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0111 - Lockruf aus dem Jenseits

0111 - Lockruf aus dem Jenseits

Titel: 0111 - Lockruf aus dem Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Schnelläuferin?«
    »Sieh dich mal unauffällig nach dem Portier um«, murmelte Nicole leise. Ina folgte der Aufforderung und zuckte dann die Schultern. »Und?«
    Nicole sah sich nun ebenfalls noch einmal um. Der Echsenkopf war fort; ein ganz normaler Mensch tat seinen Dienst.
    Sie verließen das Gebäude und gingen hinüber zu dem ehemals weißen Renault, der mit zahlreichen braunen Flecken versehen war. Nicole lächelte unwillkürlich. Fahrzeuge, die derart lädiert aussahen, waren manchmal verkehrstauglicher als manche Glitzerkarossen, denen man die versteckten technischen Mängel nicht ansah.
    »Du mußt wohl mit der Rückbank vorliebnehmen«, bemerkte Ina und öffnete eine der hinteren Türen. Nicole zwängte sich in den kleinen Wagen und bemühte sich, ihre langen Beine irgendwie zu verstauen. Ina stieg ebenfalls ein.
    Birgit wandte den Kopf. »Hallo, Nicole!«
    »Hallo, Birgit!«
    Der Zündschlüssel drehte sich. Nach mehreren Versuchen sprang der Motor knatternd an und hinterließ eine blaue Qualmwolke. Krachend faßten die Kupplungsscheiben, als Ina den Rückwärtsgang einlegte, dann machte der Wagen einen Satz nach hinten und stoppte wild schaukelnd wieder ab. Erster Gang hinein - ratsch!
    »Gangschalten ist kein Geheimnis!« lachte Ina unbekümmert. »Warum denn leise?«
    »An diese Revolverschaltung könnte ich mich nie gewöhnen!« stellte Birgit fest. Ina lachte. »Ist doch halb so wild. Statt mit dem Hebel zu rühren, schiebst und drehst du nur - das ist alles!«
    Röhrend und knatternd arbeitete sich der Wagen vorwärts und erreichte dabei eine erstaunliche Geschwindigkeit.
    »Ich mache mir Sorgen um Professor Zamorra«, gestand Birgit. »Ist er noch nicht wieder aufgetaucht?«
    Nicole schüttelte den Kopf, stellte fest, daß Birgit es nicht sehen konnte, weil sie vorne saß, und fügte hinzu: »Bis jetzt noch nicht.«
    »Aber ein Mensch kann doch nicht so einfach verschwinden«, wandte Birgit ein.
    »Du hast noch nicht erlebt, was Zamorra und ich schon miterlebt haben«, sagte Nicole. »Sonst würdest du an noch viel schlimmere Dinge glauben.«
    Da geschah es.
    Ina wollte mit Schwung über die grüne Ampel hinweg in die Neuhäuser Straße einbiegen.
    Schlagartig wurde es schwarz vor ihr. Sie hörte einen erstickten Aufschrei, dann war alles vorbei. Sie schwebte in einem dunklen, lichtlosen Nichts, und sie wußte, daß sie nicht allein war.
    ***
    Gerstmaier gehörte zu den Autohändlern, die ein Grundstück pachten, es eventuell einzäunen, eventuell dieses aber auch unterlassen, einen als Büro eingerichteten Wohnwagen daraufstellen und einen Stapel Gebrauchtwagen rundum aufstellen, um diese nach Möglichkeit zu verkaufen.
    Gerstmaier konnte zufrieden sein. Drei Fahrzeuge hatte er an diesem Tage verkaufen können und an jedem nahezu tausend Mark verdient. Der Verkauf barg für ihn keinerlei Risiko; er übernahm die Wagen grundsätzlich nur in Agentur und berechnete den Besitzern nebenbei auch noch Standgeld. So verdiente er selbst an Wagen, die monatelang auf dem Gelände standen, ehe sie einen neuen Besitzer fanden.
    Jetzt sah er auf die Uhr. Viertel vor acht. Es wurde Zeit, daß er nach Hause kam. Sein Kompagnon war bereits vor einer Stunde gegangen; Gerstmaier selbst hatte noch einige Zeit über der Buchführung und den Vorbereitungen für den nächsten Tag verbracht. Als Sonderservice hatte er jedem der drei Käufer zugesichert, die Fahrzeuge am nächsten Mittag fertig zugelassen und versichert bereitzustellen.
    Gerstmaier verließ den Bürowagen und schloß ihn sorgfältig ab, um dann zu seinem Wagen zu gehen, einem Mercedes 250, von dem er aus Gründen der Bescheidenheit das Typenschild entfernt hatte. Es brauchte nicht jeder zu sehen, daß er gut verdiente.
    Zufällig sah er zur Kreuzung hinüber und einen weißen Renault 4 mit Schwung in die Kurve gehen. Abfällig zog er die Mundwinkel herab. Der Wagen war in seinen Augen keine fünfzig Mark mehr wert, so verrostet, wie der aussah. Drei junge Frauen darin - nun ja. Studentinnen der Gesamthochschule oder der Fachhochschule wohl, die sich kein anderes Auto oder eine eventuelle Reparatur leisten konnten.
    Im nächsten Moment dachte Gerstmaier nicht mehr an den nicht vorhandenen Verkaufswert eines Fahrzeuges, das nicht einmal auf seinem Platz stand. Er dachte nur noch daran, daß er bestimmt am nächsten Sonntag nach zwanzig Jahren Pause wieder in die Kirche gehen würde, wenn der liebe Gott eine Wundertat und seinen dicken Daumen

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