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0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte

0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte

Titel: 0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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ihm ausgerechnet nach jener Nacht fragte. Ich gab ihm eine Zigarette, damit er sieht, daß wir friedliche Leute sind. Und jetzt werde ich meine Frage präzisieren.«
    Phil führte manchmal Vernehmungen mit solchen supersanften Methoden, und manchmal hatte er damit ungewöhnlichen Erfolg.
    Er wandte sich Caluzzo zu.
    »Toni, ich mache dir die Antwort leicht. Du warst in jener Nacht im Hafen, nicht wahr?«
    Er sprach so selbstverständlich und leichthin, daß jeder Ganove, eingelullt von soviel Freundlichkeit, fast zwangsläufig zustimmend nicken mußte.
    Caluzzo bremste die bestätigende Kopfbewegung im letzten Augenblick, aber seine Unterlippe zitterte. Vergeblich versuchte er, Phils Blick auszuweichen.
    »Los«, sagte Phil gemütlich. »Gib’s zu, Toni. Im Hafen, am Pier 158. Eine ganze Horde von euch war dort.«
    Caluzzo drückte die Zigarette aus, griff aber gleich nach dem Päckchen. Phil legte die Hand auf die Zigarettenschachtel.
    »Na?« fragte er lächelnd. »Erst die Antwort, Toni!«
    Ich hielt den Atem an. Ich war gestern im Drang der Ereignisse nicht auf den Gedanken gekommen, Retting und seine Leute mit der Sache auf dem Pier 158 in Verbindung zu bringen, aber Phil war darauf gekommen, und jetzt holte er die entscheidende Antwort aus Caluzzo heraus.
    Tonis Hand stoppte eine Spanne vor der Zigarettenschachtel. Er zögerte drei Sekunden lang. Dann brummte er:
    »Was fragen Sie, wenn Sie doch alles schon wissen.«
    Phil schnippte ihm die Schachtel mit den Fingern zu. Caluzzo klopfte sich eine neue Zigarette heraus und steckte sie sich zwischen die Lippen.
    »Wie viele von euch waren dabei?« fragte Phil, während er ihm Feuer über den Tisch reichte.
    »Zehn!« antwortete Caluzzo und stieß den Rauch aus.
    Phil ließ ihn zwei Minuten lang in Ruhe, dann sagte er:
    »Du weißt, daß du gerade die Beteiligung an drei Morden gestanden hast.«
    Der Junge warf den Kopf hoch.
    »Nein«, schrie er. »Nein, damit hatte ich nichts zu tun!«
    »Lüge nicht!« Jetzt brüllte auch Phil. »Gerade hast du gestanden, daß zehn Leute von euch im Hafen waren, und du bist einer der Anführer. Für das Gericht ist es gleichgültig, ob du eigenhändig einen Polizisten erschossen hast oder ob deine Boys es auf deinen Befehl taten. Anstiftung zum Mord und Beihilfe wiegen gleich schwer.«
    Caluzzo fuhr von seinem Stuhl hoch..
    »Sie irren!« schrie er voller Verzweiflung. »Wir alle hatten damit nichts zu tun. Wir haben nur bei den Lastwagen gewartet, und dann mußten wir die Laster mit der Ware vom Schiff beladen. Sonst haben wir nichts getan! Wirklich, ich schwöre es Ihnen.«
    »Erzähle der Reihe nach!« befahl Phil.
    In der nächsten Viertelstunde erfuhren wir alles über die Beteiligung der Bodge-Leute an den Ereignissen auf dem Pier 158. Caluzzo und sein Kumpan Jonny hatten auf Terrence Rettings Befehl in jener Nacht an einer bestimmten Stelle mit noch acht Boys warten müssen. Ein schwerer GMC—Truck holte sie ab. Retting saß selbst am Steuer. Die Jungen kletterten in den Laderaum. Retting befahl den beiden Unterführern, darauf zu achten, daß keiner den Truck verließ, bis er es anordnete.
    Sie fuhren zum Hafen. Zwei Lastwagen warteten dort schon. Sie schlossen sich an. Caluzzo wußte nichts über das, was während dieser Wartezeit auf dem Gelände des Piers vor sich ging. Erst gegen Mitternacht fuhren die Laster auf den Pier. Zwar sah er einmal eine stumme hingestreckte Gestalt auf dem Pflaster liegen, aber er machte sich keine Gedanken darüber.
    Ein Schiff legte am Kai an. Die Jungen, auch Caluzzo und Jonny, mußten über eine Laufpianke die Fracht aus dem Bauch des Schiffes auf die Lastwagen verladen. Retting trieb sie an wie die Sklaven, und sie schufteten sich in Schweiß.
    »Wir luden alle drei Laster bis an den Rand voll«, sagte er. »Dann rollten sie ab. Retting gab jedem von uns fünfzig Dollar, Johnny und ich erhielten sogar einen Hunderter. Er befahl uns, einzeln nach Hause zu fahren, und er drohte, jedem das Genick zu brechen, der nur einen Laut zu irgendwem äußerte. Wer waren die anderen Männer? Wer hat die beiden anderen Lastwagen gesteuert? Wer hat den Zollbeamten, den Polizisten und den Wächter getötet?« Unsere Fragen hämmerten auf den Burschen ein.
    »Ich weiß nicht«, sagte er kläglich.
    »Ich habe nie einen von ihnen gesehen. Ich konnte auch auf dem Hafen keinen von ihnen erkennen. Es war doch völlig finster, nur im Laderaum des Schiffes brannte Licht, aber dort unten war niemand von den

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