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0102 - Abteilung III greift ein

Titel: 0102 - Abteilung III greift ein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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spürte, wie er nervös wurde, und den andern erging es anscheinend nicht besser. „Vorwärts", sagte Richard in einem krampfhaften Versuch, forsch und mutig zu erscheinen. „Weiter nach oben! Irgendwo werden wir eine Schleuse und ein Boot finden!" Er marschierte voran. Er hoffte, von der Biegung aus werde er besser sehen können, was in der Straße los war, aber diese Hoffnung erfüllte sich nicht. Es gab gar keine Biegung. Die Straße wand sich unaufhörlich, und die Stelle, über die hinaus man nicht sehen konnte, lag ständig fünfzehn bis zwanzig Meter vor ihnen.. Sie marschierten eine Viertelstunde, und zum erstenmal, seitdem sie ihr Gefängnis verlassen hatten, spürten sie wieder, daß sie die Luft nicht gewöhnt waren, die sie atmeten. Der Geruch nach Fisch und Tran machte ihnen längst nichts mehr aus. Aber es gab nur wenig Sauerstoff. Der Schweiß brach ihnen aus allen Poren, und von Zeit zu Zeit mußten sie ausruhen, um das Schwindelgefühl loszuwerden, das in ihnen aufstieg. Manchmal meinte Richard, von oben Geräusche zu hören. Er blieb stehen und horchte. Aber jedes Mal zeigte sich, daß er sich getäuscht hatte. Es war immer noch alles totenstill bis auf ihre eigenen, schlurfenden Schritte. Auf der linken Seite der Straße reihte sich eines der langen Fenster an das andere. Sie waren nur durch kurze Strecken massiven Gesteins unterbrochen. Sie mußten ungeheuer dick sein, um dem mörderischen Wasserdruck standhalten zu können, und doch verzerrten sie den Ausblick in keiner Weise. Die Straße wand sich weiter, und in der steinernen Flucht, die die Flüchtlinge auf der rechten Seite begleitete, waren immer noch schwere, schweigsame Türen. Richard spürte Verlangen, eine davon zu öffnen und zu sehen, was es dahinter gab. Aber schließlich empfand er es doch als wichtiger, weiterzumarschieren und einen Ausweg aus der Stadt zu finden.
    Als sie eine halbe Stunde lang marschiert waren, hatten sie das Gefühl, die Straße hätte mittlerweile mindestens einen ganzen Kreis beschrieben, wenn nicht noch mehr. Die Stadt schien in der Art des Turms von Babel angelegt zu sein, mit einer Straße, die an der Außenwand des Turmes in Spiralen nach oben lief.
    Wenige Minuten später änderte die Wand, an der sich die Straße entlang zog, ihr Aussehen. Auch rechts waren plötzlich Fenster, kleiner zwar als die, die die Stadt vom Meer trennten und nicht von dem klaren, wunderbaren Glanz, aber immer noch durchsichtig genug, um einen Blick in die Räume zu erlauben, die dahinter lagen. In diesen Räumen gab es überall ein wirres Durcheinander von Dingen, die Richard und seinen Begleitern sämtlich unbekannt waren und die schon lange Zeit hier zu liegen schienen. Dann wurde die Straße breiter und höher. Richard verlangsamte seine Schritte. Das warnende Gefühl nahender Gefahr wurde in ihm wach, als er sah, daß vor ihm eine Art Platz lag, der sich tief nach rechts in das eigentliche Gerüst der Stadt einbuchtete. Er war völlig leer. Das trübe Licht des Meeres erhellte ihn so weit, daß Richard bis zu seinem gegenüberliegenden Ende sehen konnte, wo er sich wieder auf den üblichen Durchmesser der Straße verengte. Richard hielt sich rechts an der Wand. Sie gab ihm das Gefühl von Sicherheit. Um nichts auf der Welt wäre er mitten über den Platz gegangen, wie viel Zeit er auch immer dabei gespart hätte. Die anderen empfanden das gleiche. Lyn Trenton stellte fest: „Irgendwie riecht's hier verdächtig! Ich wette, die Kerle stecken in der Nähe und beobachten uns." Richard wollte, er hätte es nicht gesagt. Es war zwar ziemlich genau seine eigene Befürchtung, aber um Dynahs willen hätte Trenton besser den Mund halten sollen.
    Richard hatte sich ein paar Mal nach dem Mädchen umgesehen.
    Es war am Ende seiner Kräfte, geistig und körperlich. Richard blieb stehen, ließ Ez und Tony an sich vorbei und ging neben Dynah her. „Wenn Sie wollen, machen wir eine Pause", schlug er vor. Sie schüttelte den Kopf, ein wenig zu heftig, wie er fand. „Nicht meinetwegen", antwortete sie trotzig. „Ich kann noch ein ganzes Stück weit." Ez, der jetzt die Spitze hatte, schlug ein rascheres Tempo an als Richard zuvor. Der Platz war ihm unheimlich, und er wollte ihn so schnell wie möglich hinter sich bringen. Nach fünf Minuten hatten sie die Mitte des Platzes erreicht - das heißt: sie befanden sich am Rand des Platzes auf gleicher Höhe mit der Mitte - und unter Ez' weit ausgreifenden Schritten kam die jenseitige Mündung

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