0114 - Mädchen, Gangster, blaue Küste
fragte Phil höflich.
Surviel nickte gewichtig. »Aber ich möchte noch nicht darüber sprechen.«
»Das tat Sherlock Holmes auch nicht«, bemerkte Bodin. »Wo bliebe die Spannung?«
Der Marquis erhob sich. »Ich habe eine Verabredung. Wollen Sie mich Morgen oder übermorgen Abend mal besuchen? Ich habe ein Haus auf dem Cap d'Antibes. Es wäre nett, wenn Sie kämen.«
Er winkte uns noch einmal zu, stieg in seinen Sportwagen und zischte ab.
Wir sahen ihm nach.
»Seltsamer Vogel«, sagte Phil.
»Zuviel Geld«, antwortete Bodin. »Er braucht nicht zu arbeiten, langweilt sich und spielt den Privatdetektiv.«
»Taugt er bei diesem Job etwas?«
»Nicht die Spur! Er fantasiert sich irgendetwas zusammen, sammelt Dinge, die er als Beweise betrachtet und belästigt damit die Polizei. Zweimal hat mein Chef Spuren verfolgt, die Surviel uns gewiesen hatte. Die Folge war, dass wir uns bei einer Menge Leute entschuldigen mussten. Seitdem will mein Chef von Monsieur de Surviel nichts mehr wissen, aber das stört ihn nicht. Er frönt weiter seinem Hobby.«
Unser neuer Freund lachte. »Einmal verfolgte er die Fährte eines angeblichen Schwerverbrechers bis in das Hafengebiet von Marseille. Dabei geriet er in das Gebiet der Hafenratten und diese Burschen fanden, dass der Anzug von Monsieur de Surviel beim Altkleiderhändler Frances genug für ein paar Liter Wein erzielen könnte, und so zogen sie ihn aus. Und weil sie dabei feststellten, dass er seidene Unterwäsche zu tragen pflegte, nahmen sie auch diese an sich. Dann flößten sie ihm einen runden Liter billigen Schnaps ein und legten ihn stockbesoffen in die nächste Toreinfahrt. Als Monsieur de Surviel sehr viel später am hellen Tag erwachte, stand ein Polizist vor ihm, der nicht davon abzubringen war, gegen ihn eine Anzeige wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses zu erstatten. Aber seine Einladung sollten Sie doch annehmen«, riet uns der Inspektor. »Ich kenne sein Haus am Cap d'Antibes und ich kenne auch die Bar darin. Es lohnt sich, beides zu sehen.«
»Einverstanden«, sagte ich. »Wollen Sie für uns anrufen, dass wir Morgen kommen. Ist acht Uhr abends die richtige Zeit?«
»In Ordnung. Ich werde versuchen, ihn im Laufe des Tages zu erreichen.«
***
Bodin holte uns mit seinem kleinen Peugeot vom Negresco ab. Wir fuhren über Juan les Pins zum Cap d'Antibes. Dort verließen wir die Staatsstraße und fuhren durch prachtvolle Gärten, in deren Mitte weiße Häuser leuchteten, zum Leuchtturm hoch. Unmittelbar unterhalb des Leuchtturmes lag Surviels Villa in der Mitte eines großen Parks. Die Wagenauffahrt führte bis zur Freitreppe.
Ein Diener kam uns entgegen, als wir die wenigen Stufen der Treppe hinaufgingen.
»Monsieur lässt sich entschuldigen. Er musste noch in einer dringenden Angelegenheit noch einmal fort, hofft aber, bald zurück zu sein. Sie möchten sich hier wie zu Hause fühlen. Möchten Sie in der Halle oder auf der Terrasse warten?«
»Ich schlage die Terrasse vor«, sagte Bodin. »Es ist verdammt schwül.«
Er hatte recht. Der Himmel hatte eine violette Färbung angenommen. Über dem Meer war die Farbe so dunkel, dass sie fast schwarz zu sein schien.
Der Diener führte uns durch die Halle. Phil und ich sahen uns um. Wir Amerikaner haben eine Schwäche für alten europäischen Adel.
»Ist das alles echt?«, fragte Phil leise den Inspektor und zeigte auf die Gobelins an den Wänden und die dunklen schweren Möbel.
»Garantiert. Sie finden hier kein Stück, das jünger als dreihundert Jahre ist.«
Wir betraten die Terrasse, von der aus man einen Blick über das Meer und die Küste zwischen Antibes und Cannes hatte. Über unseren Köpfen begann das Licht des Leuchtturmes zu zucken.
»Was darf ich servieren?«, fragte der Diener.
Wir einigten uns rasch auf Whisky mit viel Eis und ließen uns in die Sessel fallen.
»Reichtum scheint eine äußerst angenehme Sache zu sein«, sagte ich.
Neben mir stieß Phil einen langen Pfiff aus.
»Dort kommt etwas aus dem Park, das keine dreihundert Jahre alt zu sein scheint.«
Eine Frau in Shorts und weißer Bluse tauchte vor der Terrasse auf. Sie hielt langstielige Rosen im Arm, die sie offenbar im Garten geschnitten hatte.
»Sind Sie die amerikanischen Polizisten, von denen mir Paul erzählt hat?«, fragte sie in akzentfreiem Englisch. , Sie reichte uns die freie Hand. »Ich bin Evelyn Draw.«
»Engländerin?«, fragte ich.
»Nein, Landsmännin von Ihnen, Mister G-man. Aus New Jersey!«
Evelyn
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