. Ich ging in die nächste Kreisstadt, um auf Grund der Verfassung eine Bürgerrechtsklage gegen diese undemokratische Verwaltung einzureichen. Der junge Anwalt ist keine große Leuchte, machte aber einen recht guten Eindruck. Außerdem versuchte ich, mich auf die Kandidatenliste der Landtagsabgeordneten setzen zu lassen. Da der Pfarrer gegen Harry Emerly ist, gelang mir das auch. Aber als ich mich nun bemühte, Stimmen gegen Emerly zu sammeln, stand ich vor einer Mauer. Kein Mensch gab mir auch nur ein Zeichen der Billigung, sie schwiegen alle, die hier zum Ortsbereich gehören, und ließen mich einfach stehen.«
    Jetzt unterbrach ihn Sarah.
    »Am Anfang hatte ich versucht, mit den Leuten im Ort ein wenig Kontakt zu bekommen. Ein paar Frauen luden mich zum Tee ein, und diese Nachmittage machten mir richtig Spaß. Neu-England ist sehr konservativ, aber ich hoffte, im Lauf der Zeit doch in die Familien eingeladen zu werden und sie bei mir zum Tee haben zu können. Aber als Jason sich auf die Kandidatenliste setzen ließ, brach der Kontakt schlagartig ab. Keine der Frauen grüßt mich mehr, sie weichen mir aus, wenn sie mich auf der Straße sehen, und das Einkaufen ist eine bedrückende Angelegenheit geworden.«
    Beide schwiegen einen Augenblick, dann fuhr Jason fort: »Es hat mir alles nichts geholfen. Der Prozess ist auf unbestimmte Zeit verschoben worden. Der Anwalt kann mir keinen Grund dafür angeben, warum kein Gerichtstermin angesetzt wird. Hier im Ort steigen die Kosten immer höher, so dass ich den Tag kommen sehe, an dem wir unsere Belastungen nicht mehr bezahlen können. Wir haben einen neuen Brunnen gebaut, wir haben eine komplette Abwasseranlage bauen müssen, das Dach ist renoviert worden – aber ich weiß, dass es damit noch nicht zu Ende ist. Sie kommen immer näher, sie kreisen uns hier ein, und ich weiß nicht warum, ich verstehe es nicht.« Jason hob den Kopf und sah Ben verzweifelt an.
    »Vorige Woche hat ein Mann versucht, die Hintertür aufzubrechen. Es war Harry Emerlys Bruder, Frank. Er hat das Schloss beschädigt und wäre hereingekommen, wenn Sarah ihn nicht mit dem Gewehr bedroht hätte.«
    »Er wollte nicht einbrechen, um etwas zu stehlen, das weiß ich genau. Er wollte zu mir. Sein Gesicht war so fürchterlich entstellt, dass ich ihn vom Fenster aus zuerst nicht erkannte. Es war verzerrt wie das eines Wahnsinnigen. Er wollte mich vergewaltigen, deswegen versuchte er ins Haus zu kommen.«
    »Am Abend habe ich die Spuren untersucht, weil ich es nicht glauben wollte. Aber es war ganz klar zu erkennen, dass er das Schloss bald aufbekommen hätte.«
    »Sarah, wie furchtbar«, brachte Beverley mühsam hervor.
    »Ich wollte telefonieren, ich wollte irgendjemanden um Hilfe rufen. Aber das Telefon war tot, die Kabel waren durchgeschnitten.«
    »Aber warum haben Sie sich nicht an die Behörden gewandt?«
    »Die Behörden werden alle von den Emerly-Brüdern geleitet. Auch die Polizei.«
     

     
    »Warum nimmst du mich nicht mit? Ich möchte nicht allein bleiben, wenn du abends ausgehst«, beklagte sich Beverley am nächsten Abend bei Ben, als er nach dem Essen zur Garage ging.
    »Schließ schön hinter mir ab, mein Schatz, und ruf dann Sarah an. Sag ihr, dass ich nachher noch einen Sprung bei ihnen vorbeikomme, wenn ich im Krähennest war.«
    Ben fuhr die Straße heute schneller als gestern und war sehr bald am »Krähennest« angelangt. Es war neugierig, was er dort vorfinden würde.

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