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0118 - Der Teufel kam aus Frisco

0118 - Der Teufel kam aus Frisco

Titel: 0118 - Der Teufel kam aus Frisco Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Teufel kam aus Frisco
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falsch.
    Wieder vergingen fünf Minuten, und dann klopfte es leise. Da ich den Kranken markieren mußte, gab ich keine Antwort. Ich legte mich flach in die Kissen zurück, steckte die Hände unter die Decke und schloß die Augen so weit, daß ich gerade noch durch die Wimpern sehen konnte.
    Die Tür öffnete sich ganz langsam, und auf den Zehenspitzen kam die Besucherin herein. Zuerst blieb sie stehen und sah herüber. Ich rührte mich nicht. Vorsichtig kam sie näher, zog sich einen Stuhl heran und setzte sich neben mich. Besorgt suchte ich in ihren Zügen nach einer Andeutung, daß sie meine Maskerade durchschaute, aber ich fand nichts als Anteilnahme.
    Der Doktor hatte wohl richtig taxiert. Sie war ganz nahe an den Vierzig, aber ihr Make up verbarg das. Nur die kleinen Fältchen in den Augenwinkeln und ein etwas scharfer Zug um den Mund verriet ihr Alter. Ihr Haar war kastanienbraun gefärbt, ihre Figur vollschlank.
    Nachdem sie mich nun eine Zeitlang angesehen hatte, streckte sie ihre Hand aus und streichelte meine Wange.
    »Billy, dear«, flüsterte sie.
    Da hatte ich den Salat. Trotzdem bereitete es mir eine gewisse Genugtuung, daß sie mich für Logan hielt.
    Ich tat so, als ob ich nur mit Mühe die Augenlider öffnen konnte, sah sie zuerst verständnislos an und tat dann so, als ob mir etwas dämmere.
    Ich bewegte die Lippen, und dann hauchte ich:
    »Lilly.«
    »Erkennst du mich?« fragte sie überflüssigerweise, und ich zwinkerte mit den Augen. »Du Ärmster!« Sie schien eitel Mitleid zu sein. »Es wird schon wieder besser werden. Wenn du erst soweit bist, so werde ich schon für dich sorgen. Weißt du, Bill, ich habe dich nie vergessen. Es ist ja schon zwanzig Jahre her, aber es war doch schön, nicht wahr?«
    Wieder dieses Streicheln, das ich absolut nicht vertragen konnte. Und ich durfte mich doch nicht bewegen. Zum Glück ging die Tür auf, und die Schwester erklärte mit todernstem Gesicht, die bewilligte Zeit von fünf Minuten sei längst überschritten. Sie müsse die Dame bitten, den Patienten allein zu lassen.
    Lilly lächelte erneut, beugte sich über mich und gab mir einen Kuß auf die Stirn.
    Ich mußte an mich halten, um nicht herauszuplatzen. Die ganze Geschichte kam mir reichlich komisch vor. Dann ging Lilly.
    Ich wartete, bis ihre Schritte verklungen waren, setzte mich mit einem Ruck auf und holte die Flasche hinter dem Nachtschrank hervor. Ich hatte eine Stärkung dringend nötig. Ich hätte nie gedacht, daß es so anstrengend sei, einen Schwerkranken zu mimen.
    Eine Stunde später bekam ich wieder Besuch, aber diesmal war es der gute, alte Neville.
    »Hello, Boy«, grinste er. »Ich wollte einmal nach dir sehen und denke auch, daß es dich interessiert, wer die Frau gewesen ist, die dich vorhin besuchte.«
    »Wer ist sie denn?« forschte ich.
    »Sie heißt Lilly O’Cresty und wohnt in der 68ten Straße 212. Sie hat dort ein ganzes Haus mit elf Zimmern gemietet, und zwar vor vierzehn Tagen. Vorher war sie Hosteß in einem Nachtclub am Broadway.«
    »Was weißt du sonst noch von ihr?«
    »Sie hat merkwürdigerweise zwei Telefonanschlüsse, und außerdem war sie vor genau zwanzig Jahren Logans Freundin, als er New York unsicher machte. Ich habe nicht mehr daran gedacht. Es fiel mir erst ein, als ich den Namen hörte. Hat sie etwas gemerkt?«
    »Ich glaube nicht. Jedenfalls war sie sehr zärtlich.«
    »Dann ist ja alles in Ordnung. Wir haben uns schon Sorgen gemacht. Jedenfalls muß diese Lilly gewußt haben, daß Logan hierherkommt, und ich glaube sogar, daß das neue Haus damit zusammenhängt. Es kostet vierhundert Dollar Miete im Monat, und sie hat bereits vier von den elf Zimmern vollkommen neu eingerichtet. Das hat etwas zu bedeuten. Für ihr bisheriges möbliertes Zimmer hat sie siebzig Dollar bezahlt.«
    »Und was ist deine Idee?« fragte ich. Bevor er antwortete, holte er sich das Zahnputzglas, das auf der Platte über dem Waschbecken stand, und hielt es mir hin. Ich begriff und schenkte einen ordentlichen Schluck ein.
    »Wenn du mich fragst, so tippe ich auf Call Girls. Die bisher existierenden Racketts sind zerschlagen worden, und die Herren aus dem Süden möchten die Geschichte neu aufziehen. Dafür ist Lilly genau die richtige Person.«
    »Und dazu soll Logan hierhergekommen sein?«
    »Auch dazu, hättest du sagen müssen. Wahrscheinlich ist das nur eine Nebensache. Es gibt ja viel lohnendere Geschäfte. Ich würde mich wundern, wenn du nicht noch mehr Besucher bekämst.«

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