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0110 - Wer andern eine Grube gräbt

0110 - Wer andern eine Grube gräbt

Titel: 0110 - Wer andern eine Grube gräbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer andern eine Grube gräbt
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mit uns.«
    »Wie? Kam er selbst?«
    »Nein. Er zählte zusammen, was wir in einer Woche zusammengeholt hatten, und nahm sich erst einmal die Hälfte weg. Die übrige Hälfte wurde dann durch drei geteilt. Das war der Anteil für jeden von uns.«
    »Und jeden Anteil schickte er als Barscheck?«
    »Ja.«
    »Aber ein Barscheck muß doch unterschrieben sein!«
    »Sicher. Aber wir konnten die Unterschrift nicht .entziffern. Obgleich wir es ein paarmal versucht haben.«
    »Auf welche Bank lauteten die Schecks?«
    »Auf die Case National.«
    Hm, das war die Bank, bei der auch das FBI sein Dienstkonto unterhielt. Allein aus diesem Grunde waren wilder Bank bekannt.
    »Ich habe den letzten Scheck noch nicht eingelöst«, fuhr der Junge fort. »Hier ist er…«
    Er zog einen zusammengefalteten Scheck aus seiner Geldbörse. Ich nahm ihn, faltete ihn auseinander und sah ihn an.
    No, diese Unterschrift hätte ein Schriftgelehrter nicht entziffern können. Ich war der felsenfesten Überzeugung, daß es überhaupt kein Namenszug war, sondern nur ein Schnörkel von bestimmter Form. Die Bank hat nicht die Schönschrift, sondern die Echtheit eines Schriftzuges zu prüfen.
    Ich ging zum Haustelefon und wählte den Zellentrakt.
    »Hier ist Cotton. Ich habe drei jugendliche Gangster bei mir im Office. Sie bleiben vorläufig in Haft. Morgen früh werde ich sie selber dem Untersuchungsrichter vorführen. Bis dahin müßt ihr sie schon in Verwahrung nehmen.«
    »Okay. Wir holen sie sofort.«
    »Danke.«
    Ich legte den Hörer auf. Unruhig ging ich auf und ab, um die Kollegen zu erwarten, die diese drei Burschen abholen wollten.
    Endlich eine brennend heiße Spur. Wer auch immer auf einer Bank ein Konto unterhält, die Bank muß seinen Namen kennen! Die Bank muß es! Der Scheck trug natürlich die Kontonummer. Es mußte für die Bank ein leichtes sein, den Kontoinhaber zu ermitteln.
    Nach wenigen Minuten erschienen zwei Mann aus dem Zellentrakt im Keller. Während ich den Einlieferungsschein unterschrieb, klammerte man die drei schon mit Stahlarmbändern aneinander.
    Der Kleine fing wieder an zu schimpfen. Einer der beiden Kollegen griente breit.
    »Du wirst auch noch ruhig, mein Lieber. Du wirst noch aus der Hand fressen, verlaß dich drauf. Kommt jetzt!«
    Ich sah dem Aufzug nach. Manche Hoffnung eines besorgten Elternpaares wurde hier wieder zunichte. Manchmal ist es unbegreiflich. Die sozialen Zustände, die Zeitumstände, die nicht immer glückliche Erziehung — sie erklären nicht alles. Es gibt junge Leute, die aus den ekelhaftesten Verhältnissen kommen und sich trotzdem nicht auf die Seite des Gangstertums schlagen. Und manche arbeiten sich hoch mit einem bewundernswerten Fleiß. Und wieder andere versagen vom ersten Tag ihres Lebens an. Je mehr man mit dem Menschen zu tun hat, je mehr man in seine geheimsten Abgründe blickt, desto rätselhafter wird er einem.
    Ich riß mich gewaltsam aus meinen trübsinnigen Gedanken, stülpte den Hut auf und fuhr wieder einmal mit dem Lift hinab in den Hof. Ich setzte mich ans Steuer meines Jaguars und brauste zur Einfahrt hinaus.
    Es ist eine Strapaze, in New York mit dem Auto voranzukommen, wenn man es eilig hat. Wie üblich brennt das rote Licht einer Ampel immer gerade dann, wenn man vor ihr aufkreuzt.
    Wenn Sie Zeit haben, dürfen Sie sicher sein, daß alles auf Grün steht.
    Nach ein paar Minuten, die ich in der endlosen Schlange der gleitenden Wagen geduldig ausgehalten hatte, beschloß ich, auszubrechen. Ich drückte den Knopf für die Sirene.
    Nach einer halben Minute war die Straße frei. Der Jaguar kam langsam auf Touren. Der Motor sang sein stählernes Lied. Etwas in meinem Herzen schien mitzusingen. Jedes Vibrieren des kräftigen Motors ging mir durch den ganzen Körper. Längst war nicht mehr zu sagen, wo mein Körper aufhörte und der des Autos anfing. Es war, als ob wir miteinander zu einer Einheit verschmolzen.
    Dann stoppte ich den Wagen mit kreischenden Bremsen vor der Case National.
    Ich ging hinein.
    »Ich möchte den Boß sprechen.«
    »Wie ist Ihr Name?« fragte eine kühle Blondine sachlich.
    »Cotton, FBI. Hier ist mein Dienstausweis.«
    »Darf ich den Ausweis Ihrer Anmeldung beifügen? Und in welcher Angelegenheit wünschen Sie den Chief Manager zu sprechen?«
    »Sagen Sie ihm, es wäre dienstlich. Ich bin darüber zum Stillschweigen verpflichtet.«
    »Sehr wohl, Mister Cotton. Bitte, gedulden Sie sich einen Augenblick.«
    »In Ordnung.«
    Ich streckte mir eine Zigarette

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