Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0119 - Königin der Seelenlosen

0119 - Königin der Seelenlosen

Titel: 0119 - Königin der Seelenlosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
Vom Netzwerk:
heraus. Das Silber brannte auf seinen Fingern. Er ließ es fallen und baumeln.
    »Können wir den Platz wechseln?« rief er nach vorne.
    »Können Sie ein Flugzeug fliegen?« fragte der Pilot dagegen, doch in seinen Augen war schon die Bereitschaft abzulesen, daß er gerne auf seinen Platz im Cockpit verzichtete.
    »Ja!«
    Sie wechselten die Plätze. Es ging eng zu. Nicole wachte auf, als Zamorra sich in den Pilotensitz klemmte. Die Moran hatte trotz dieser irregulären Umtrimmung während des Fluges ihre Lage nicht um ein Jota verändert.
    Das Flugzeug lief wie auf Schienen.
    In Nicoles Augen sammelte sich Erstaunen an, aber sie stellte keine Fragen. Sie kannte diesen harten Gesichtsausdruck Professor Zamorras. Ihr Chef war Voll Konzentration. Etwas mußte geschehen sein, was all seine Sinne gefangennahm.
    Zamorra holte sich mit einem entschlossenen Ruck das Amulett vom Nacken, schwang die Kette ein paar Mal um die Faust, bis das Medaillon in seine Handinnenfläche zu liegen kam.
    Er wollte zumindest einen Versuch starten, die Moran wieder in die Gewalt zu bekommen. Er spürte, wie Ströme von Wärme in den Steuerknüppel und damit in die Maschine flossen. Der Vogel wurde mit einem Male bockig, sackte so schnell durch, daß Zamorra mit dem Kopf gegen das Kabinendach prallte. Hinten im Stauraum machte sich das Gepäck selbständig. Der Propeller wirbelte schneller, der Motor brüllte gequält auf. Millimeter um Millimeter zwang der Dämonenjäger die Schnauze der Moran nach oben. Sie begann, wieder ihren Rudern zu gehorchen.
    Da - ein siedendheißer Stich in Zamorras Gehirn. Er konnte das Fremde, das in ihn eingedrungen war, nicht mehr abwehren. Zu überraschend war dieser Angriff auf sein Denken gekommen.
    Sofort war der Schmerz wieder weg.
    »Wehre dich nicht«, sagte eine sanfte Stimme in seinem Inneren. »Bitte wehre dich nicht, Herr des Amuletts. Habe Vertrauen. Ich brauche deine Hilfe.«
    Lügen?
    Zamorras Ahnung sagte ihm, daß diese Stimme die Wahrheit sprach. Zart klang sie. Wie das zitternde Sirren von Glasharfen. Unwillkürlich hatte Zamorra den Eindruck von einer weiblichen Stimme. Sie war fern. Unsagbar fern.
    Und trotzdem ging ein exotischer Zauber von ihr aus.
    Die Moran schraubte sich inzwischen nach oben, wie Zamorra das gewollt hatte. Sie wurde langsamer und würde bald wegkippen.
    »Bitte, lasse dich führen«, sagte die Stimme in seinem Inneren noch drängender, ängstlich fast. »Weise mich nicht ab. Kommt alle zu mir. Schreckliches wird sonst geschehen?«
    »Wie sollen wir helfen?« formulierte Zamorra einen Gedanken.
    »Ich kann nicht mehr lange. Das Amulett - es zehrt an meinen Kräften. Wir sprechen uns später.«
    »Wo?«
    »Ich führe euch zuerst nach Tafraoute. Fahrt mit einem Wagen weiter. Euch wird nichts geschehen.«
    Die Stimme war schon schwächer geworden. Zamorra hatte jetzt die Wahl. Er konnte entweder die Kontrolle über die Maschine behalten und den alten Kurs weiterfliegen, die alten Pläne beibehalten, doch irgend etwas sagte ihm, daß er schneller zum Ziel kam, wenn er sich diesem fremden Willen beugte.
    Das kleine Flugzeug beendete seinen überzogenen Steigflug und stand einen Augenblick in der Luft, bevor es beginnen würde, wie ein Stein durchzusacken.
    »In Ordnung«, signalisierte Professor Zamorra dieser fremden Wesenheit. »Ich füge mich.«
    Gleichzeitig nahm er die Hand mit dem Amulett weg vom Steuerknüppel. Die Moran hätte jetzt abschmieren müssen, doch das tat sie nicht.
    Wie eine Kinderhand ein Plastikmodellflugzeug führt, so setzte sich der viersitzige Vogel behutsam in Bewegung, wurde rasch schneller und glitt durch das wolkenlose Blau, verlor jedoch nicht mehr an Höhe.
    Hinter ihm keuchte der Pilot und fluchte etwas davon, daß so etwas überhaupt nicht möglich sei, und zweifelte in einem lauten Selbstgespräch an seinem Verstand. »Ich spinne!« wiederholte er immer und immer wieder. »Ich spinne.«
    »Ich habe mir’s anders überlegt«, unterbrach ihn Zamorra. »Ich möchte nun doch nicht mehr nach Bou-Izakarn. Wir fliegen nach Tafraoute.«
    »Tafraoute?« fragte der Pilot verstört. »Das hat doch nicht einmal einen Landeplatz. Wir zerschellen alle zusammen an den Felsen.«
    »Keine Sorge«, meinte Professor Zamorra ungerührt. »Eine Moran, die ein paar Sekunden lang in der Luft stehenbleibt, kann auch ohne Piste landen.«
    ***
    Eine halbe Stunde später lag die Stadt unter ihnen. Einen Landeplatz gab es dort tatsächlich nicht. Nur einen etwas

Weitere Kostenlose Bücher