0118 - Der Teufel kam aus Frisco
so mußten sie erkennen, daß das gleich Null war.
Am dritten Tag meines Krankenhausaufenthalts war nichts Besonderes los. Ein paar Leute erkundigten sich nach mir. Lilly ließ mir Grüße bestellen und fragte an, wann ich entlassen werde. Sie hinterließ sogar ihre Telefonnummer. Mein Zimmernachbar, der echte Bill Logan, machte rapide Fortschritte. Dr. Ferry mußte ihn mit Beruhigungsmitteln füttern, damit er nicht übermütig wurde.
Am vierten Tag hielt ich es nicht mehr aus. Wenn ich noch länger dort geblieben wäre, ich glaube, ich wäre tatsächlich krank geworden.
Um 10 Uhr hatte ich eine letzte Besprechung mit Phil, und um zwölf verließ ich die gastliche Stätte durch die Hintertür. Es war ja immerhin möglich, daß sich noch Reporter draußen herumtrieben.
Mit einem Taxi fuhr »Bill Logan« zum Sheraton Hotel. Natürlich hatte ich die Wäsche und den Anzug des Gangsters angezogen und war erstaunt, daß mir alles, einschließlich der Schuhe, genau paßte. Den Arm trug ich in der Schlinge.
»Bitte sehr, mein Herr«, sagte der Mann am Empfangsschalter und musterte mich argwöhnisch. Leute, die ohne Gepäck ankommen, erregen immer Verdacht.
»Logan«, sagte ich kurz. »Welches ist mein Apartment? Haben Sie Post für mich?«
Er bemühte sich, seine Neugier zu verbergen, aber das gelang ihm nicht ganz.
»Apartment 56«, antwortete er, nahm den Schlüssel vom Brett und griff in das Brieffach.
Er drückte mir drei Umschläge in die Hand, von denen keiner einen Absender trug. Ich steckte sie gleichgültig in die Tasche und ging hinüber zum Lift.
Nummer 56 lag im zweiten Stock. Der Liftboy machte eine Verbeugung, als ich ihm einen Dollar in die Hand drückte. Wie ich mich schnell überzeugen konnte, war die für Mr. Logan reservierte kleine Wohnung genau das, was ich mir immer gewünscht hatte. Ich hätte es gar nicht besser haben können. Es gab eine kleine Diele, ein Wohnzimmer, in dem man eine Party für zwanzig Personen abhalten kennte, ein etwas kleineres, das wohl einen Arbeitsraum darstellte, ein Schlafzimmer mit einem dreischläfrigen Bett und ein Bad mit schwarzer Marmorwanne.
Das Gepäck lag griffbereit auf einigen Böcken, auf den Tischen standen Blumen, und sogar die kleine Bar war gefüllt. Ich hätte gar zu .gern gewußt, was diese Räume eigentlich an Miete kosteten. Das Zimmermädchen meldete sich gleich darauf und fragte' mich, ob ich irgendwelche Wünsche hätte. Ich bedeutete ihr, ich sei zufrieden. Dann sichtete ich zuerst mein Gepäck, hängte die acht Anzüge in den Schrank, stellte die zwölf Paar Schuhe weg und gab mir auch Mühe, den Rest der Sachen unterzubringen.
Als ich alles erledigt hatte, schenkte ich mir einen Scotch ein. Nichts mehr in meiner Umgebung oder an mir selbst erinnerte an den G-man Jerry Cotton, nichts mehr, mit Ausnahme meines Schulterhalfters und meiner Pistole unter der linken Achsel.
Eine Stunde verging, und ich begann mich zu langweilen. Bisher fand ich das Dasein des Mr. Logan alles andere als aufregend. Als ich in die Tasche griff, fand ich die drei Briefe. Zuerst sah ich nach den Unterschriften. Eine davon kannte ich, sie lautete: Deine Lilly. Der Brief besagte; daß sie ihn auf alle Fälle deponiere, damit ich sofort bei Ankunft an sie erinnert werde, Sie gab eine Telefonnummer an, die ich ja schon hatte und bat mich, sie schnellstens anzurufen. Sie würde glücklich sein, mich in ihrem Heim empfangen zu können.
Das war also Lilly, und ich muß sagen, daß sie mir so langsam unheimlich wurde. Sie war ein Teil Vergangenheit meiner Vergangenheit, von der ich absolut nichts wußte. Ich kam mir vor wie ein Mann mit Gedächtnisschwund.
Die Unterschrift des nächsten Briefes war Cecil Dickson und der Inhalt eine dringende Einladung zu einer geschäftlichen Besprechung in seinen Geschäftsräumen 43ste Straße 546 mit der Bitte um telefonische Anmeldung.
Der Absender des dritten hieß Jackie Creole und gab als Anschrift die Pension »Monaco« in der 87sten Straße West an. Das war eine hochfeudale Adresse. Wenn ich die Hausnummer 317 in Betracht zog, so mußte die Pension zwischen Broadway und Riverside liegen, da, wo im allgemeinen nur die oberen Fünftausend residieren.
Ohne Zweifel war Mr. Creole ein Mann von Bedeutung. Es konnte natürlich auch sein, daß er sich dort nur einlogiert hatte, um bei mir, das heißt bei Bill Logan, Eindruck zu schinden. Nun, das würde ich ja wohl noch erfahren.
Meine Langeweile war jedenfalls verflogen. Ich fuhr
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