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0119 - Königin der Seelenlosen

0119 - Königin der Seelenlosen

Titel: 0119 - Königin der Seelenlosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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Beduinenburnus gehüllte Skelett ließ die blitzende Klinge schließlich heruntersausen. Van Straatens Kopf wurde glatt vom Rumpf getrennt.
    Der Schädel schaute Justin Malder an.
    Justin Malder blieb sitzen.
    Dann ein Ton wie ein verwehter Seufzer. Die Konturen der Spukgestalt zerflossen wieder, wurden zu Nebel, und der Nebel wurde weniger und kroch zurück in die Schale. Stein wurde erneut zu Stein. Der pagodendachförmige Deckel sank auf die Truhe zurück. Das leuchtende Grün flackerte und erstarb.
    Jetzt erst stand Justin Malder auf.
    Er ging nicht in die Gruft. Er stapfte zurück zu seinem Zelt. Dahinter parkte ein Jeep. Bis Tarhjit waren es knapp acht Kilometer. In Tarhjit gab es eine Telegraphenstation.
    Justin Malder einnerte sich an einen Nachmittag vor eineinhalb Jahren. Ein Historiker aus New York hatte ein phantastisches Referat über den Astarte-Kult der alten Assyrer gehalten. Der junge Wissenschaftler erinnerte sich noch genau an dessen Namen.
    Bill Fleming.
    Er hatte ihn zufällig nach der Vorlesung in einem Café nahe der Universität getroffen, doch da war dieser Fleming nicht mehr allein gewesen. Bei ihm saß ein athletisch gebauter Mann mit grau werdenden Schläfen, der sich Professor Zamorra nannte.
    Sie hatten bis tief in die Nacht hinein gefachsimpelt, und gegen zwei Uhr früh war Justin Malder davon überzeugt, daß Okkultismus und Dämonologie ernst zu nehmende Wissenschaften waren.
    Justin Malder würgte den ersten Gang hinein, trat die Kupplung und ließ den Motor an.
    ***
    Professor Zamorra, Nicole Duval und Bill Fleming trafen in Rabat aufeinander. Alle drei hätten sich ein Wiedersehen unter erfreulicheren Umständen gewünscht gehabt. An der Decke wirbelte ein Ventilator die stickige Luft durcheinander.
    Alles Notwendige war besprochen, der Informationsfluß in die entsprechenden Kanäle geleitet. Nun mußte man handeln.
    Zamorra breitete die Karte von Marokko auf dem Tisch des Flughafenrestaurants aus. Tarhjit war darauf als ein Nest mit rund 5000 Einwohnern eingetragen. Weit und breit kein Flugplatz. Den Eintragungen nach befand sich die nächste Staubpiste in der Nähe von Bou-Izakarn, und das war immer noch an die 50 Kilometer von Tarhjit entfernt.
    Bill Fleming deutete mit dem Zeigefinger auf die Stadt Agadir. »Da ist der nächste größere Flughafen. Rund 300 Straßenkilometer bis nach Tarhjit. Nehmen wir eine Maschine dorthin?«
    Nicole bot sich jetzt eine Gelegenheit zu beweisen, daß sie nicht nur schön, sondern auch als Sekretärin zu gebrauchen war. Eigentlich war sie ein Organisationsgenie, und das hatte sie für Professor Zamorra so unentbehrlich gemacht.
    »Agadir ist nicht«, sagte sie. »Nur die internationalen Flüge funktionieren, weil die Stadt hauptsächlich von Chartergesellschaften angeflogen wird, die dort ihre sonnenhungrigen Devisenbringer aus ganz Europa ausspucken. Doch der Inlandverkehr wird auf den Strecken ausschließlich von Air Maroc bedient, und mit der Linie wären wir echt bedient. Es heißt, daß Esel pünktlicher verkehren.«
    Zamorra war dieses Dilemma ebenfalls bekannt. Zwar konnte man jederzeit jeden Flug buchen und bezahlen, doch es stand ausschließlich in den Sternen, wann man einen Platz bekommen würde und wann die tuberkulösen Turbopropmaschinen tatsächlich starteten.
    »Bleibt also nur, daß wir uns eine Privatmaschine chartern«, meinte Professor Zamorra.
    Nicole strahlte, obwohl ihr die Frisur von der feuchten Schwüle wie eine nasse Perücke am Kopf klebte.
    »Ich habe mich schon ein wenig darum gekümmert, Chef. Als ich eben draußen war, um mir die Nase zu pudern, bin ich einem Piloten begegnet, der gerade frei wäre. Ein Franzose. Er hat eine viersitzige Moran. Er könnte uns nach Bou-Izakarn fliegen. Für einen angemessenen Preis. Er bleibt sogar unter dem üblichen Linientarif.«
    »Du bist ein Goldblatt, Chérie«, meinte Zamorra und faltete die Karte wieder zusammen. »Du weißt doch sicher, wo er auf uns wartet.«
    »Oui«, antwortete sie fröhlich. »Im Hangar II. Er läßt schon volltanken.«
    Sie rafften ihre wenigen Gepäckstücke zusammen, denn für einen längeren Aufenthalt hatten sie sich nicht eingerichtet. Alles war so ungeheuer schnell gegangen.
    Bill hatte auf Umwegen über seine Universität ein Telegramm von Justin Malder erhalten. Telefonate mit Zamorra folgten. Der »Dämonenjäger« hatte dann gestern nachmittag das Kunststück fertiggebracht, den flämischen Wissenschaftler an die Strippe zu bekommen. Was

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