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0111 - Lockruf aus dem Jenseits

0111 - Lockruf aus dem Jenseits

Titel: 0111 - Lockruf aus dem Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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dazwischenhielt.
    Von einem Moment zum anderen war der R 4 leer! Keines der drei Mädchen war mehr zu sehen! Und der Wagen befand sich in der Kurve in voller Fahrt! Keine Hand hielt mehr das Lenkrad. So folgte es dem natürlichen Bestreben der Räder, sich in Geradeausstellung zu begeben, und trug den Wagen aus der Kurve. Genau auf das Gelände des Gebrauchtwagenhändlers zu.
    »O nein…«, schluchzte Gerstmaier, der genau wußte, was jetzt kam. Wie in Zeitlupe bekam er die Geschehnisse mit.
    Der Renault krachte mit dem Vorderrad gegen die Bordsteinkante und flog mit dem Heck hoch und herum, um den Gehweg mit einem wilden Satz zu überspringen, der einem Helldriver alle Ehre gemacht hätte. Der Zielpunkt des Blitzfluges waren drei malerisch nebeneinander aufgebaute Opel Mantas, von denen jeder einen Wert von etwa zehntausend Mark nach DAT-Schätzung repräsentierte. An den hatte sich Gerstmaier zwar nie gehalten, aber…
    Metall kreischte. Der Renault war trotz seines Kleinwagenstatus lang genug, alle drei Wagen flachzubügeln. Klirrend platzten Scheiben. Dann blieb der kleine Rostbomber auf seiner rechten Seite auf den Motorhauben der drei eingedrückten Mantas liegen. Das Blubbern des Motors erstarb jäh, dann trat Stille ein, nur noch unterbrochen von gelegentlichem Knacken nachträglich noch nachgebenden Metalls.
    Gerstmaier spürte, wie seine Knie weich wurden. Er stützte sich an einem der anderen Wagen ab. Seine Augen mußten ihn getrogen haben, das konnte es doch gar nicht geben!
    Drei teure Wagen schrottreif! Die Versicherung, schoß es ihm durch den Kopf. Sie wird nicht zahlen, wird sie nicht! Dann erst kam ihm der Gedanke an die Mädchen im R 4. Er hatte doch keine Halluzinationen gehabt?
    Mit federnden Knien, ein schwubbelndes Gefühl im Magen hastete er auf den Trümmerhaufen zu, um den sich bereits eine Gruppe neugieriger Fußgänger gesammelt hatte.
    Der R 4 war leer, die Türen verschlossen! Gerstmaier kletterte auf die Haube eines Mantas, dem diese Behandlung jetzt auch nicht mehr weh tat, und starrte in den Wagen. Die Sicherheitsgurte waren eingerastet und hingen schlaff herab!
    Wortfetzen drangen an sein Ohr. Gerstmaier taumelte. »Kann jemand… die Polizei…?« murmelte er schwach.
    Die Polizei, die nach fünf Minuten aufkreuzte, stand wie Gerstmaier vor einem Rätsel. Den Sicherheitsgurten nach mußte sich jemand im Fahrzeug befunden und dann förmlich aufgelöst haben.
    »Aber das gibt’s einfach nicht«, bestimmte Hauptwachtmeister Thomassen. Er klopfte auf das Blech eines der zerstörten Fahrzeuge. »Agenturverkauf, ja?«
    Gerstmaier nickte.
    »Dann viel Spaß«, brummte Thomassen. »Wir werden ermitteln, wem der Wagen gehört, und dann hoffen Sie mal, daß dessen Versicherung in den Fall einsteigt. Mein Gott, die Schleuder sieht ja gemeingefährlich aus.« Er trat an den Auspuff und brach einen breiten Rostfladen heraus. »Irre, so was. Und das Ding ist uns die ganze Zeit entgangen, oha. Na, der Fahrer wird sein blaues Wunder erleben, wenn er wieder auftaucht.«
    »Wenn«, dachte Gerstmaier resignierend. Geister hatte man bisher noch nie zur Verantwortung ziehen können…
    ***
    Dr. Hans Artner schloß die Tür seiner Wohnung auf und trat hinein. Noch ehe er begriff, daß eine schwarze Wand auf ihn zuraste, wurde er bereits von einem ungeheuren Sog erfaßt und in die Schwärze gerissen. Ein wildes, dröhnendes Gelächter verfolgte seinen Übergang in die Lichtlosigkeit einer unheimlichen Nebelwelt.
    ***
    In den ersten Momenten begriff Professor Zamorra nicht, wo er sich befand. Er schwebte in einer lichtlosen Schwärze, glaubte sekundenlang, blind geworden zu sein. Doch dann erkannte er umrißhaft das schwache Glimmen des Amuletts.
    Wo befand er sich?
    Schwach entsann er sich, daß Artner das Amulett berührt hatte. Dann war jener grelle Blitz gekommen, dann der Sturz in die Dunkelheit.
    Es gab kein Oben und kein Unten, kein Rechts und Links, Vom oder Hinten. Zamorra fand keinen Anhaltspunkt, an dem er sich zu orientieren vermocht hätte. Und doch mußte es Bezugspunkte in dieser fremdartigen Schwerelosigkeit geben, denn er glaubte, einen leichten Sog zu verspüren, der ihn mit sich riß.
    Das Amulett!
    Zamorra konzentrierte seine schwachen Geisteskräfte auf das Amulett, das in solchen Fällen als Verstärker arbeitete. Mit seiner Hilfe konnte er Menschen in Sekundenbruchteilen in Trance versetzen und bis zu einem gewissen Grade auch in ihren Gedanken lesen. Ein echter Gedankenleser

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