0112 - Acht Minuten nach Mitternacht
Kleidungsstücke und Wäsche abgesehen zu haben. Jonnys Schrank war ebenso ausgeräumt wie die Kommode. Das Bett war durcheinandergeworfen und auch die Schubladen im Wohnzimmer durchstöbert. Was fehlte, konnte natürlich niemand feststellen. Sergeant Polkin von der Jersey City Police war sehr hilfsbereit. Er hatte etwas läuten hören, dass Jonnys Tod mit dem Mord an Masters zusammenhängt. Er behauptet, ein V-Mann habe ihm das zugetragen. Er wusste auch bereits von der Schweinerei mit Bob Shaw und fragte nach ihm. Bob sei tot. Ich weiß ja nicht, ob er den Mund hält. Jedenfalls hielt ich es so für besser.
Ich bat ihn, uns mitzuteilen, sobald er etwas ermittelt habe, und hatte den Eindruck, dass er sich sein Teil dachte. In Jonnys Zimmer und auch an anderen Stellen der Wohnung wurden Fingerabdrücke gefunden, die noch verglichen werden müssten. Der Einbruch wurde von einem zwölfjährigen Jungen, der in der Gegend wohnt, beobachtet. Der Bengel trieb sich mit ein paar anderen noch gestern Abend um zehn auf der Straße herum und sagte aus, er habe einen Wagen Vorfahren sehen, aus dem ein junger, schlanker Mann stieg, auf schloss und ungefähr eine halbe Stunde im Haus blieb. Erst als er mit zwei schweren Handtaschen zurückkam, schöpfte er-Verdacht und alarmierte eine in der Nähe auf Streifenfahrt befindlichen Polizeiwagen, indem zufällig Sergeant Polkin saß. Bis dieser jedoch in der Miltonstreet ankam, war der Einbrecher abgehauen.
***
Die Fingerabdrücke lagen bei und wurden im Archiv bearbeitet. Leider war der Mann, dem sie gehörten, nicht registriert.
»Ich glaube nicht, dass dem Einbruch irgendwelche Bedeutung zukommt«, meinte Phil. »Natürlich kennt die ganze Nachbarschaft die Tatsache, dass das Haus leer ist, und irgendein Lausejunge kam auf die Idee, sich Jonnys Sachen zu holen, die dieser ja doch nicht mehr brauchen kann. Das meinte auch Polkin. Selbstverständlich wird nach dem Dieb gefahndet, und wahrscheinlich erwischt man ihn in Kürze.«
Ich hatte dem nichts hinzuzufügen. Es war eine kleine Sache am Rande der großen Geschehnisse, über die ich mir nicht den Kopf zerbrechen musste. Ich rief im Krankenhaus an und erhielt die lakonische Auskunft, Bobs Zustand sei »unverändert«, und man wisse nicht, ob er durchkommen werde. Dann geschah gar nichts mehr.
Um fünf Uhr fuhr Phil nach Hause und zehn Minuten später ging ich nach unten, um mir meinen Jaguar zu holen. Der Garagenwärter hatte ihn auf Hochglanz poliert und den Tank frisch gefüllt. Wohlgefällig besah ich mir das gute Stück und war im Begriff, loszugondeln, als ich eine Frau von der U-Bahn-Station herüberkommen sah. Diese Frau war Gaby Morton, Sam Willets Freundin, und sie steuerte genau auf das Districtsbüro zu. Gerade vor der Tür erwischte ich sie.
»Hello, Gaby, wo wollen Sie denn hin?«
»Ich wollte zu Ihnen«, sagte sie, ohne zu lächeln.
»Ja, woher wissen Sie denn…?«
»Ich hörte wie Kantor sich mit Gittler darüber unterhielt, er habe erfahren, Sie seien G-man und es wäre höchste Zeit, untergrund zu gehen.«
»Soso«, sagte ich. Jetzt war also die Bombe geplatzt, und es hatte keinen Zweck mehr, Verstecken zu spielen.
»Und was sagt Sam dazu?«, fragte ich.
»Sam weiß von nichts. Lassen Sie mich Ihnen erzählen.«
»Ja, aber nicht hier. Gehen wir hinüber in meine Stammkneipe.«
Ich winkte dem Garagenwärter, er solle den Wagen vorläufig wieder wegstellen, und wir gingen die paar Schritte quer über die Straße.
Da Gaby in einem geradezu bejammernswerten Zustand war, bestellte ich zuerst ein paar Schnäpse. Ihre Hand zitterte so, dass der Brandy überfloss, aber nachdem sie ihn geschluckt hatte ging es ihr langsam besser.
»Und nun, Mädchen, schießen Sie los«, forderte ich sie auf und umfasste mit beruhigendem Druck ihre unruhig auf der Tischplatte umherirrende Hand.
»Vor einer Stunde kamen Kantor und Gittler. Sie sind früher nur abends gekommen, um mit Sam zu spielen. Sam war gerade im Bad, um der Hitze wegen eine Dusche zu nehmen. Ich ließ die beiden also warten und sagte ihm Bescheid. Als ich zurückkam, hörte ich sie reden und blieb vor der Tür stehen.«
»Nun sagen Sie mir bitte möglichst genau, was gesprochen wurde.«
»Es war nicht viel, aber es ging daraus hervor, dass Kantor von irgendjemand eine telefonische Warnung erhalten hatte. Jedenfalls wusste er genau, wer Sie sind. Die beiden kamen aber auch überein, Sam gegenüber den Mund zu halten. Kantor meinte, er traue ihm nicht
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