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0112 - Acht Minuten nach Mitternacht

0112 - Acht Minuten nach Mitternacht

Titel: 0112 - Acht Minuten nach Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Acht Minuten nach Mitternacht
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Die Hoffnung hatte ich gegen jede Überzeugung, aber selbst wenn er sich auf strafbare Schwindelgeschäfte eingelassen hätte wozu er mir eigentlich zu intelligent erschien, so konnte ich mir ihn doch nicht als einen Mann vorstellen, der so geschickt und rücksichtslos mit einem Totschläger umzugehen versteht, wie ich das damals gesehen hatte. Jedenfalls hatte ich das Gefühl, der Lösung des Rätsels um ein paar Zentimeter näher gekommen zu sein.
    Ich schlief gut und hatte einen sehr angenehmen Traum. Evelyn erinnerte mich wieder an meine »Verpflichtungen« und flirtete gewaltig mit mir. Plötzlich war es dann gar nicht mehr Evelyn, sondern Gaby. Wie immer in solchen Fällen kam das Ende, bevor es wirklich interessant wurde. Der Wecker rasselte, und ich musste wohl oder übel aus der Falle steigen.
    Zuerst unter die Dusche, dann starken Kaffee, Eier und Schinken und obendrauf einen herrlichen eiskalten Whisky.
    In bester Stimmung kam ich im Office an, aber diese gute Laune war von kurzer Dauer. Als ich Phils Gesicht sah wusste ich, es war etwas passiert und zwar nichts Angenehmes.
    »Die Vermisstenzentrale der City Police hat angerufen. Jonny Philps ist gefunden worden…« Er machte eine kleine Pause, aber bevor ich ungeduldig fragen konnte, fuhr er fort: »Jonny ist tot. Er lag auf den Gleisen der Erie Rail Road, dicht beim Pier der Dollar Linie. Es müssen mehrere Züge über ihn weggerollt sein, die ihn so zugerichtet haben, dass man ihn nur an seinem Ausweis, den er in der Tasche trug, erkennen konnte.«
    »Wann hat man ihn gefunden?«
    »Heute Nacht um halb zwölf. Unglücklicherweise war ein Reporter in der Nähe, und so steht es bereits in sämtlichen Morgenblättem.«
    Das Letztere machte mir weniger Kopfschmerzen als die Tatsache, dass der Einzige, der mir wahrscheinlich vieles hätte erzählen können, tot war. Die Erie Rail Road endete dicht beim Hollandtunnel. Was ich mir nicht erklären konnte, war, wie Jonny auf die Gleise geraten sein konnte. Welcher vernünftige Mensch rennt schon zwischen einer Unzahl von Eisenbahnschienen herum wenn hundert Meter davon eine Straße verläuft?
    »Weiß man, wie es passiert ist?«, fragte ich.
    »Nein. Der Arzt ist gerade dabei, sich mit dem, was übriggeblieben ist, zu beschäftigen, aber es wird wohl zwecklos sein.«
    Trotzdem hängte ich mich sofort ans Telefon und fragte mich durch, bis ich den zuständigen Polizeiarzt an der Strippe hatte.
    Es war Doc Melville, ein alter Hase, dem keiner etwas vormachen konnte.
    »Ich bin gerade fertig geworden. Es war ein ekelhaftes Geschäft, das kann ich ihnen sagen. Ich bin allerhand gewohnt, aber heute ist mir fast schlecht geworden. Ich kann nur sagen, dass es sich um einen Mann von ungefähr 25 Jahren handelt, der rote Haare hatte. Ich habe noch ein paar Büschel gefunden. Außerdem trug er ja seinen Ausweis in der Tasche.«
    »Sonst noch etwas?«
    »Ja, die Hauptsache. Der Mann war bereits tot, als er auf die Gleise gelegt wurde. Ich habe zwei Pistolenkugeln gefunden. Wo sie genau steckten, konnte ich nicht feststellen. Die eine entdeckte ich zwischen Bruchstücken des Schädels und die zweite saß irgendwo im Körper. Die Tatsache, dass er bereits eine Leiche war, bevor er überfahren wurde, konnte ich auch an der Beschaffenheit des Blutes erkennen.«
    Ich bedankte mich und sagte, ich werde sein Gutachten und die beiden Geschosse abholen lassen. Dann erkundigte ich mich, wer den Fall bearbeitete, und wurde an Lieutenant Crosswing verwiesen. Das war ein Glücksfall. Crosswing, der Leiter der Mordkommission drei, war mir gut bekannt und fast befreundet.
    Auch er hatte gerade den Befund des Arztes erhalten, da er aber durchaus nicht im Bilde war, hatte er noch nichts unternehmen können. Er war heilfroh, als ich mich anbot, ihm die Sache abzunehmen.
    Kaum hatte ich eingehängt, als ich wieder verlangt wurde.
    »Hello, Mr. Cotton.« Das war Evelyn Masters Stimme. »Stimmt das, was über Jonny in den NEWS steht?«, fragte sie atemlos.
    Ich konnte nichts anderes tun, als es bestätigen.
    »Oh Gott. Die arme Frau«, rief sie spontan aus. »Hat man sie schon benachrichtigt?«
    »Wahrscheinlich noch nicht«, meinte ich. »Aber das kann jeden Augenblick erfolgen.«
    »Am liebsten möchte ich hinfahren«, schlug sie vor. »So wie Sie mir die Verhältnisse geschildert haben, wird sie jemanden brauchen, der sich um sie kümmert.«
    Ich widersprach natürlich. Ich wollte Evelyn aus dieser verfänglichen Situation heraushalten,

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