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0104 - Portaguerra

0104 - Portaguerra

Titel: 0104 - Portaguerra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
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blonden Haaren paßte. Er schmiegte sich wie eine zweite Haut um ihren Körper.
    »John, ich habe lange nachgedacht«, murmelte Shaun und schien erst jetzt zu merken, daß Jane gesprochen hatte. Er hob den Kopf und sah durch die Privatdetektivin hindurch. »Nein, das waren die Lerois-Brüder. Ich bin bereit, es zu beschwören. Und sie steigen immer auf und ab. Auf und ab! Es war schauderhaft. Ich habe mit niemandem darüber gesprochen, weil es sich so verrückt anhört.«
    Ich richtete mich auf. »Dieser Reporter!« rief ich. »Er ist in die Todeswand eingestiegen! Shaun, fragen Sie an, ob er schon zurück ist! Los, erkundigen Sie sich hier im Hotel und an der Seilbahnstation!«
    Er stürzte sich auf das Telefon und ließ zweimal einen solchen irischfranzösischen Wortschwall los, daß ich nichts verstand. Danach warf er einen betroffenen Blick aus dem Fenster.
    »Es dämmert bald«, sagte er bedrückt. »Und Raoul Gasconne ist noch immer in der Wand.«
    »Die Blitzlichter.« Jane gestikulierte heftig. Sie deutete durch das Fenster. Der Blick ging in Richtung Todeswand, auch wenn wir den Felsabsturz nicht sehen konnten. Wir konnten nur überwachen, ob jemand von dort auf das Hotel oder die Seilbahnstation zuging.
    Aber weit und breit war niemand zu sehen. »John, dieser Gasconne hat etwas in der Wand fotografiert, und weil es schon zu dunkel war, hat er das Blitzlicht eingesetzt. Warum kommt er nicht zurück? Wenn er selbst Bergsteiger ist, muß er doch wissen, wie gefährlich es in der Dunkelheit in der Wand ist!«
    Ich sah Shaun fragend an. Hier war er der Experte. Mein Ressort war es erst, wenn wir auf Dämonen oder lebende Leichen oder Ähnliches stießen. »Wagen Sie es noch, in die Wand zu steigen, Shaun?«
    »Und sind Sie richtig ausgerüstet?« fügte Jane hinzu.
    Der rothaarige Ire nickte gelassen. »Gehen wir sofort, John?«
    Ich war einverstanden und sah Jane fragend an, doch sie winkte ab. »Nichts für mich. Ich horche mich im Hotel um und spreche mit dem Ehepaar Lerois. Ich müßte mich sonst schon wieder umziehen, und ich möchte dieses Haus genau kennenlernen. Wer weiß, wofür das gut ist.«
    Ich mußte mir noch andere Sachen anziehen. Vorsorglich hatte ich in London eine komplette Ausrüstung für die Berge eingekauft.
    Jane wünschte uns alles Gute, bevor wir losgingen, und verabschiedete mich in der Halle mit einem Kuß vor versammelter Mannschaft. Shaun stand grinsend daneben.
    Das Grinsen verging ihm und mir allerdings sehr rasch, als wir in den oberen Teil der Steilwand einstiegen.
    »Sie sind kein geübter Bergsteiger, John«, stellte Shaun fest. »Sie sollten lieber oben bleiben.«
    Er stand schräg unter mir auf einem Felssims. Ich betrachtete es prüfend und schüttelte den Kopf. »Ich komme mit, Shaun. Ich bin zwar nicht ständig in den Bergen unterwegs, aber ich habe etliche gefährliche Kletterpartien an Hausfassaden und ähnliches hinter mir. Dieses Sims schaffe ich. Aber halten Sie die Augen offen, ob Sie die Brüder Lerois sehen. Es wäre besser, wenn sie uns nicht überraschen.«
    Unter meiner Achsel spürte ich den Druck meiner Beretta, die mit geweihten Silberkugeln geladen war und mit der ich Dämonen der niederen Rangordnung töten konnte. An meinem Hals hing das silberne Kreuz, eine besonders starke Waffe gegen die höllischen Mächte. Auf andere Waffen hatte ich verzichtet, um beim Klettern möglichst freie Hand zu haben.
    Sehr schnell merkte ich, daß ich mir doch sehr viel vorgenommen hatte. Über mir löste sich ein Stein und sprang krachend und knatternd von einem Vorsprung zum anderen. Shaun stieß einen Warnschrei aus. Ich preßte mich flach gegen die Wand und fühlte den Lufthauch des vorbeizischenden Steins.
    Oder bildete ich es mir nur ein? Egal, hätte mich dieser Felsbrocken getroffen, stände ich jetzt nicht mehr auf dem Sims. Er hätte mir glatt den Schädel zerschmettert.
    »Na, wollen Sie noch weiter, John?« rief Shaun mir mit einem wilden Lachen zu.
    Ich sah den rothaarigen Iren forschend an. Es war ihm nicht anzumerken, ob ihn dieser Zwischenfall auch nur im Geringsten beeindruckte. Der Mann hatte Nerven, aber wahrscheinlich hätte er sich in einer Opiumhöhle von Hongkong oder in Soho angesichts eines Dämons genauso unsicher gefühlt wie ich im Moment in den ihm vertrauten Bergen. Nicht umsonst hatte ich von meinem Freund, dem deutschen Kommissar Mallmann, ein sehr passendes Sprichwort gehört. Schuster, bleib bei deinem Leisten, hieß es, und in diesen

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