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0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte

0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte

Titel: 0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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Harper verfolgte meinem Tun mit großen Augen.
    »Nanu«, wunderte er sich. »Bei unserem ersten Besuch waren Sie viel geiziger.«
    »Jetzt habe ich Mitleid mit Ihnen, Roger. - Nehmen Sie einen Schluck. Es könnte Ihr letzter sein.«
    »Das ist nun einmal so, seitdem es zuviel Autos und die Ost-West-Spannung gibt«, antwortete er philosophisch. »Prost G-man.«
    »Es handelt sich bei Ihnen nicht um Verkehrsunfälle und nicht um Atombomben, sondern um Gangster. Sie stehen auf der Abschußliste von Mr. Hilton.«
    Er beugte sich über den Tisch.
    »Sehen Sie, Cotton, das ist es, was ich so interessant finde. Warum will Hilton mich hochnehmen? Es liegt auf der Hand zu sagen, weil ich Ihnen Kelly geliefert habe. Aber das allein kann nicht der Grund sein. Hilton hat einen hübschen, funktionierenden Laden. Warum gefährdet er sein Geschäft dadurch, daß er mit aller Gewalt mir ans Leder will? Ich finde, es gibt nur eine Antwort darauf.«
    Ich fand, Roger Harper war kein dummer Junge. Er sprach aus, worüber ich mir schon lange Gedanken machte. Ich war gespannt, welche Antwort er auf diese Fragen gefunden zu haben glaubte.
    »Los, genieren Sie sich nicht, Sherlock!«
    »Lucky Hilton hat ein dickes Geschäft vor. Er fürchtet, ein anderer habe Wind davon bekommen, und Bodge, Kelly. Sie und ich, wir wären auf irgendeine Weise in die Bemühungen seiner Konkurrenz verwickelt.«
    »Und was für ein Geschäft soll das sein?«
    »Das weiß ich natürlich nicht.«
    Ich sah Harper nachdenklich an. Er wurde unter meinem Blick unsicher.
    »Wissen Sie es wirklich nicht, Roger?«
    Er versuchte ein Lachen. »Wie kommen Sie auf den Gedanken, ich könnte noch mehr wissen, als ich gesagt habe?«
    »Manchmal frage ich mich wirklich, ob Hilton mit seiner Meinung über Ihre Rolle in dem Spiel so sehr danebenliegt.«
    Er pfiff durch die Zähne. »Hui, das FBI hält mich für einen Gangster. Jetzt wird es Zeit für mich, vorsichtiger zu sein.«
    »Es ist schon lange Zeit für Sie, vorsichtig zu sein, Harper. Nehmen Sie das Millionärsangebot an und verduften Sie nach Miami! Hilton gehen Sie damit aus dem Wege. Und für mich wäre es ein Beweis, daß Sie nichts mit irgendeinem Gangster in den Staaten zu tun haben.«
    »Glauben Sie meiner Theorie nicht?«
    »Ich halte sie für durchaus möglich, aber ich glaube nicht, daß es Ihre Aufgabe ist, sie auf die Übereinstimmung mit den Tatsachen zu überprüfen. Uberlassen Sie das mir!«
    Er grinste fröhlich.
    »Es wäre ein herrlicher Spaß, wenn ich das FBI schlagen könnte, Cotton.«
    »Sie haben das schon einmal versucht, Roger. Damals schienen Sie sich nicht sehr wohl zu fühlen, als ich Ihretwegen auf den ›roten Kelly‹ schießen mußte.« Er bewegte die Schultern, als fühle er sich unbehaglich in seiner Haut.
    »Ein wenig waren Sie auch schuld, G-man«, antwortete er trotzig. »Hätten Sie Kelly gleich verhaftet, wäre es nicht passiert. Auch wenn Sie mir meine Pistole nicht abgenommen hätten, wäre es nicht geschehen. Ich hätte dann…«
    »Sie fangen an, dummes Zeug zu quatschen, Harper«, unterbrach ich unfreundlich. »Noch einmal! Fahren Sie nach Miami! Benehmen Sie sich endlich als ein Privatdetektiv, und versuchen Sie nicht, den echten Kriminalisten zu spielen.«
    Dieser Satz traf ihn. Er stand auf.
    »Ich werde es Ihnen zeigen, G-man«, sagte er und ging.
    Er war ein verdammter Dickkopf.
    ***
    Zehn Uhr abends. Ich lag in einem Sessel, hatte die Beine weit von mir gestreckt, las und genehmigte mir hin und wieder ein bescheidenes Schlückchen.
    Das Telefon läutete. Ein Anruf zu dieser Stunde bedeutet bei mir gewöhnlich Unannehmlichkeiten. Ich nahm den Hörer nicht mit großer Begeisterung ab.
    »Cotton«, brummte ich.
    »Gefällt Ihnen das Parfüm?« fragte eine hübsche Stimme.
    Ich nahm die Beine vom Tisch.
    »Nelly!?«
    »Freust du dich, daß ich anrufe?«
    Sollte ich »ja« sagen? Frauen soll man nicht gleich die ganze Hand geben. Sie nehmen dann sofort den gesamten Mann.
    »Was bringt dich auf die Idee? Es ist spät genug.«
    »Ich langweilte mich, Jerry. Außerdem konnte ich nicht früher anrufen. Ich weiß nicht, wo du tagsüber zu erreichen bist.«
    »Schön, aber jetzt hast du mich an der Strippe. Willst du mir heute abend wieder ein paar Tropfen Riechwässerchen für einen Haufen Dollars verkaufen?«
    »Meine Geschäfte gehen immer um fünf Uhr zu Ende«, antwortete sie spitz. »Ich wollte in ein Kino gehen. Es gibt ein hübsches Nachtprogramm, aber es ist nicht

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