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0104 - Wir und das Wachsfigurenkabinett

0104 - Wir und das Wachsfigurenkabinett

Titel: 0104 - Wir und das Wachsfigurenkabinett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Ernst Fackenheim
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Stillen in seine Sekretärin Milly verliebt. Er wagte es nur nie anzusprechen. Ich muss sagen, dass auch ich sie gern mag, sonst läge sie nicht bei mir zu Hause im Bett, sondern im Hudson. Brix hätte sie am liebsten umgelegt, aber wir hatten schon zu viele Leichen. Ich dachte, ich würde sie wieder in Ordnung bekommen. Was der Arzt für Phantasien hielt, war die Wahrheit. Ich musste imbedingt verhindern, dass sie mit Ihnen sprach, bevor ich sie wieder gründlich unterm Daumen hatte. Natürlich wurden Sie die letzten beiden Tage bewacht. Darum wusste ich natürlich auch, dass Sie in Mendota waren, und wir erwogen schon, uns abzusetzen. Als aber Reg heute Abend von ihrem Telefongespräch erfuhr, aus dem hervorging, dass Sie ihn im Verdacht hatten, die beiden Mädchen erstochen zu haben, wurde er verrückt. Er hat sich ja damals im Fairy Club so dämlich benommen, dass Sie unbedingt darüber fallen mussten. Ich liebte ihn trotz seiner Dummheit, und wir wollten nächsten Monat heiraten.«
    Plötzlich wurde ihr Gesicht schlaff. Es verfiel zusehends.
    »Wir wollten nächsten Monat heiraten.«
    »Wo ist Brix?«, fragte ich nochmals.
    »Ich weiß es nicht.«
    In diesem Augenblick traf ein kühler Luftzug meinen Nacken. Ein Luftzug, wie er entsteht, wenn eine Tür geöffnet wird.
    »Mach ihn fertig… Töte ihn…« kreischte Carol und warf die Arme hoch. »Er weiß alles.«
    Ich fuhr herum und griff nach der Smith & Wesson, aber sie war erst halb heraus, als Brix mich anfiel. Das Buschmesser blitzte blank und drohend. Aus seiner Kehle kamen krächzende Laute, und sein Zähne blinken wie die eines Panthers.
    Ich schaffte es noch, mich zur Seite zu werfen. Er stolperte über meinen Fuß und riss mich mit zu Boden. Das Messer hielt er krampfhaft fest, das Messer, an dem schon so viel Blut geklebt hatte, und ich war waffenlos.
    Bevor er zustoßen konnte, hatte ich mich losgerissen. Ich sprang auf die Beine und versuchte, den Sessel zu erreichen. Wenn ich ihm den entgegenschleudern konnte, so hatte ich gewonnen. Es gelang mir nicht. Brix schob sich zwischen mich und das Möbelstück.
    »Ich bringe dich um«, keuchte er, »du widerlicher Schnüffler, du neunmalkluger G-man!«
    Langsam kam er näher.
    Ein geübter Messerheld ist weitaus gefährlicher, als ein Killer mit der Pistole… Pistole… Ich warf einen schnellen Blick um mich und konnte die Smith & Wesson nicht sehen. Es gab nur noch eine Rettung. Ich musste bluffen. Zwischen Phil und mir waren zwei schalldichte Türen, selbst wenn ich rief oder schrie, er konnte mich nicht hören. Mit einer Geste, als ob ich mich vollständig sicher fühlte, steckte ich beide Hände in die Taschen und lächelte.
    »Reg Brix, geben Sie sich keine Mühe. Auch mit dem Messer habe ich keine Angst vor Ihnen.«
    Misstrauisch zog er die Brauen zusammen, und in diesem Augenblick schleuderte ich ihm alles, was ich in der Tasche trug, ins Gesicht, den Schlüsselbund, das Kleingeld und das Taschenmesser. Während er unwillkürlich zurückwich und die Augen schloss, warf ich mich auf ihn und packte sein rechtes Handgelenk, aber der oft erprobte Jiu-Jitsu-Griff war ihm bekannt. Ich konnte zwar das Gelenk festhalten, aber sonst nichts, tun. So standen wir ein paar Sekunden regungslos und keuchend.
    »Ich bekomme ihn, Reg, ich bekomme ihn.«
    Hätte Carol mich nicht durch ihren hysterischen Schrei gewarnt, so hätte sie mir den schweren Marmoraschenbecher auf den Schädel geschlagen, aber so konnte ich ausweichen, musste dabei aber meinen Griff um Brix Handgelenk etwas lockern. Er zerrte und trat mir gegen die Schienbeine. Die Frau lachte irrsinnig und hob den Arm zum zweiten Schlag, der mich nun unrettbar treffen musste.
    Zwei kurze, trockene Knalle wie von einer Kinderpistole ertönten. Carol Hall stand einen Augenblick wie eine Salzsäule. Dann stürzte sie vornüber, genau gegen Brix, der das Gleichgewicht verlor, und in diesem Augenblick hatte ich ihn. Ein Handkantenschlag gegen den Unterarm und ein zweiter gegen die Schläfe genügten. Das Messer polterte zur Erde, und er selbst knickte in die Knie und Wurde bewusstlos.
    In der Tür stand Milly. Unter ihrem Mantel sah ich die Hose eines Pyjamas. Ihr Haar war zerzaust, ihr Gesicht totenbleich, aber in der Rechten hielt sie ohne Zittern ihren kleinen Derringer-Revolver.
    »Du Biest«, sagte sie, und sie meinte Carol damit. »Das hast du nicht erwartet. Ich merkte ja, dass du deinen Kram packtest und abhauen wolltest, und ich stellte mich schlafend

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