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0110 - Zargos, der Dämon

0110 - Zargos, der Dämon

Titel: 0110 - Zargos, der Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
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mir sagen. Ich wollte auch ihr Geständnis, daß sie den Mordauftrag an ihrem Mann gegeben hatte!
    Während ich sie mit einer Hand festhielt, holte ich mit der anderen mein Silberkreuz hervor, als sie es erblickte, gebärdete sie sich noch rasender. Sie brüllte, daß ich schon fürchtete, das ganze Haus würde zusammenlaufen. Dabei entwickelte sie unglaubliche Kräfte. Wenn das Kreuz nicht sofort wirkte, konnte ich sie nicht länger halten.
    Ihre hellen Augen glühten vor Zorn und Abscheu vor dem Symbol des Guten. Sie stieß mir die Fersen gegen die Schienbeine, daß ich aufschreien mochte. Im nächsten Moment kam Lisa Cunning frei. Sie bäumte sich auf.
    Ich sah ihre Faust auf mich zuschnellen und drückte ihr das Kreuz gegen die Schulter.
    Ihr Schlag stoppte so abrupt, als habe sie gegen ein unsichtbares Hindernis geschlagen. Ihr Gesicht veränderte sich von einer Sekunde zur anderen.
    War es eben noch die Fratze des Hasses gewesen, drückte es jetzt Erstaunen und Unsicherheit aus.
    Ihre Schimpftiraden verstummten. Sie schluckte, setzte zu einem Aufschrei an, sank mit einem leisen Wimmern auf den Stuhl und schlug schluchzend die Hände vor das Gesicht.
    Aufseufzend steckte ich das Kreuz weg. Ich hatte es gerade noch einmal geschafft. Sekunden später, und ich hätte wieder gegen diese Frau kämpfen müssen, die das Opfer eines Dämons geworden war.
    Mit bebenden Fingern steckte ich mir eine Zigarette an.
    »Geben Sie mir auch eine, Mr. Sinclair«, bat Lisa Cunning.
    Ich mußte ihr das Stäbchen zwischen die Lippen schieben und die Zigarette festhalten, während ich die Flamme meines Feuerzeugs daran hielt. Sie zitterte so sehr, daß sie sich die Zigarette nicht selbst anstecken konnte.
    Bei dieser Gelegenheit stellte ich fest, daß sie nun vollständig bekleidet war. Die Kleider paßten jedoch nicht zu ihr, waren viel zu bieder und zu schlicht und außerdem zu weit. Vor allem in der Taille hatte sie mit einer Sicherheitsnadel nachhelfen und den schlichten schwarzen Rock enger machen müssen. Leicht zu erraten, daß diese Kleider Mrs. Serapho gehörten. Lisa Cunning hatte sie hier in der Wohnung gefunden.
    Nachdem wir die halbe Zigarette geraucht hatten, räusperte ich mich.
    »Es wird Zeit, daß Sie mir eine ganze Menge erzählen, Mrs. Cunning«, sagte ich eindringlich.
    Sie hielt den Blick gesenkt, als könne sie mir nicht in die Augen sehen.
    »Wo soll ich anfangen?« murmelte sie.
    »Am besten bei dem Tag, an dem Sie beschlossen, Ihren Mann umbringen zu lassen«, sagte ich rücksichtslos. Es hatte keinen Sinn, lange um den heißen Brei herumzureden. Je offener sie zu mir war, desto eher konnte ich ihr helfen.
    »Ich weiß selbst nicht, was mit mir los war, Mr. Sinclair«, flüsterte sie stockend. Es fiel ihr schwer, über ihr Verbrechen zu sprechen. »Es stimmt, ich hätte George niemals heiraten sollen. Das war ein Fehler. Ich habe mich an seiner Seite zu Tode gelangweilt. Er war… war ein guter Mensch!«
    Sie brach in Tränen aus, und ich ließ sie weinen, bis sie sich beruhigt hatte.
    »Er war gut aber langweilig, Mr. Sinclair. So langweilig, daß ich es nicht mehr aushielt. Bis ich eines Tages durch Zufall Hank traf.«
    »Hank Spilosa«, sagte ich.
    Sie nickte. »Sie haben ihn kennengelernt. Ich verliebte mich in ihn. Es war eine heiße Leidenschaft, gegen die ich mich nicht wehren konnte, obwohl ich manchmal mit Hank Schluß machen wollte.«
    »Mrs. Cunning! Ich verhöre Sie nicht wegen Ehebruchs. Das ist nicht meine Sache. Es geht um den Mord an Ihrem Mann!«
    Wieder nickte sie. Ihr Gesicht nahm einen abwesenden Ausdruck an.
    »Eines Tages – vor ungefähr drei Monaten – war diese Stimme in mir, die mir immer wieder riet, George umzubringen. Ich wehrte mich, aber ich war zu schwach. Endlich entschloß ich mich dazu.«
    Vorsichtig stellte ich die nächste Frage. »Haben Sie vielleicht vor diesem Entschluß den Katalog eines Versandhauses erhalten?«
    Sie sah mich erstaunt an. »Ja, woher wissen Sie das? Das war kurz bevor ich diese unseligen Gedanken zum ersten Mal fühlte. Zargos. Ja, so hieß das Unternehmen. Ich habe mir das Neglige bestellt, in dem Sie mich mit Hank überrascht haben.«
    »Wo ist es jetzt?«
    Sie deutete auf das Schlafzimmer. Ich holte das hauchdünne Kleidungsstück, warf es in die Spüle, kippte Spiritus darüber, den ich im Wandschrank fand, und warf ein Streichholz darauf.
    Die Stichflame fuhr bis an die Decke. Durch die Küche klang ein schauerliches Stöhnen. Das Silberkreuz

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