0108 - Die Wüste des Todes
hatte: Vor ein paar Monaten war Lepso plötzlich verrückt geworden. Eine ungeheure Aktivität erfaßte die Bewohner, niemand wollte mehr langsam fahren, alle hatten es eilig und spürten die Kraft, ihr ganzes Leben lang eilig zu sein. Es wurde außerdem festgestellt, daß von den bei der Terranischen Handelsmission registrierten Terranern auf Lepso insgesamt achtundvierzig verschwunden waren. Alles deutete darauf hin, daß sie sich in der Tempelstadt der Baalol-Priester aufhielten. Ron Landry allerdings schätzte die Einwohnerzahl der Stadt auf mehrere tausend, wenn man annahm, daß jedes kleine Gebäude mindestens drei Insassen hatte. Das bedeutete, daß auch Angehörige anderer galaktischer Rassen dem gefährlichen Likör zum Opfer gefallen waren. Nearys Untersuchungen waren noch nicht beendet, als Ron von der Erde den Befehl erhielt, mit Larry Randall zusammen sofort zurückzukehren. Er setzte Larry, der mit Gerard zusammen inzwischen auf eigene Faust Untersuchungen anstellte, davon in Kenntnis und verabredete sich mit ihm in seinem Hotel. Dann verabschiedete er sich von Neary. In den vergangenen Tagen hatte er mehrere Angestellte der Handelsmission zu sehen bekommen und mit ihnen gesprochen. Er verließ die Mission mildem merkwürdigen Gefühl, daß auch dort unter den Angestellten ein merkwürdiges Übermaß an Aktivität und Rastlosigkeit herrschte. Er sprach jedoch mit Neary nicht darüber.
Aber er wußte jetzt, daß die Droge Liquitiv schon einen weit größeren Kreis von Abnehmern gefunden hatte, als er bisher angenommen hatte.
In der Empfangshalle seines Hotels stand die blonde Araukanerin wieder hinter der Theke. Ron wußte nun, daß er ihr in jenen ersten Tagen unrecht getan hatte, als er vermutete sie arbeite mit den Springern zusammen. Liquitiv war nichts weiter als eines unter vielen Getränken, Auf Lepso war es im Augenblick groß in Mode außerdem besaß es eine ungeheuer belebende Wirkung Davon, daß es den Trinker süchtig machte, wußte ja niemand - oder schien niemand zu wissen. Es war weiter nichts als eine Aufmerksamkeit der Hotelleitung, den Gästen sofort nach der Ankunft ein Gläschen Liquitiv anzubieten gegen Berechnung natürlich. Immerhin, schmunzelte Ron hatte das zweite Glas, das sie damals auf dem Tablett brachte, bestimmt nicht in den Dienstvorschriften gestanden. Er lächelte dem Mädchen zu, als er an ihm vorüberging. Oben in seinem Zimmer fand er Larry Randall und Gerard Lobson. Gerard war, wie üblich, voller Eifer und Ungeduld. Er beruhigte sich auch nicht, als Ron ihm versicherte, daß sie Lepso noch am gleichen Tag verlassen würden, Larry hatte herausgefunden, daß Nearys Angaben im großen und ganzen richtig waren, Liquitiv war vor etwas mehr als zwölf Jahren zum ersten Male im Handel erschienen. Es gab niemand, der wußte, woher es kam. Der Wirt eines Restaurants hatte es vom Kleinhändler bezogen der Kleinhändler vom Großhändler, der Großhändler von einem Generalvertrieb der Generalvertrieb hatte es auf Cinema im Lorraine-System gekauft. Und man durfte sicher sein, daß auch die Leute auf Cinema nicht die eigentlichen Produzenten-Waren. Das Zeug ging durch unwahrscheinlich viele Hände, und im Grunde genommen war es ein Wunder, daß es vom Endverkäufer noch zu einem erschwinglichen Preis erworben werden konnte. „Das bedeutet also", schloß Ron nachdenklich, daß Liquitiv verschiedene, besser gesagt, zweierlei Reaktionen hervorruft." Larry sah auf.. Du bist mir ein Stück voraus". sagte er lächelnd, .Würdest du mir das erklären?" Ron nickte. „Paß auf!
Armin Zuglert war ein rüstiger sportlicher Mann. Niemand sah ihm an, daß er liquitivsüchtig war. Plötzlich bricht seine Gesundheit zusammen, er sieht auf einmal aus wie ein lebender Leichnam.
Warum?"
„Weil er kein Liquitiv mehr bekommt", antwortete Larry rasch und voller Überzeugung. Ron zeigte mit dem Finger auf ihn. „Falsch! Liquitiv gibt es überall zu kaufen. Zuglert hatte Geld. Er wußte, daß er süchtig war, und auch, daß man als Süchtiger nicht einfach aufhören kann, das Zeug zu sich zu nehmen an das man sich gewöhnt hat. Warum sollte er also nicht hingehen und sich neues Liquitiv kaufen wenn sein Vorrat verbraucht war? Nein, das war es nicht. Ungeachtet dessen, daß Liquitiv süchtig macht, hat es nach einer bestimmten Zeitdauer des regelmäßigen Genusses auch noch eine andere Wirkung: es macht Menschen - und auch andere Lebewesen - zu lebenden Leichnamen. Und nach welcher Zeit tut
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