0112 - Acht Minuten nach Mitternacht
da Jersey nicht zum Bereich New-York gehört.
»Gut aufgepasst haben Sie, meine Herren, das muss man sagen«, schnauzte ich böse.
»Sie sind ungerecht«, verteidigte sich der diensthabende Lieutenant. »Sie hatten darum gebeten, Ausschau nach dem Sohn der Frau zu halten und Sie zu benachrichtigen, wenn er nach Hause komme. Von irgendwelcher Gefahr für Leib und Leben war nicht die Rede.«
»Nein, aber wenn Sie nur das getan hätten, was ich verlangte, so hätte Ihr Mann etwas merken müssen. Oder wir wüssten jetzt wenigstens die Autonummer der Verbrecher.«
Jetzt schaltete sich Sergeant Polkin ein und kam seinem Lieutenant zu Hilfe.
»Wir haben nicht genügend Personal, Mr. Cotton, um einen Mann für ganze vierundzwanzig Stunden abstellen zu können. Wir ließen einige Male am Tag Stichproben machen. Wäre der Junge nach Hause gekommen, so hätten wir das erfahren.«
»Er ist aber nicht nach Hause gekommen, und er wird auch nicht mehr kommen.«
»Ich weiß es, aber auch dafür können wir nichts.«
»Das habe ich niemals behauptet. Außerdem sind Sie den Fall ja nun los. Ich habe nur eine Bitte. Wenn Sie der Presse eine Auskunft geben, so erwähnen Sie bitte nichts davon, dass der FBI sich mit der Angelegenheit beschäftigt. Geben Sie nur die Tatsache bekannt, dass Mrs. Philps von einem unbekanntem Täter ermordet wurde. Alles, was ich Ihnen sonst noch erzählte, vergessen Sie bitte.«
»Ich werde es so erledigen, aber wenn ich Ihnen helfen kann, so sagen Sie mir das bitte. Sie können mir doch nicht weismachen, dass das FBI sich um zwei lokale Morde ein Bein ausreißt. Da muss doch mehr hinterstecken.«
»Selbstverständlich steckt mehr dahinter, aber das darf ich nicht mal Ihnen sagen. Wenn etwas durchsickert, so sind unsere Ermittlungen umsonst. Die Verbrecher werden sich nicht mehr rühren und möglicherweise verschwinden. Dann haben wir das Nachsehen.«
»Schade, ich hätte mich so gerne einmal an höchster Stelle beliebt gemacht«, grinste er. »Als kleiner Detectiv Sergeant hat man immer nur Routineangelegenheiten zu erledigen. Selbst wenn man solange bei der Polizei ist wie ich, gibt man die Hoffnung nicht auf, einmal an den Honigtopf zu kommen. Jeder hat so seine Wunschträume, so auch ich.«
Ich konnte das verstehen, aber ich zog es trotzdem vor, nichts loszulassen. Polkin schien gekränkt zu sein, aber dann überwand er sich.
»Sie werden Ihre Gründe haben, wenn Sie mich aber mal brauchen sollten, so stehe ich zur Verfügung.«
Er warf einen Blick auf den Jaguar und damit auf Evelyn.
»Ich überlege mir die ganze Zeit schon was wohl das hübsche Mädel damit zu tun hat.«
»Gar nichts«, sagte ich kurz. »Sie war zufällig mit uns zusammen, als wir hierherfuhren.«
Er sagte keinen Ton, aber ich merkte ihm an, dass er Zweifel in meine Antwort setzte.
»Etwas können Sie für mich tun«, sagte ich, um ihm eine Freude zu machen. »Sehen Sie sich nach eventuellen Freunden von Jonny Philps um. Fragen Sie bei der Post, was für Briefe er bekommen hat und so weiter. Wenn Sie etwas herausbekommen, so rufen Sie mich an.«
Er bedankte sich so freudig, als hätte ich ihm tausend Dollar geschenkt.
Inzwischen waren auch unsere Leute angekommen und machten sich an die Arbeit .Wie ich gefürchtet hatte, gab es nichts, keine Fingerabdrücke, keine Spuren, und nicht einmal der geheimnisvolle Hinweis, von dem in jedem Kriminalroman die Rede ist, war vorhanden. Auch eine Durchsuchung von Jonnys Zimmer förderte absolut nichts zutage.
Der Leichenwagen fuhr ab, das Haus wurde versiegelt, und die Neugierigen verliefen sich. Dann fuhren wir zurück. Ich setzte Evelyn vor ihrem Hotel ab und ermahnte sie zu größter Vorsicht.
Am Nachmittag kam, was ich vorausgesehen hatte. Es war erstens eine scharfe Anfrage des District Attorney, der energisch zu wissen verlangte, was das FBI veranlasste, sich mit dem längst abgeschlossenen Fall Masters zu befassen, und eine wesentlich sanftere Bitte der City Police, die dasselbe wissen wollte.
Ich brachte beides zu Mr. High, der Kraft seiner Autorität mit den Herrschaften besser fertig werden würde, als ich, und erstattete bei dieser Gelegenheit Bericht.
»Es scheint also, dass das Mädel richtig getippt hat«, meinte er bedächtig. »Passen Sie auf, damit nicht noch mehr passiert.«
Der Chef hatte gut reden. Natürlich würden wir aufpassen, aber vorläufig wussten wir weder auf was, noch auf wen.
***
Als Phil und ich um neuen Uhr abends Willets Apartment
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