Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0111 - Geschäfte mit Menschen

0111 - Geschäfte mit Menschen

Titel: 0111 - Geschäfte mit Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geschäfte mit Menschen
Vom Netzwerk:
geangelt haben.
    Wieder feuerte Fletcher. Er hatte die Stellung gewechselt, war näher zur Tür gekrochen. Ich schoss im gleichen Moment zurück, einmal ein zweites Mal…
    Das konnte auf Dauer nicht gut gehen. Wenn ich ihm den Ausgang versperrte?
    Meine Linke tauchte in einen Körper, tastend zuerst, dann schlug ich mit aller Macht zu, dass mir die Handknochen schmerzten. Blitzartig glitt der Körper fort.
    »Hoffentlich hat er sich das Genick gebrochen« murmelte Phil. »Ich hab ihn am Fuß fest, Jerry.«
    »Okay, gib ihm zur Vorsicht eines über den Kopf. Sonst versucht er noch ein paar Tricks.«
    »Sie werden uns alle umbringen«, hörte ich Joan Delague wimmern. »Lieber Gott, wie kommen wir hier heraus?«
    »Kommen Sie, Miss Joan. Was ist das für eine Tür da oben, Phil?«
    »Holz. Ich glaube, wir schaffen sie.«
    Irgendwo ratterte eine Maschinenpistole. Aus dem ersten Stockwerk kamen zwei Kerle herab, feuerten über das Geländer und schlugen dumpf auf den Teppich, als Phil und ich sie ordentlich eindeckten.
    »Raus aus dem Haus«, rief Phil. Er zog das Mädchen wie ein Bündel hinter sich her. Jeden Moment musste sie schlappmachen.
    Durch die beiden Fenster stiegen Goldsmith und ein Uniformierter ins Haus ein. Glas splitterte. Ich sah, wie Goldsmith sich seinen Hut verwegen ins Genick geschoben hatte, und auf einmal kam mir das höchst lächerlich vor.
    »Sie sind hinten hinaus, Cotton«, rief er hastig. »Bannister haben wir erwischt, Parkins fing ihn ab als er über den Balkon turnte.«
    »Und seine Tochter?«
    »Weiß ich nicht.« Er warf mir eine Schachtel Patronen zu. Ich hatte noch einen einzigen Schuss im Lauf.
    »Im Keller liegt Fletcher. Legen Sie ihm Handschellen an. Sonst türmt er uns noch. Tempo, Phil. Vielleicht versuchen sie mit dem Flugboot zu starten.«
    Wir rannten los, über die breite Freitreppe, den Weg zum Ufer hinunter. Ich fiel über einen Körper, der stumm und steif zwischen den Buschrosen lag. Im Osten rötete sich der Himmel. Jeden Augenblick konnte die Sonne aufgehen. Zum Teufel, wenn sie jetzt noch in letzter Minute die Piaggio in die Luft brachten…
    Neben mir keuchte Phil den Pfad entlang. Zwei Polizisten schlossen sich uns an. Und dann blieben wir wie gebannt für den Bruchteil einer Sekunde stehen.
    Das Heulen zweier Flugmotoren brach durch die Stille der Morgendämmerung. Sie liefen auf Volllast, wurden gleich darauf gedrosselt und veränderten den Ton in ein gleichmäßiges, brausendes Summen.
    »Schweinerei, verdammte« schimpfte Phil wütend. »Hab ich mich dafür von Fletcher zusammenschlagen lassen, he?«
    »Schnell, vielleicht können wir sie wenigstens ordentlich beharken, ehe sie in die Luft kommen. Sie brauchen doch zwei, drei Minuten, bis die Motoren warm sind.«
    Zu viert erreichten wir die Anlegestelle. Weit schob sich der hölzerne Steg in die kleine Bucht hinaus. Wasser rauschte auf, bildete kreisende Wirbel und plätscherte gegen den Uferrand.
    Das Flugboot zog mit großer Geschwindigkeit quer über die Bucht in Richtung auf die Seemitte zu. Vierzig Meter, fünfzig, sechzig…
    Phil schoss eine Waffe leer. Es war sinnlos.
    »Okay«, sagte ich resignierend, »machen wir kehrt, Leute.«
    »Da«, schrie Phil plötzlich und stieß den Arm vor. »Jerry, sieh dir das an. Das ist doch Wahnsinn.«
    Um die Bucht herum kam mit voller Fahrt der schlanke Polizeikreuzer geschossen. Deutlich erkannten wir die hohe, schäumende Bugwelle. In spitzem Winkel versuchte das Boot das startende Flugzeug einzuholen.
    Ein Rennen auf Leben und Tod.
    Gebannt starrten wir dem erregenden Schauspiel zu. Unablässig schob sich der Schiffsrumpf näher und näher an das Flugzeug heran. Vielleicht vierhundert Meter brauchte die Piaggio, ehe sie sich vom Wasser abheben konnte. Wir sahen, wie es aus den kleinen Fenstern der Pilotenkanzel aufblitzte. Rollend lief das Echo der Schüsse über das Wasser.
    Schon hob die Maschine sich vom See. Einen halben Meter vielleicht, einen Meter…
    Der Anprall war grauenhaft. Bis ans Ufer hörten wir das Knirschen von Metall gegen Metall, das Kreischen, Splittern und Ächzen. Der Kreuzer schien sich im Wasser aufzubäumen, wurde weit nach Backbord geworfen und schwankte wie trunken hin und her. Ein Schwall gischtigen Wassers schoss über das Heck.
    Schäumend und gurgelnd verschwand das Flugboot im See.
    »Aus…« murmelte Phil leise. »Das überleben sie nicht Verdammt noch mal, das nenne ich Mut, Jerry. Ich weiß wirklich nicht, ob ich’s gewagt

Weitere Kostenlose Bücher