0110 - Zargos, der Dämon
über Leichen ging, hatte er bereits bewiesen.
Ich fragte mich nur, welchen Zusammenhang es zwischen Zargos und dem ermordeten Polizisten Georg Cunning, seiner Frau und dem Zargos-Versand gab. Und welches Ziel der Dämon überhaupt verfolgte, denn Schwarzblütler taten nichts ohne Grund.
Die Antworten hoffte ich in Mrs. Seraphos leerstehender Wohnung zu finden.
Ich sollte etwas finden, aber etwas, womit ich sicher nicht rechnete…
***
Suko war unzufrieden. Er fühlte sich nutzlos und fehl am Platz. Es war nicht seine Sache, Krankenbesuche zu machen und Fragen zu stellen. Er war ein Kämpfer, kein Kriminalist.
Aber er sah ein, daß wir erst einmal nach Spuren suchen mußten, die zu Zargos führten. Solange wir nicht wußten, wo wir den Dämon suchen sollten, konnten wir ihn auch nicht fassen.
Und da bot sich nun einmal der Taxifahrer Randolph Lavender an. Er war als Erster unter Zargos’ Einfluß geraten, als der Dämon ihn zu dem Mordversuch im Hyde Park gezwungen hatte.
Sukos Besuch dauerte allerdings nicht lange. Lavender fühlte sich an diesem Sonntag viel besser. Er war geistig voll da, obwohl er eine Gehirnerschütterung erlitten hatte.
»Ich habe über Zargos nachgedacht«, eröffnete er Suko. »Sie haben den Namen erwähnt, nicht wahr? Ich habe ihn schon einmal gehört, glaube ich. Holen Sie meinen Schüsselanhänger aus meiner Tasche.«
Suko erfüllte die Bitte. Es war der lederne Anhänger mit einem goldenen Z. In Sukos Gedanken rastete etwas ein.
»Z wie Zargos«, sagte er.
Lavender nickte. »Richtig, Mr. Suko.«
»Woher haben Sie das Ding?« rief mein chinesischer Freund aufgeregt.
»Eine meiner Kolleginnen hatte den Katalog eines Versandhauses«, berichtete der Taxifahrer. »Sie zeigte ihn mir, und der Anhänger hat mir so gut gefallen, daß ich sie bat, ihn für mich zu bestellen. Das hat sie auch getan. Auf dem Katalog stand der Name des Versandes. Ein großes Z, daneben kleiner argos.«
»Den Namen und die Adresse der Kollegin«, verlangte Suko.
Er erhielt beides. Die Taxifahrerin hieß Marian, Anne Marian. Sie wohnte in Stepney in keiner vertrauenerweckenden Gegend. Suko machte darüber eine Bemerkung.
Lavender grinste. »Oh, Mr. Suko, Anne Marian ist schon in Ordnung. Ein Prachtkumpel.«
»So habe ich das nicht gemeint«, erwiderte Suko. »Ich dachte eher daran, daß der Job einer Taxifahrerin ganz schön gefährlich ist. Und dann wohnt sie auch noch in einem Viertel, in dem man nachts besser nicht auf die Straße geht.«
»Ann kann nachts auf die Straße gehen, da können Sie sicher sein.«
Lavender zwinkerte Suko zu. »Sie werden sie ja sehen. Um diese Zeit ist sie immer zu Hause.«
Suko schwang sich auf seine Harley Davidson und machte Anne Marian einen Besuch. Als sie die Tür ihres Apartments in einem mit überquellenden Mülltonnen vollgestellten Hinterhof öffnete, wußte Suko, wieso Lavender gegrinst hatte.
Er mußte den Kopf in den Nacken legen, um ihr in das breite, gutmütige Gesicht sehen zu können. Ihre Schultern waren wenigstens so breit wie seine eigenen, und ihre Arme wölbten sich unter der Lederjacke, die von ihrem massigen Oberkörper beinahe gesprengt wurde. Sie hatte die Figur eines Preisboxers – Schwergewicht.
»Ja, Sie wünschen, junger Mann?« donnerte sie mit einer Baßstimme, die die Mülltonnen zum Vibrieren brachte. Suko glaubte gern, daß sich nicht so schnell jemand an diese Frau heranwagte. Sie konnte ruhig in einem schlechten Viertel wohnen. Vermutlich war sie hier sicherer als andere Frauen im feinsten Stadtteil von London.
Suko erklärte ihr, weshalb er kam, und durfte eintreten.
»Ich habe den Katalog aufgehoben, Sie haben Glück«, rief Anne Marian mit ihrer donnernden Stimme. »Hier ist er!«
Sie wühlte unter einem Stapel Magazine, die alle muskelstrotzende Bodybuilder zeigten, und zog ein dünnes Heft hervor. Als sie Sukos Blick auf die Magazine merkte, grinste sie breit.
»Ich mag nun mal starke Männer, Suko«, sagte sie vertraulich. »Was soll ich denn mit einer halben Portion anfangen? Sehen Sie mich an! Den würde ich glatt an die Wand drücken! Nein, ich mag kräftige Männer.« Ihr Blick bekam etwas Forschendes. »Sie würden mir auch schon gefallen! Wie wäre es?«
Suko winkte hastig ab. »Ich bin in festen Händen!« rief er. »Da tut sich gar nichts.«
»Schade!« Anne Marian streckte sich. »Sie fahren Motorrad? Ganz mein Geschmack!«
»Ja, ja«, murmelte er und sah sich den Katalog an. Auf dem schwarzen Umschlag war
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