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0111 - Lockruf aus dem Jenseits

0111 - Lockruf aus dem Jenseits

Titel: 0111 - Lockruf aus dem Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Fingern wählte er die Hausmeisterei an.
    »Hier Artner. Feuer auf dem Parkplatz…«
    »Schon gesehen«, scholl es aus der Muschel. »Verdammte Hektik…«
    Knack. Die Leitung war tot. Der 39jährige Kunstdozent warf den Hörer achtlos auf die Gabel, war mit einem Schritt wieder am Fenster und beobachtete mit fliegendem Puls das Geschehen.
    Einzugreifen vermochte er selbst nicht mehr. Bis er mit dem Lift unten wäre, wären vier bis fünf Minuten vergangen. Der weitgespannte Gebäudekomplex der Gesamthochschule verfügte über mehr als acht Aufzüge hoher Transportkapazität, doch die Doppelkabinen waren stets unerreichbar, wenn man sie benötigte.
    Artners Gedanken rasten. Wie konnte der Drache in Brand geraten? Es gab doch gar keine Möglichkeit, Funken entstehen zu lassen. Und Conny Waltmann, die ausersehen war, die Bewegungen des Monsters zu lenken, war Nichtraucherin…
    Wie Ameisen sahen die Menschen aus, die jetzt auf den flammenden Drachen zuhetzten. Nicht nur die Studenten wurden aktiv, auch ein Mann und eine Frau, die eigentlich nichts mit dem Geschehen zu tun hatten, griffen ein. Und vom Gebäudekomplex her hetzten zwei der technischen Angestellten mit Feuerlöschern heran.
    Aufs äußerste gespannt, erwartete Dr. Artner den Ausgang des dramatischen Geschehens…
    ***
    Mit einem gellenden Schrei löste sich Conny Waltmann aus dem aufflammenden Gerät, stürzte und blieb unmittelbar vor dem Fuß des Drachens liegen. Sie stöhnte schmerzvoll auf.
    Brandt und Wrantisek hetzten auf das Mädchen zu. Birgit Hansen sprang auf, wich ein paar Schritte vor dem flammenspeienden Monster zurück, die Hände abwehrend ausgestreckt. Die Flammen zeichneten ein rötliches Muster auf ihr schmales Gesicht.
    Brandt und Wrantisek handelten, als hätten sie sich vorher exakt abgesprochen, Einer packte rechts zu, einer links, dann rissen sie die stöhnende Conny hoch und zogen sie mit sich aus der Gefahrenzone. Gerade noch rechtzeitig, denn der erhobene Arm des Drachen brach ab, stürzte mit feuriger Höllenspur funkensprühend dorthin, wo das Mädchen soeben noch gelegen hatte.
    Ein Mann und ein Mädchen hatten die Katastrophenstelle ebenfalls gerade erreicht, und im nächsten Moment waren auch die beiden Männer der Hausmeisterei heran. Die Feuerlöscher begannen zu zischen und sprühten den weißen, zu Schaum werdenden Nebel auf das glutende Ungeheuer.
    »Unfaßbar«, flüsterte Wrantisek.
    Die Flammen ließen sich nicht eindämmen, im Gegenteil, sie brausten nur um so stärker, je mehr Löschnebel in sie hineingesprüht wurde. Es schien, als brenne der Schaum ebenfalls…
    »Mein Fuß«, stöhnte Conny und rieb sich den Knöchel. Offenbar hatte sie ihn sich beim Sprung aus dem Drachen verstaucht.
    Immer wilder brausten die Flammen, und fassungslose Menschen begriffen nicht, wieso das Feuer nicht erlosch.
    Da kam in den großen Mann, der hinzugekommen war, Bewegung. Seine Hände fuhren zur Brust, öffneten ein blütenweißes Hemd und zerrten etwas hervor, das ihm auf der Brust gehangen hatte.
    Peter Brandts Augen wurden zu schmalen Schlitzen, ähnlich denen einer Katze. Gebannt starrte er auf die flache Scheibe, die das Sonnenlicht mit silbrigem Schimmer matt reflektierte.
    Der Fremde schleuderte den »Diskus« in die Flammen!
    Und jäh erlosch das Feuer; zischend, fauchend und funkensprühend wich es einer unfaßbaren Gewalt, einer Macht, die menschliche Sinne nicht voll zu erfassen vermochten.
    Nur ein schwarzes Metallgestell, einige Holzfragmente und Asche blieben von dem in mühevoller Kleinarbeit hergestellten Drachen zurück, ließen ahnen, was hier geschehen war…
    Und inmitten der Asche lag das silberne Amulett…
    ***
    Birgit Hansen legte den Kopf schräg und sah den Fremden an, der jetzt mit ruhigen, gelassenen Bewegungen die silberne, flache Scheibe wieder an sich nahm und an einem Silberkettchen um seinen Hals hängte. »Sie… sind Sie nicht der Professor aus Frankreich?« fragte sie zögernd.
    »Zamorra«, stellte sich der Große vor. Er mochte Ende der dreißig sein, war groß, schlank und wirkte durchtrainiert. Gar nicht wie ein Schreibtischprofessor, wie man ihn sich gemeinhin vorstellt, ein Klischee, das von Witzzeichnungen ständig vertieft wird. Zamorra wirkte anders. Er war ein Praktiker. Graue Augen in einem markant geschnittenen Gesicht musterten das Mädchen intensiv.
    »Ich interessierte mich für Ihren Vortrag, konnte aber leider nicht kommen…«, brachte Birgit hervor. Der Parapsychologe

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