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0104 - Wir und das Wachsfigurenkabinett

0104 - Wir und das Wachsfigurenkabinett

Titel: 0104 - Wir und das Wachsfigurenkabinett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Ernst Fackenheim
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gelockt worden sein, oder sie suchte etwas in den Akten und wurde dabei überrascht.«
    Ich sah mich um. Die vielen Schnellhefter und die große Kartothek waren unberührt. »Es sieht nicht so aus, als hätte hier jemand herumgewühlt«, sagte ich. »Wer hat sie gefunden?«
    »Der Hausmeister. Um sechs Uhr schließen die letzten Büros, und dann macht er gewohnheitsmäßig einen Rundgang. Er fand die Tür offen, und als er sah, was passiert war, rief er uns sofort an. Zu dieser Zeit kann sie kaum ein paar Minuten tot gewesen sein.«
    »Dann hat der Mann Glück gehabt. Er muss den Mörder vertrieben haben. Es hätte genauso gut geschehen können, dass auch er hätte dran glauben müssen.«
    »Die Tür wurde mit einem Nachschlüssel geöffnet«, sagte Crosswing »Rund um das Schloss sind frische Kratzer.«
    »Also war der Mörder schon hier, als Jane kam. Er wartete auf sie.« Phil hatte bis jetzt wortlos dabeigestanden. »Sie wusste wohl zu viel und musste darum zum Schweigen gebracht werden. Übrigens ist das eine scheußliche Wunde.«
    »Eine breite und haarscharfe Stichwaffe«, bestätigte der Arzt.
    »Wie ist es mit Fingerabdrücken?«, fragte ich.
    »Meine Leute sind schon dabei, aber ich fürchte, wir werden nichts finden. Wenn es dieselben Gangster waren, die Rovelli umlegten, so haben sie keine hinterlassen.«
    Der Fotograf waltete seines Amtes. Die Spurensucher und Spezialisten schwirrten überall herum. Wir standen dabei und sahen zu.
    »Verdammt. Es sieht fast so aus, als habe der Mörder von ihrem Telefonanruf und der Verabredung mit mir gewusst. Ich weiß nur nicht, wer das gewesen sein könnte.«
    »Was für ein Telefonanruf?«, fragte Crosswing.
    »Sie wollte heute Abend, um sieben zu mir kommen. Sie sagte, sie hätte etwas für mich.«
    »Etwas, das mit Rovelli zu tun hatte?«
    »Ich glaube, aber es ist ja jetzt zwecklos. Sie kann nicht mehr reden.«
    Das Schauspiel von morgens wiederholte sich. Nur war es jetzt Jane, die sie auf die Bahre packten. Es lief mir eiskalt über den Rücken. Ich war ja an vieles gewöhnt. Lange Zeit hatte ich keinen Schock mehr erlitten, bis heute. In Gedanken leistete ich einen heiligen Eid. Nicht zu ruhen und zu rasten, bis ich den Lumpen gefasst hatte. In Phils Gesicht konnte ich den gleichen Entschluss lesen. Wir verstanden uns ohne Worte.
    »Was geschieht mit dem Office?«, fragte ich.
    »Ich lasse einen meiner Leute hier«, entgegnete Lieutenant Crosswing. »Wenn der Verbrecher zurückkommt, so kann er mit einem würdigen Empfang rechnen.«
    »Morgen früh sehe ich die Kartothek und die Akten durch«, beschloss ich. »Phil, wir machen das zusammen. Ich werde das Gefühl nicht los, dass wir hier einen Anfang finden.«
    Als wir zurück in unser Office kamen, hatte der Bereitschaftsdienst bereits seinen Dienst angetreten, aber Mr. High saß noch hinter seinem Schreibtisch. Während wir berichteten, spielten seine Hände, die fein und gepflegt waren wie die eines Gelehrten, mit dem Füllhalter.
    »Eine böse Sache«, meinte er dann. »Eine sehr böse Sache. Ihr habt es mit Leuten zu tun, die vor nichts zurückschrecken, Leute, die es ausgezeichnet verstehen, ihre Spuren zu verwischen. Ich bin der gleichen Ansicht wie Sie, dass sich möglicherweise in Rovellis Akten ein Anhaltspunkt finden lässt. Außerdem würde ich mich nochmals um seine Schwester kümmern. Es ist doch merkwürdig, dass er Sie gebeten hat, etwas für das junge Mädchen zu tun. Wenn ich mich in die Lage des Sterbenden versetze, so würde ich doch in erster Linie an meine Braut gedacht haben.«
    »Das tat er sicher, aber es ging zu schnell mit ihm, schneller, als er selbst glaubte«, antwortete ich.
    »Trotzdem.« Mr. High schüttelte den Kopf. »Welches der beiden Mädchen kannten Sie besser und mit welchem von beiden stand Rovelli auf vertrauterem Fuß«, »Mit Jane selbstverständlich. Ich konnte aus einigen Bemerkungen ersehen, dass Milly ihm wiederholt Sorgen machte.«
    »In welcher Hinsicht?«
    »Das hat er mir nicht gesagt.«
    »An Ihrer Stelle würde ich sehen, dass ich das herausfände«, riet der Chef, und ich nahm mir vor, seinen Rat zu befolgen.
    Gerade als wir gehen wollten, waren die Reporter da. Nicht weniger als sechs davon warteten auf uns und fielen über uns her wie die Schmeißfliegen über das Aas.
    »Was können Sie uns über den Mordfall Rovelli sagen?«, wollte Quinn vom Herald wissen.
    »Und stimmt es, dass Jane Neal, die in seinem Office erledigt wurde, seine Braut war?«, fiel

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