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0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte

0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte

Titel: 0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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Alibi bestätigt, müssen wir sie laufen lassen.«
    »Ich habe noch eine Hiobsbotschaft für dich«, sagte Phil mit einem gewissen Genuß. »In aller Frühe ist ein Anwalt bei dem Untersuchungsrichter gewesen und hat sich nach der Kautionshöhe für Ted Roon und Carlo Stuzzi erkundigt. Dem Richter genügen zehntausend Dollar. Sie sollen noch heute überwiesen werden. Ab morgen früh befinden sich ›Little Teddy‹ und die ›Ratte‹ auf freiem Fuß.«
    »Ich kann es nicht ändern, zum Henker«, fluchte ich. »Warum hat dieses Land Gesetze, die einen armen Polizisten zwingen, Ganoven wieder laufen zu lassen?!«
    Mit Phil zusammen fuhren wir zur 138. Straße. Es handelte sich um eine ziemlich finstere Kaschemme, in der die Gentlemen ihren Abend verbracht hatten. Der Wirt war nicht weniger finster.
    »Klar waren sie hier«, knurrte er.
    »Nimmst du das auf deinen Eid?«
    »Ihr Bullen glaubt immer, daß unsereins lügt«, giftete er uns an. »Ja, ich kann es beschwören.«
    »Nichts zu ändern«, sagte Phil resigniert, als wir in den Wagen kletterten.
    Wir fuhren bei der Werkstatt vorbei, die meinen Jaguar reparieren sollte.
    »Sieht hübsch aus, Ihre Mühle«, erklärte uns der Meister. »Und was wir mit diesen Löchern machen sollen, weiß ich überhaupt noch nicht. Wahrscheinlich müssen wir sie verschweißen und schleifen, bevor wir nur lackieren können.«
    »Welche Löcher?« fragte ich.
    Er zeigte sie uns. Am Heck, ein paar Fuß hinter dem Fahrersitz lagen fünf glatte Löcher eng nebeneinander in der Kofferraumhaube.
    Phil sah mich fragend an.
    »Ich habe nichts davon gemerkt«, sagte ich kopfschüttelnd. »Muß genau in dem Augenblick geschehen sein, in dem der Wagen in die Büsche brach. Das machte Lärm genug, um alles andere zu übertönen.«
    »Woher stammen die Löcher überhaupt?« fragte der Werkstattmeister. »Sieht aus, als wäre auf Sie geschossen worden.« Er lachte dröhnend über seinen vermeintlichen Witz, dieser ahnungslose Engel.
    »Maschinenpistole«, sagte Phil draußen.
    Ich nickte.
    »Sie müssen ziemlich scharf auf dich sein. Genügte ihnen nicht, dich mit dem Lastwagen zu rammen. Sie wollten dich gleichzeitig noch ein wenig durchlöchern.«
    »Verdammt, wenn ich nur wüßte, warum sie so scharf auf mich sind. Gut ich habe Kelly erschossen, aber es ist nicht üblich, daß man sich dafür an einem G-man rächt. Hilton habe ich ein bißchen auf den Zahn gefühlt und zwei seiner Leute hochgenommen. Das alles ist doch aber kein Grund, mich absolut umlegen zu wollen. Kein Gangster, der ein wenig Grütze im Kopf hat, reizt einen G-man unnötigerweise. Lucky Hilton kam mir bisher nicht dumm vor. Ich kann mir kaum vorstellen, daß er solche Fehler macht.«
    »Und doch kommt kaum jemand anderes in Frage«, sagte Phil.
    Ich rieb mir den Schädel. »Stimmt«, sagte ich langsam, »oder aber hinter dieser Geschichte steckt viel mehr, als wir im Augenblick zu ahnen vermögen.«
    Im Hauptquartier ließ ich mir die Gorillas kommen, dieses Mal alle gleichzeitig. Ich hielt ihnen eine kurze Rede.
    »Ich kann euer Alibi nicht erschüttern. Also muß ich euch laufen lassen. Merkt euch! Wenn einer von euch sich von Hilton zu einer Gewalttat gegen mich oder einen Mann namens Roger Harper hetzen läßt, so geht es dem Betreffenden schlecht. Raus!«
    »Hören Sie, G—man«, sagte Freeman biedermännisch. »Wir haben wirklich Poker gespielt und nichts mit dem zu tun, was gestern nacht passiert ist.«
    »Raus!« wiederholte ich, und sie schoben sich aus der Tür.
    Als ich vom Mittagessen aus der Kantine kam, wartete Roger Harper in meinem Büro auf mich.
    »Hallo! Nett, Sie zu sehen. Was macht der Millionärssohn, den Sie bewachen sollen?«
    »Keine Ahnung! Ich habe den Auftrag nicht übernommen«
    »Warum nicht? Geht das Geschäft so gut?«
    »Ich weiß nicht, wie es geht, Cotton. Ich habe andere Fährten im Auge!«
    Solche Reden schmerzten mich geradezu.
    »Spielen Sie immer noch Sherlock Holmes, Roger? Um alles in der Welt, lassen Sie die Finger davon! Sie haben mir schon soviel Arger gemacht, daß ich von Ihnen schlicht und einfach die Nase voll habe.«
    »Tut mir leid, G-man«, grinste er, »aber ich nehme an, es ist Ihr Beruf, Ärger zu haben.«
    »Das ist noch lange kein Grund, die Leute zu lieben, die mir den Ärger bringen. - Sind Sie wenigstens in ein Hotel gezogen?«
    Er lächelte und schüttelte den Kopf.
    Wortlos nahm ich die Whiskyflasche aus dem Schreibtischfach; zwei Gläser dazu und schenkte ein.

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