0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte
Hand in die Tasche versenkte. Übrigens blickten auch seine drei Kumpane finster und hielten ebenfalls die Hände auf eindeutige Weise in den Taschen.
Die Situation war klar. Die vier kräftigen Gestalten waren die Leibwächter, der Mann hinter dem Schreibtisch war der Chef, und der Smokingträger, der hinter seinem Chef stand, war der Geschäftsführer und fingierte wahrscheinlich als eine Art Sekretär.
»Sind Sie Hilton?« fragte ich den wahrscheinlichen Chef.
»Was geht das dich an?« fauchte er zurück.
Ich nahm den Ausweis aus der Brieftasche, näherte mich dem Schreibtisch und hielt ihm das Papier unter die Nase. »Gotton vom FBI«, sagte ich sanft.
Alle Hände fuhren aus den Taschen, aber Lucky Hilton war nicht zu erschüttern. Er war ein großer, sehr schlanker, gut vierzigjähriger Mann mit dünnem Haar und kantigem harten Gesicht.
»Wenn Sie Ihren Besuch anständig angemeldet hätten, wären Sie auch anständig empfangen worden, G-man«, sagte er knapp. »Ich sehe keinen Grund mich zu entschuldigen.«
»Ich lege auch keinen Wert darauf. Hingegen würde ich mich gern mit Ihnen unterhalten, Hilton.«
»Geht ’raus, Jungens!« befahl er. »Wir reden später weiter.«
Der Smokingträger und die vier Gorillas trollten sich. Hilton bot mir mit einer Handbewegung einen Stuhl an. Ich wartete, bis die Tür sich hinter dem letzten geschlossen hatte, bevor ich fragt:
»Vermissen Sie nicht Ted Roon und Carlo Stuzzi, Hilton?«
Er sah mich prüfend an.
»Beide sind manchmal Gäste bei mir, wenn Sie das meinen, G-man«, antwortete er vorsichtig.
»Ich habe sie kassiert, als sie einem gewissen Roger Harper gegenüber unfreundlich werden wollten.«
»Damit habe ich nichts zu tun.«
»Trotzdem werden Sie ihnen sicherlich einen Anwalt stellen, nicht wahr?«
Er lächelte dünn. »Man tut viel für gute Gäste.«
»War der ›rote Kelly‹ auch einer Ihrer Gäste?«
Das Lächeln blieb auf seinem Gesicht. Er lehnte sich bequem zurück und log, ohne sich die Mühe zu machen, zu verbergen, daß er log:
»Nein, aber ich habe über ihn in der Zeitung gelsen. Darf ich einem Gegenfrage stellen, G—man? Seit wann arbeitet das FBI mit Gangstern zusammen?«
»Sie halten Harper für einen Gangster?«
»Keine Ahnung, aber es ist Ihnen doch klar, daß er Kelly im Auftrag einer Bande an Sie verpfiffen hat, nicht wahr?«
»Ich bin nicht so sicher, wie Sie es zu sein scheinen.«
»Reden wir gutes Englisch miteinander, G-man«, sagte er und beugte sich vor. »Sie halten mich für einen Boß einer Bande. Solange Sie es nur glauben, ohne es beweisen zu können, mögen Sie in diesem Glauben selig werden. Ich rate Ihnen nur, sich nicht vor den Wagen einer anderen Bande spannen zu lassen. Man bezahlt das oft teuer, so teuer wie Frankie Bodge.«
Ich zog die Augenbrauen hoch. »Ich verstehe«, sagte ich langsam. »Bodge ist in Ihr Revier eingedrungen, und Sie haben ihm Kelly auf den Hals geschickt. Der Privatdetektiv Harper lieferte uns den ›Roten‹, und jetzt vermuten Sie dahinter den gleichen Mann, der Frankie Bodge darauf scharf machte, sich mit Ihnen anzulegen. Stimmt’s?«
»Vielleicht stimmt es«, sagte er ruhig. »Vielleicht haben Sie auch nur eine üppige Phantasie, G-man.«
»Sind Sie nie auf den Gedanken gekommen, daß Harper Kellys Versteck nur per Zufall entdeckt hat?«
»Glauben Sie an Zufälle?«
»Manchmal, aber in diesem Fall habe ich sogar Grund anzunehmen, daß Roger Harper nur durch einen Glücksumstand Kelly fand.«
»Glauben Sie, was Sie wollen, aber Sie müssen mir gestatten, meine eigene Meinung über diesen Punkt zu haben.«
»Solange es bei Meinungen bleibt, gestatte ich Ihnen alles, Lucky Hilton, aber sobald Sie noch einmal versuchen sollten, Ihre Meinung in Taten umzusetzen, werden Sie von mir hören.«
Er stand auf.
»Ich mag G-men nicht besonders, Cotton. Ich mag auch Gangster nicht besonders, aber ich finde, es gibt nichts Elenderes als Gangster, die sich der G-men bedienen, um zu ihren Zielen zu kommen. Und was ich von G-men halte, die sich von Gangstern benutzen lassen, will ich Ihnen lieber nicht sagen.«
»Ist vielleicht auch besser, Hilton - für Sie«, grinste ich. »Guten Abend, und wir sehen uns sicherlich in Kürze wieder.«
Ich stand auf und ging hinaus. Im Gastraum standen der Geschäftsführer und die vier Gorillas an der Theke. Sie sahen mir unerfreut entgegen, nur der Geschäftsführer lächelte süßlich.
»Sagt mir mal eure Namen, Boys«, verlangte ich. »Ich will
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