0102 - Abteilung III greift ein
sich irgendwo verfangen hatte, dann mußte man ihn vorsichtig anzuziehen versuchen. Unbedachtes Rütteln würde ihn vielleicht wieder lösen. Richard zog zuerst mit einer Hand. Oben begann die Lampe zu wackeln, der beste Beweis dafür, daß der Strick an der Befestigung hing. Er schien fest zu hängen, denn er gab auch nicht nach, als Richard mit beiden Händen und aller Kraft zog. Richard sprang schließlich sogar in die Höhe, faßte das Seil zweieinhalb Meter über dem Boden und baumelte eine Weile daran. Nichts geschah. Der Strick war fest! Richard behielt es sich selbst vor, als erster hinaufzuklettern. Er entschied, daß Tony Laughlin ihm folgen solle. Das hatte einen Grund: Wenn sie oben von den Ghamesen überrascht werden sollten, dann brauchten sie kampfgeübte Fäuste, um sich zu wehren, und die geübtesten waren Richards eigene und die von Tony Laughlin. Die ersten drei Meter, fand Richard, waren ein Kinderspiel. Dynahs Knoten gaben vorzüglichen Halt. Aber dann begannen die Arme empfindlich zu schmerzen. Er biß die Zähne aufeinander, stützte sich mit den Füßen gegen einen Knoten und entlastete die Arme für eine Weile.
Dann kletterte er weiter. Schließlich war er nur noch einen Meter unter der Lampe. Er konnte sehen, daß oberhalb der Lampe die Wände des Verlieses plötzlich kegelförmig zusammentraten und etwa zwei Meter über der Lampe nur noch ein Loch von kaum einem Meter Durchmesser offen ließen. Das Loch war finster.
Richard konnte nicht sehen, was es dahinter gab. Über die Lampe hinwegzukommen, war keine große Schwierigkeit. Die Lampe bestand aus einem metallenen Rad von einem Meter Durchmesser. Vier Speichen liefen von der Peripherie zur Radnabe, und in der Nabe war die eigentliche Flamme untergebracht. Richard sah einen Docht, der aus einer breiigen Fettmasse ragte.. Es gelang ihm, auf den Rand des Rades zu treten und die Kette zu erfassen, an der die Lampe aufgehängt war. Er ruhte sich eine Weile aus. während die Lampe unter seinem Gewicht wie wild hin und her schaukelte, dann griff er in die groben Glieder der Kette und zog sich weiter nach oben. Als er die Stelle erreichte, an der das Seil sich unter der Wucht des Stiefels um die Kette gewunden hatte, hätten ihn um ein Haar die Kräfte verlassen. Der Stiefel hatte nur eine Dreivierteldrehung um die Kette herum beschrieben, und was ihn, Richard, dort gehalten hatte, war weiter nichts als der Druck des Seils, das sich unter dem Gewicht des Kletternden gegen die Spitze des Stiefels gepreßt hatte. Richard wurde schwindlig bei dem Gedanken, was geschehen wäre, wenn das Seil sich über die Stiefelspitze geschoben hätte. Es war ein ziemlich tiefer Fall bis hinunter auf den Boden des Verlieses. Er löste das Seil jetzt, schlang es sich mitsamt dem Stiefel ein paar Mal um den Hals und kletterte den Rest des Weges bis zu dem Loch hinauf. Ohne Schwierigkeiten schwang er sich über den Rand des Loches. Aber als er endlich auf dem festen Steinboden saß, da verließen ihn für eine Weile die Kräfte. Er legte sich hin und ließ dem Körper Zeit, sich aus der verkrampften Starre zu entspannen. Dann erst befestigte er das Seil von neuem, diesmal so, daß Tony Laughlin keine Furcht zu haben brauchte. Tony kam rasch herauf, gefolgt von Ez. Dann wurde Lyn zusammen mit Dynah ohne Schwierigkeiten heraufgezogen. Der Raum über dem Loch hatte den gleichen Durchmesser wie das Verlies, in dem sie bisher gesteckt hatten, aber er war wesentlich niedriger. Dynah hatte das Seil noch nicht losgeknotet, da machte sich Richard Silligan schon daran, die Wände des Raumes abzusuchen. Es erforderte keine große Geschicklichkeit, die Tür zu entdecken, die die Steinmauer durchbrach. Niemand hatte sich Mühe gegeben, sie zu tarnen. Die Ghamesen hielten den Kerker wahrscheinlich für absolut sicher.
Die Tür hing in drei hölzernen Angeln von grotesker Größe. Sie besaß einen einfachen Riegel, der wahrscheinlich draußen auf die gleiche Weise arbeitete wie drinnen. Richard hob den Riegel vorsichtig an und versuchte, die Tür zu bewegen. Sie drehte sich hart in den Angeln. Er drückte sie sofort wieder zu, legte den Riegel vor und wartete, bis die andern so weit waren, daß der Ausbruch fortgesetzt werden konnte. Einen Augenblick lang überkam Richard tiefe Mutlosigkeit. Diese Stadt lag unter Wasser, tief unter der Oberfläche des Meeres. Es gab Schleusen, durch die man die Stadt verlassen konnte, und einem Ghamesen war es ein leichtes, ohne irgendein
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