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0112 - Acht Minuten nach Mitternacht

0112 - Acht Minuten nach Mitternacht

Titel: 0112 - Acht Minuten nach Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Acht Minuten nach Mitternacht
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ältere der beiden Ärzte hob die Schultern.
    »Ich bin kein Prophet. Möglicherweise kommt er in den nächsten Tagen zu Bewusstsein. Möglicherweise stirbt er, ohne vorher aufzuwachen. Es kann auch sein, dass er sich erholt und wieder gesund wird. Ein Geistlicher würde sagen. Sein Leben liegt in Gottes Hand.«
    »Ich möchte darum ersuchen, dass der Mann in ein Einzelzimmer gelegt wird. Ich werde dann einen Beamten schicken, der ihn bewacht. Es besteht die Gefahr eines neuen Anschlags.«
    »Ein Einzelzimmer habe ich bereits angeordnet«, sagte der Arzt, »und den Beamten können Sie sparen. Ich habe zwei rothaarige Schwestern hier, die sich in der Pflege ab wechseln werden.«
    »Wieso? Was haben die roten Haare damit zu tun?«, fragte ich verständnislos.
    »Haben Sie schon einmal versucht, mit einer rothaarigen Krankenschwester anzubinden?«, grinste er. »Ich würde es ihnen nicht raten.«
    Jetzt verstand ich ihn, aber auf den Beamten zu Bobs Schutz wollte ich doch nicht verzichten. Selbst die energischste Schwester ist machtlos gegen einen Colt oder eine MP.
    Bevor ich das Krankenhaus verließ, telefonierte ich nach einem Mann, der die Wache übernehmen sollte. Ich zog es vor, einen unserer eigenen Leute damit zu beauftragen. Ein Polizist, auch wenn er noch so tüchtig war, würde den Burschen, mit denen wir es zu tun hatten, nicht ohne weiteres gewachsen sein. Dann fuhr ich zum Office.
    Phil wütete, als ich ihm sagte, was geschehen war. Auch ich hatte nun gründlich die Nase voll. Jetzt war ich fest überzeugt davon, dass der dicke, brutale Lewis Kantor wenigstens beteiligt sei. Leider wusste ich nicht, wo der Kerl wohnte. Ich rief Willets an und fragte ihn, ohne zu sagen warum, nach der Adresse, er behauptete, diese nicht zu kennen, und ich glaubte ihm das sogar. Er gab mit Gittlers Anschrift, aber diese war, wie sich schnell herausstellte, falsch.
    Es blieb mir nichts übrig, als eine Fahndung nach Kantor einzuleiten. Diese ging natürlich auch an die City Police, und Lieutenant Crosswing meldete sich sofort. Er kannte den Burschen von Ansehen und dem Namen nach. Er wusste auch, wo er vor einem Jahr gewohnt hatte, aber von dort war der Vogel ausgeflogen. Trotzdem ließ ich mir die Adresse geben. Sie lautete Forsyth Street Nummer 87, wo er bei einer gewissen Mrs. Glendermoore gehaust hatte. Die Anschrift passte genau zu dem Lumpen. Forsyth Street lag in einem Quadrat, das von der Bowery, Delanceystreet, Canalstreet und Allen Street gebildet wurde, also in der allerübelsten Gegend von East Side. Es war eine Gegend, in die sich selbst die Cops nur in Gruppen wagten. Ein einzelner wäre wohl hinein, aber niemals herausgekommen.
    Der Anhaltspunkt war zwar sehr schwach, aber besser als nichts. In Anbetracht der Umstände ließ ich meinen Jaguar stehen und benutzte einen Streifenwagen. Ich merkte schnell, dass ich gut daran getan hatte. Wir waren im Nu von einer ganzen Rotte von Halbwüchsigen und Kindern umringt, die nur durch die Uniformen der Polizisten auf Abstand gehalten wurden. Mrs. Glendermoore wohnte im ersten Stock und war eine Schlampe. Sie trug einen Schlaf rock, der von allein in die Waschmaschine gelaufen wäre, wenn er gekonnt hätte. Ihre schwarzen Füße steckten in ausgetretenen Pantoffeln. Sie hatte Hängebacken, ein Schnurrbärtchen auf der Oberlippe und verschlagene Schweinsaugen. Als ich sie nach Lewis Kantor fragte, erlitt sie einen Tobsuchtsanfall.
    Sie behauptete, er sei ihr nicht nur die Miete schuldig geblieben, sondern habe sie außerdem, als sie energisch wurde, verprügelt. Dann sei er verschwunden, ohne jemals wieder aufzutauchen. Das war bestimmt nicht viel, aber es würde genügen, um den Mann, falls wir ihn erwischten, festzusetzen. Die Alte erklärte sich sofort bereit, eine Anzeige zu erstatten, und versprach, innerhalb einer halben Stunde auf der Polizeistation in der Delanceystreet zu erscheinen. So hatte mein Besuch also doch einen Zweck gehabt.
    Als ich zurückkam, wurde mir gemeldet, die Jersey City Police habe angerufen. Man hatte in dem leeren Haus der Mrs. Philps eingebrochen. Alles war durchwühlt, aber niemand wusste, ob etwas gestohlen worden war.
    Phil war bereits hingefahren und so konnte ich mif das sparen.
    ***
    Bericht von Phil Decker.
    In das Häuschen der Mrs. Philps war tatsächlich eingebrochen worden. Man hatte die Haustür mit einem Nachschlüssel geöffnet und die Wohnung durchstöbert. Der Einbrecher schien es hauptsächlich auf männliche

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