0113 - Das Dämonen-Raumschiff

Und nicht nur ihn, sondern auch die gesamte Crew der »Athene«…
    Contesano war, ehe er zur christlichen Seefahrt und in den Dienst jenes superreichen griechischen Reeders überwechselte, Sprengstoffexperte der italienischen Kriegsmarine gewesen. Das mochte ihm nun von Nutzen sein.
    Contesano hob die Hand und sah erst Stiarchos, dann das Schott an. »öffnen«, sagte er leise. »Wenn ich dreimal klopfe, laßt mich wieder herein. Wenn es knallt, seht zu, daß ihr lebend ans Ufer kommt.«
    »Gott mit dir«, flüsterte Stiarchos. Dann packte er mit zu.
    Gemeinsam rissen sie den Durchgang auf. Eine Wasserschwall schoß ihnen entgegen, drohte den kleinen Italiener einfach fortzuspülen. Doch der zähe Experte stemmte sich der Flut entgegen, glitt in den Raum, in dem der Torpedo immer noch festgekeilt war.
    Hinter ihm preßten die Seefahrer die schwere Druckplatte wieder gegen die Öffnung, verkeilten sie. Dann sahen sie sich an.
    Müdigkeit, Verzweiflung und Anspannung spiegelte sich in ihren Gesichtem wider. Sie waren bis auf die Haut durchnäßt und froren, doch keiner von ihnen verließ seinen Platz, um nach oben zu gehen und in trockene Kleidung zu steigen.
    Der I.O. räusperte sich. »Moustak hat recht angeregt mit Calais gefunkt. Der Aal muß von einem kleinen Patrouillenschnellboot der Engländer abgefeuert worden sein, das zur Zeit in diesem Sektor operiert«, berichtete er. »Das Boot ist seit Stunden überfällig, hat sich von seinem Verband selbständig gemacht. Warum, mag der Teufel wissen. Vor der niederländischen Küste soll es ein Küstenwachboot versenkt haben, hört man. Die Briten haben bereits zwei andere Boote losgejagt, um den Amok-Captain zu stoppen.«
    »Das nützt uns auch nicht viel«, preßte Stiarchos hervor. »Wir haben den verdammten Blindgänger an Bord, der jeden Moment hochgehen kann. Hoffentlich schafft Luigi es.«
    »Bestimmt«, murmelte Basilios. »Er sagt, er hätte es früher schon ein paarmal gemacht, als er noch bei der Spaghettimarine war.«
    Der Captain schwieg. Auch die beiden Techniker sprachen nicht. Hin und wieder schaute jemand auf seine Uhr. Seit zehn Minuten befand sich der kleine Italiener bereits im überfluteten Raum. Weitere zehn Minuten vergingen. Niemand ahnte, welche Todesängste der kleine zähe Mann auszustehen hatte, während er an der geöffneten Zündanlage des komplizierten Geschosses hantierte, versuchte, den Mechanismus endgültig lahmzulegen, der aus unerfindlichen Gründen nicht funktioniert hatte.
    Da - rhythmische, kraftvolle Schläge gegen die Abschottung!
    »Schnell!« stieß Basilios hervor. Stiarchos packte mit zu. Abermals flog die Druckplatte zur Seite. Mit einem Strom Wasser wurde Contesano hereingespült. Hinter ihm wuchteten die beiden Männer die Platte wieder zurück.
    »Geschafft«, murmelte der kleine Mann, spie das Mundstück des Sauerstoffschlauches aus und schob die Plastikbrille hoch. »Wahnsinn! Es hätte nicht viel gefehlt. Der Zünder hatte Wackelkontakt. Gut, daß wir gestoppt haben, die Vibration des fahrenden Schiffes hätten ausgereicht, die Zündung auszulösen…«
    »Ich weiß nicht, ob es ausreicht, wenn wir dir nur danken, Luigi«, flüsterte er tonlos. »Du kannst dir wünschen, was du willst, wir werden es dir erfüllen, mein Junge. Das sind wir dir alle schuldig…«
    Contesano grinste verzerrt und sah in die Runde: »Das einzige, was ich mir wünsche«, sagte er leise, »ist, daß du uns demnächst an solchen Torpedos vorbeisteuerst, Skipper.«
    Stiarchos zuckte die Schultern. »Es liegt in Gottes Hand, solange dieser Brite in der Gegend herumkreuzt… Aris, wir werden Calais anlaufen. Egal, was die Reederei dazu sagt, mit diesem verdammten Leck fahre ich nur noch bis zum nächsten Hafen. Und jetzt heißt es zupacken, Freunde, die Abschottung wird keine Ewigkeit halten, besonders bei diesem alten Pott nicht. Wir werden pumpen müssen. Und in Calais lassen wir den Kahn flicken, die Rechnung geht an den britischen Kriegsminister persönlich.«
    ***
    Professor Zamorra fühlte die Aura des Amuletts immer deutlicher, je näher er dem Unsichtbaren kam. Zu lange schon war er an diesen Talisman, diese Wunderwaffe gegen die Dämonen, gewöhnt.
    Seine Hand hielt die Nicoles gefaßt. Gemeinsam schritten sie auf das Unheimliche, Unsichtbare zu. Unaufhaltsam, unbeugsam. Und je stärker Zamorra die Kräfte des Amuletts spürte, desto schwächer wurde der Druck in seinem Kopf. Der Meister des Übersinnlichen schöpfte Hoffnung, diesen