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0104 - Wir und das Wachsfigurenkabinett

0104 - Wir und das Wachsfigurenkabinett

Titel: 0104 - Wir und das Wachsfigurenkabinett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Ernst Fackenheim
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damit du mir keine Spritze mehr geben konntest. Du Teufel hast Schuld an Petes Tod. Du hast mir immer vorgelogen, ihr hättet nichts damit zu tun, aber ich habe das Telefongespräch mit deinem Liebling belauscht, und darum bin ich hier. Hörst du mich?« Sie machte Miene, nach ihr zu treten, aber ich schob sie weg.
    Ich kniete neben der Frau nieder, und da sah ich, dass Carol Hall tot war. Die kleine Kugel aus dem Derringer hatte sie mitten ins Herz getroffen. Auch Milly sah das und ließ die Hand sinken. Dann blickte sie mich aus leeren Augen an.
    »Ich bin schuld an Petes Tod, an seinem und Janes. Ich hätte ihm die Wahrheit sagen und ihn warnen müssen, aber ich hatte Angst, jämmerliche Angst. - Hörst du Pete…« Hörst du mich? Ich bin schuld… ich habe dich ermordet.
    Sie hob die kleine Waffe und setzte sie an die Schläfe. Ich schlug gegen ihre Hand, und zugleich mit dem Knall flog der Revolver weg.
    »Gott sei Dank«, flüsterte ich mit versagender Stimme und fing das Mädchen auf, als es ohnmächtig zusammenbrach.
    Hastige Schritte, und dann wurde die Tür auf gerissen, Phil stand im Rahmen. Seine Smith & Wesson in der Faust.
    »Dass du auch schon da bist«, sagte ich. »Du scheinst mich heute alles allein machen lassen zu wollen.«
    »Ich würde noch immer draußen vor der Tür stehen, wenn es mir nicht zu langweilig geworden wäre«, sagte er und nahm mit schnellem Blick die Situation auf. »Ich ignorierte deinen Wunsch und ging ins Vorzimmer. Es war mir zu still. Diese verfluchten Türen fangen jeden Schall auf. Da hörte ich den Knall, und hier bin ich.«
    »Hast du den Brix und Milly nicht hereinkommen sehen? Sie müssen doch an dir vorbeigegangen sein.«
    »Niemand habe ich gesehen, und ich bin ja doch nicht blind.«
    Brix begann sich zu regen, und so verpassten wir ihm ein paar stählerne Armbänder, bevor ich auf die Suche nach meiner Smith & Wesson ging. Ich fand sie unterm Schreibtisch und steckte sie ins Halfter, wo sie hingehörte. Milly lag in tiefer Ohnmacht im Sessel, in den ich sie hatte gleiten lassen.
    Dann bestellte ich telefonisch einen Krankenwagen für sie und einen Leichenwagen für Carol. Brix konnten wir selbst mitnehmen.
    Phil blickte verständnislos auf den Koffer mit den so täuschend nachgeahmten Früchten.
    »Was soll denn das heißen?« Er griff nach einer Apfelsine und wog sie in der Hand.
    »Du kannst sie aufschrauben«, meinte ich. »Das waren die idealen Behälter, in denen die Hall und Brix ihr Rauschgift verschickten. Wenn man nur drei davon in eine Apfelsinenkiste packte, so lohnte sich das. Übrigens kannst du deinen besonderen Freund Pullham ebenfalls kassieren. Er arbeitet in derselben Branche. Die Einzelheiten erzähl ich dir später. Mr. Hunt wird verzweifelt sein, dass er die Schlüsselpersonen seines Stabes alle auf einmal los wird. Schließlich hätte er besser aufpassen können.«
    Das Rätsel, wie Brix und Milly unbemerkt von Phil hereingekommen waren, löste sich sehr schnell. Sie hatten beide den Personaleingang benutzt, zu dem sie Schlüssel besaßen. Der Portier hatte sie passieren lassen, da er sie ja kannte und sich nichts dabei dachte. Er glaubte, wir erwarteten sie.
    ***
    Brix wurde zum Tode durch den elektrischen Stuhl verurteilt und hingerichtet. Milly mussten wir in eine Nervenheilanstalt bringen, wo sie sechs Monate blieb. Sie kam mit einer kleinen Strafe weg. Ich konnte ja bezeugen, dass sie unter dem Einfluss des Rauschgiftes gestanden hatten, an das Carol Hall sie gewöhnte. Außerdem wurde es ihr angerechnet, dass sie mir das Leben gerettet hatte.
    Ein paar Wochen danach bummelte ich mit Phil über den Broadway. Vor Madame Tussaud’s Wachsfiguren-Kabinett stieß Phil mich an.
    »Wollen wir?«
    Wir lösten unsere Eintrittskarten. Den wächsernen Portier kannte ich ja mm schon gut, ebenso wie die übrigen Gestalten. Es waren ein paar neue dazugekommen, so zum Beispiel Lana Turner mit ihrem Gangsterfreund. Aber da hielten wir uns nicht auf.
    Erst vor der Gruppe der Japaner und dem Messer schwingenden Gl blieben wir stehen. Für mich war es das Schönste in der ganzen Bude, hatte es mir doch geholfen, meinen Freund Pete zu rächen.
    »Danke schön.« Ich nickte dem großen, blonden Soldaten zu, und dann verzogen wir uns in unsere Stammkneipe und tranken ein paar Whiskys.
    ENDE

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