0108 - Die Wüste des Todes
nicht." Er sah Gerard an. „Aber ich weiß etwas", fugte er hinzu. „Sie sind süchtig ... und nur deswegen arbeiten Sie mit den Springern zusammen. Das was Sie brauchen, kostet zwar nicht übermäßig viel Geld, aber Sie haben überhaupt keines. Deswegen gingen Sie auch zu Zuglert. Sie brauchten seine Mithilfe bei irgendeinem krummen Trick, durch den Sie sich Geld verschaffen wollten. Aber Zuglert kannte Ihren Ruf und wußte im voraus, was Sie von ihm wollten. Er wollte Ihnen helfen - nach allem was Sie mir erzählt haben - aber wahrscheinlich eben nur auf anständige Weise. Sie rissen aus, als Zuglert krank wurde. Vielleicht haben die Springer Sie wirklich gefaßt, als Sie zurückkehrten ... vielleicht sind Sie auch freiwillig zu ihnen gegangen. Auf jeden Fall bekamen Sie von den Springern soviel von dem Zeug, wie Sie nur brauchten. Deswegen sind Sie ihnen hörig. Wegen einiger Schlucke likörähnlichen Getränks, das in kleinen Flaschen mit violettgelben Etiketten verkauft wird." Gerard sah ihn sprachlos an. Wie im Traum wich er einen Schritt zurück. Sein Mund bewegte sich. Er versuchte, Worte zu formen, aber sie kamen ihm nicht über die Lippen.
Ron gab sich Mühe, nicht zur Seite zu sehen. Er mußte Gerards Blick festhalten. Das meiste, was er gesagt hatte, waren nur Vermutungen gewesen. Aber Gerards Reaktion zeigte, daß er richtig geraten hatte. Er hatte eindringlich gesprochen. Gerard war zu Tode erschrocken, weil er sein Geheimnis entdeckt sah. Zum Teufel, jetzt war für Larry der Augenblick zum Handeln da!
Bruchteile von Sekunden später erkannte er, daß er sich in Larry nicht getäuscht hatte. Gerard wurde plötzlich auf etwas aufmerksam, was außerhalb von Rons Gesichtskreis geschah. Er wollte zur Seite springen, stolperte aber dabei und stürzte. In diesem Augenblick zischte Larrys grellglühender Schuß hinter dem Fahrzeug hervor. Ron duckte sich zum Sprung, um Gerard abzulenken, wenn Larry danebenschießen sollte. Aber Larry hatte gut gezielt. Der Schuß traf Gerard am rechten Arm. Er brüllte vor Schmerz auf. Ron ging langsam auf ihn zu. Er packte ihn bei den Schultern, hob ihn auf und stellte ihn auf die Beine. „Wir fahren jetzt nach Zanithon zurück", sagte er beruhigend zu dem Süchtigen. „Und Sie werden Ihren Likör bekommen, auch ohne die Springer."
Die Fahrt verlief ohne Zwischenfälle. Gerard Lobson bekam, wonach er verlangte, und Ron Landry hatte dabei Gelegenheit festzustellen, daß die Droge, Liquitiv genannt, auf Lepso im öffentlichen Handel zu haben war. Sie gehörte zu den Likören, und niemand schien etwas von der Gefahr zu wissen, die sie barg.
Gerard war wie verwandelt. Er wollte nichts mehr von einer Rückkehr zu den Springern wissen, zumal Ron einen größeren Vorrat Liquitiv eingekauft hatte, um ihn auf längere Zeit zu versorgen - und Proben für die irdischen Analytiker zur Hand zu haben. Er war sogar damit einverstanden, daß man ihn bei nächster Gelegenheit zur Erde zurückbringe und dort versuche, ihn von seiner Sucht zu heilen. Ron hatte inzwischen einen umfassenden Kodebericht an Nike Quinto abgegeben, und während er auf die Antwort wartete, hatte er die geplante Unterredung mit Inspektor Neary von der Terranischen Handelsmission. Neary zeigte sich höchst überrascht von der Tatsache, daß eine seiner Leitungen angezapft worden war. Die Zapfstelle wurde jedoch rasch entdeckt und die Zapfleitung innerhalb des Gebäudes der Mission verfolgt. Man fand eine Relaisstation in einem vier Etagen tiefer gelegenen kleinen Büro, das der Transall-Import-Export-Company gehörte. Die Inhaber waren zur Zeit der Entdeckung nicht anwesend, sie wurden auch nie wieder gesehen. Von da an hatten die Springer keine Möglichkeit mehr, Gespräche der Handelsmission abzuhören.
Neary stellte auf Grund seiner Nachforschungen fest, daß das Produkt Liquitiv, aus unbekannter Quelle stammend, vor etwa zwölf Erdjahren zum erstenmal auf Lepso in den Handel gekommen war. Neary besaß seine Methoden und Mittel, um so etwas herauszufinden - die Einkaufslisten der Spirituosenhändler, Kunden der großen städtischen Restaurants, und einige Lepso- Polizisten. Allerdings hatte Liquitiv erst vor einer Reihe von Monaten den Weg in die breite Öffentlichkeit gefunden. Sozusagen über Nacht hatte sich der Liquitiv-Umsatz verhundertfacht. Das war die Beobachtung, die Larry, obwohl er sie nicht selbst gemacht, sondern sich hatte berichten lassen, damals in seiner Rolle als Taxifahrer Ron mitgeteilt
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