0107 - Die Geier und der Wertiger
Wasserreservoir der Stadt angelegt ist.
Der Vogel, zu dem McKammit geworden war, hatte keine Mühe, das ohnmächtige Mädchen festzuhalten.
Donna Varese war keine Last für ihn. Er nahm Kurs auf Kanheri, denn dort erwartete ihn Malagu, sein Herr, dem er zu gehorchen hatte.
Im Höhlenkloster der schwarzen Sekte sollten sich an diesem Tag die Schicksale mehrerer Menschen erfüllen.
Einer davon würde John Sinclair, der Geisterjäger aus England, sein.
***
Ich stand vor der unsichtbaren Tür und wußte, daß ich sie, die schwarzmagisch gesichert war, knacken mußte.
Mit dämonenkraftlösenden Bannsprüchen schaffte ich es nicht.
Also fuhr ich mit dem schwersten Geschütz auf, das ich zur Verfügung hatte: mit meinem geweihten Silberkreuz, in dessen Balkenenden die Zeichen der Erzengel Michael, Gabriel, Raphael und Uriel eingraviert waren.
Ich trat dicht an die Tür heran und öffnete mein Hemd. Dann nahm ich das Kruzifix ab, ließ es an der Silberkette hin und her pendeln, konzentrierte mich vollkommen auf das unsichtbare Hindernis und formulierte einen Spruch der Weißen Magie, der – unterstützt durch mein Kreuz – die schwarzmagischen Kräfte brechen sollte.
Und dazu kam es auch.
Ein Krachen und Splittern, ein Bersten und Klappern. Mit einem Sprengsatz hätte man nicht mehr Krawall machen können.
Der Erfolg ließ sich zwar nicht sehen, aber fühlen.
Ich streckte beide Hände aus und konnte die Tür nicht mehr ertasten. Sie versperrte mir nicht mehr den Weg.
Die Kräfte des Guten hatten sie weggesprengt, aus den Angeln gerissen. Als ich meinen Weg fortsetzte, trat ich auf die unsichtbare Tür.
Sie lag auf dem Boden. Zertrümmert und unbrauchbar geworden. Ich streifte die Kette meines Kreuzes wieder über und eilte entschlossen weiter.
In meiner Schulterhalfter steckte die Beretta. Außerdem hatte ich noch meinen geweihten Silberdolch bei mir, dessen Griff die Form eines Kreuzes hat.
Meine anderen Waffen lagen in meinem Spezialkoffer im Hotel.
Ich hatte sie nicht alle mitnehmen können, denn ein Zuviel an Bewaffnung konnte auch ein Handikap sein.
Abermals rief ich die Namen der beiden Ritualforscher. Doch sie antworteten nicht.
Mir war dabei gar nicht wohl zumute. Waren die Männer bereits Opfer der schwarzen Sekte geworden?
Was hatte man ihnen angetan?
Ich beschleunigte meinen Schritt, hatte das Gefühl, von meiner Umgebung auf eine unheimliche Weise angefeindet zu werden.
Ich versuchte den Überblick zu behalten. Nicht die kleinste Kleinigkeit durfte mir entgehen, denn das Böse ist listig und tückisch. Wenn man da nicht auf der Hut ist, kommt man sehr leichit unter die Räder.
Es wurde spürbar kälter.
Das Absacken der Temperatur verriet mir, daß ich auf dem richtigen Weg war. Auf dem Weg zum Kern des Bösen.
Vor mir wurde es heller.
Und Augenblicke später machte ich eine haarsträubende Entdeckung.
Ich sah einen Mann.
Es war entweder Harald McClure oder William van Dyke. Er war etwa 25 Yard von mir entfernt.
Sein Gesicht war verzerrt. Er hatte Todesangst. Mit beiden Fäusten trommelte er gegen eine unsichtbare Wand, die seine Flucht verhinderte, während sich hinter ihm abscheuliche Horrorpflanzen immer näher an ihn heranschoben.
Mir war sofort klar, was diese Pflanzen vorhatten. Sie wollten den rothaarigen Mann fressen.
Äste und Wurzeln krochen auf ihn zu.
Er trat danach, schlug verzweifelt um sich, doch die Pflanzen ließen sich nicht davon abhalten, ihn immer gieriger zu attackieren.
Obwohl uns nur 25 Yard trennten, konnte der Mann mich nicht sehen, und als ich ihn anrief, hörte er mich auch nicht.
Von zwei Seiten fielen lebende Parasiten auf ihn herab. Er schleuderte sie angewidert fort.
Wo sie ihn berührt hatten, glänzten blutige Fleischwunden. Er wankte, sah nicht, wie eine Schlingpflanze auf ihn zuschoß und sich blitzschnell um seinen Hals legte.
Wie die Schlinge eines Henkers! dachte ich bestürzt.
Der Mann versuchte sich von der Schlinge, die ihn zu erdrosseln drohte, zu befreien. Er schlug verzweifelt um sich, griff nach der Schlingpflanze, umklammerte sie mit beiden Händen.
Doch alle Anstrengung war vergebens.
Das verzerrte Gesicht des Mannes lief rot an. Die Augen quollen vor. Er war rettungslos verloren, wenn ich ihm nicht sofort zu Hilfe kam.
Er sollte nicht auf diese grauenvolle Art sterben.
Ich nahm abermals mein Kruzifix zu Hilfe und stürmte los. Es war höchste Zeit…
***
Im Hotel »Taj Mahal« schlenderte Yehudi, der Zimmerkellner, den
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