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0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte

0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte

Titel: 0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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mir zu Hause eure Vorstrafenregister ansehen.«
    Sie runzelten die Brauen und machten den Eindruck, als wären sie eher bereit, sich mit mir herumzuschießen, als mir ihre Namen zu nennen.
    »Boys«, warnte ich freundlich. »Jedem Verkehrscop gegenüber müßt ihr euch ausweisen. Wollt ihr es einem Bundespolizisten gegenüber verweigern?«
    Ich tippte dem Geschäftsführer vor die Brust. »Fangen wir bei dir an!«
    »Cols Morgan«, antwortete er artig. Auch die anderen sträubten sich nicht länger. Ich notierte:
    Pen Freeman, Aldo Razzoni, Fran Stannow und Ray Dexter.
    »Danke schön«, sagte ich. »Und weiterhin angenehmen Abend.«
    Ich hüpfte in den Jaguar und gondelte langsam den Roosevelt Drive hinunter. Beim Autofahren kann ich am besten nachdenken.
    Lucky Hilton hatte mehr oder weniger unumwunden zugegeben, daß er Kellys Auftraggeber gewesen war und daß er Roon und Stuzzi dem armen Harper auf den Hals geschickt hatte. Natürlich war das kein Geständnis im juristischen Sinne, und kein Gericht konnte ihn daraufhin verurteilen. Er war wahrscheinlich so deutlich geworden, weil es ihm darauf ankam, daß wir, das FBI, nicht mit jener Gang gemeinsame Sache gegen ihn machten, jener Gang, die er hinter Roger Harper vermutete.
    Ich hielt das für ein albernes Vorurteil, aber vielleicht wußte Hilton mehr, als er angedeutet hatte. Wenn ich die Sache richtig übersah, dann war Frankie Bodge ein kleiner Gangster gewesen, und Lucky Hilton war seinerseits ein nicht sehr großer Gangster. Unter solchen Leuten kam es sehr selten vor, daß sie in einen Krieg miteinander gerieten. Warum also hatte sich Bodge mit Hilton angelegt? Wenn er Hilton wirklich die Herrschaft über ein oder zwei Straßenzüge entriß, so mußte er wissen, daß nicht viel mehr als Ärger dabei herausspringen konnte. Also mußte er ein dickeres Geschäft dahinter gewittert haben, ein Geschäft, das ihm das Risiko wert schien.
    Bis zu diesem Gedanken war ich gekommen, und unterdessen war der Jaguar den Roosevelt Drive bis in die Gegend des Carl-Schurz-Parks hinuntergerollt. An dieser Stelle ist der Drive einsam, weil die meisten Wagen die Abkürzung über die East-End-Avenue wählen.
    Ich fuhr langsam, kaum mehr als zwanzig oder dreißig Meilen. Hinter mir brummte schon seit einer Weile ein schwerer Lastwagen, und jetzt schien ihm meine Bummelei zu langweilig zu werden, denn seine Scheinwerfer blendeten auf, und der Motor brummte höher. Ich drückte mich instinktiv ein wenig rechts heran. Der Laster rückte auf gleiche Höhe, und dann drehte dieser Kerl am Steuer des Trucks, zog nach rechts und drängte mich gegen den Bordstein.
    Ich gab Gas, um ihm nach vorn zu entwischen, aber das klappte nicht mehr ganz. Seine Stoßstange, massiv wie ein Brückenträger, erwischte den Jaguar am Heck. Ich fühlte, wie der Wagen zu kreiseln begann, wußte, daß ich nichts mehr an dem anderen konnte, was nun kam, stieg in die Bremse und riß gleichzeitig den Hebel der Handbremse hoch.
    Vor meinen Augen tanzten die Straßenlaternen des Drives einen wilden Cancan, wischten Pfähle und Hydrantensäulen dazwischen wie bösartige schwarze Gespenster und tauchte endlich eine massive Wand auf, in die der Jaguar seine Schnauze bohrte.
    Ich riß die Arme hoch, um das Gesicht zu schützen, aber es passierte nicht sehr viel.
    Etwas Glas klirrte, die Karosserie schepperte, die Achsen jaulten, und irgend etwas hieb mir eine gewaltige Ohrfeige. Dann stand mein Wagen. Ich öffnete die Augen und ließ die Arme sinken.
    Der Jaguar stand bis zu den Hinterrädern in den Büschen und Sträuchern des Carl-Schurz-Parkes. Nicht einmal die Windschutzscheibe war geborsten, und die Ohrfeige hatte mir ein Zweig verpaßt.
    Ich sprang aus dem Wagen, schlug mich durch das zerrupfte Gebüsch und rannte auf die Straße.
    Von dem Lastwagen war nichts mehr zu sehen, aber ein Mann rannte auf mich zu. Er war dick und keuchte atemlos:
    »Ich habe den Unfall gesehen. Der Lastwagen war schuld. Ich habe mir die Nummer gemerkt: NY-47821.«
    »Vielen Dank.« Ich notierte mir die Nummer.
    »Sie bluten«, japste der Dicke. Er selbst schien nicht weit von einer Herzattacke zu sein.
    Der Zweig hatte mir einen Ratscher über die Wange gerissen.
    »Das ist nicht von Bedeutung. Gibt’s ein Telefon in der Nähe?«
    »Zweihundert Yard geradeaus steht eine Zelle!«
    Ich machte mich auf die Strümpfe, fand das Telefon und rief Phil an.
    »Liegst du im Bett?« fragte ich, als er sich meldete.
    »Ja«, gähnte

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