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0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte

0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte

Titel: 0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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er.
    »Fein! Steh auf und komm mit einem Wagen zum Roosevelt Drive. Irgendein Freund hat mich mit dem Jaguar in die Büsche des Schurz-Parks gejagt. Ich muß ein paar Leuten noch meine Meinung über die Art von Autofahrern sagen.«
    Dann rief ich einen Abschleppdienst an und bat sie, meinen Wagen abzuholen.
    An der Unfallstelle hatten sich außer dem Dicken noch ein paar Leute angesammelt. Ich sah mir mein Auto näher an. Den hinteren Kotflügel hatte die Stoßstange des Lasters in häßliches Blech verwandelt, ein Scheinwerfer war hops, und die Zweige hatten die Lackierung so verkratzt, daß es von einem modernen Maler lackiert worden zu sein schien.
    Die Abschlepper kamen noch ein paar Minuten vor Phil. Ich gab ihnen meine Adresse und stieg zu Phil in den Dienstwagen.
    »Zu Luckys Inn«, sagte ich grimmig. »Jefferson-Park.« In Hiltons Bude war die Stimmung auf einem gewissen Höhepunkt angelangt. Mehrere Damen tanzten auf recht heiße Art, und das gefiel den zahlenden Herren. Mein etwas lädiertes Aussehen und der Schmiß auf der Wange fanden kaum Beachtung.
    Allerdings erspähte uns Cols Morgan, der Geschäftsführer, sofort. Er wischte sofort durch die Tür zu den Privaträumen, um Hilton zu warnen und als wir die Tür erreichten, kam der Chef uns entgegen.
    Seine Blicke tasteten mein Gesicht ab.
    »Etwas passiert, Mr. Cotton?« fragte er.
    »Wo sind Ihre Leute, Lucky?«
    Er sah Morgan fragend an.
    »Sie sind alle gegangen, Chef«, antwortete der Geschäftsführer.
    »Kurz, nachdem ich gegangen bin?«
    »Kann schon sein!«
    Ich faßte den Boß und Barbesitzer scharf ins Auge.
    »Lucky, haben Sie mir die Gorillas auf den Hals geschickt, um mich aus der Welt zu räumen?«
    »Warum sollte ich Sie aus der Welt räumen, G-man? Es gibt so viele von euch, daß es auf einen mehr nicht ankommt.«
    »Wo waren Ihre Leute um fünfunddreißig Minuten nach Mitternacht?« Das war der Zeitpunkt, in dem der Lastwagen mich auf die Hörner genommen hatte.
    Wieder sah Hilton seinen Gehilfen an.
    Morgan zuckte die Achseln.
    »Hier oder nicht hier?« pfiff der Chef ihn an.
    »Nicht mehr hier. Ich sagte ja, daß sie kurz nach dem G-man gingen, und das war ungefähr eine Viertelstunde vor zwölf. Ich schickte sie fort. Sie tranken zuviel.«
    »Wo kann ich sie finden?«
    Hilton zuckte die Achseln. »Keine Ahnung.«
    »Die Privatadressen werden Sie doch wissen?«
    Hilton grinste dünn. »Ich kümmere mich doch nicht um die Privatadressen meiner Gäste!«
    »Auf einmal sind es wieder Gäste? Lucky, Sie fangen langsam an, mir Spaß zu machen. Rücken Sie mit den Anschriften Ihrer Gorillas heraus, oder ich verhafte Sie selbst auf der Stelle!«
    »Blamieren Sie sich nicht, G-man. Es gibt fünf Dutzend Leute, die bezeugen können, daß ich heute abend die Bar noch nicht verlassen habe. Was immer Ihnen passiert sein mag, ich habe es nicht getan.«
    »Aber Sie können es befohlen haben. Raus mit den Adressen, oder ich führe den Gästen vor, wie der Inhaber dieser sündhaft teueren Bar in Handschellen abgeführt wird.«
    Die Aussicht schien ihm nicht zu behagen.
    »Wo wohnt Freeman?« fragte er Morgan. »Gib diesem Dickkopf von einem G-man die Anschriften.«
    Der Geschäftsführer haspelte bereitwillig eine Reihe von Straßennamen und Hausnummern herunter.
    »Nichts dagegen, wenn Sie sich weiter Ihren Gästen widmen«, grinste ich Hilton an und zischte mit Phil ab. Innerhalb der nächsten Stunden fuhren wir die angegebenen Adressen ab. Kurz gesagt, nicht einer von Lucky Hiltons Leutgn lag in seinem Bett. Wir trafen keinen an, und ich neigte stark zu der Annahme, daß sie mit einem Lastwagen unterwegs waren.
    ***
    Dieser Laden auf 9er Fifth Avenue sah so verdammt vornehm aus, daß ich mich kaum hineintraute, obwohl meine Schramme im Gesicht längst mit einem ordentlichen Pflaster verklebt war, und ich mich nach ein paar Stunden Schlaf und mit Hilfe, eines sauberen Anzuges längst wieder in einen zivillisierten Menschen verwandelt hatte. Es galt, die Angelegenheit mit Nelly zu klären.
    Ich nahm mir ein Herz und trat ein. Zu dieser frühen Stunde — neun Uhr morgens - war der Laden noch leer. Nelly stand einsam hinter einem Ladentischchen, einem Traum aus Chrom, Glas und Gold, und sie selbst sah aus wie ein Traum aus Blond, Rosa und Figur.
    Ich steuerte sie an. Bei meinem Anblick riß sie die Augen auf, klapperte mit den Lidern, als wolle sie einen Rest von Schlaf aus ihrem Blick vertreiben, aber es blieb, wie es war. Ich war keine Erscheinung.

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