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0119 - Königin der Seelenlosen

0119 - Königin der Seelenlosen

Titel: 0119 - Königin der Seelenlosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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größeren Platz vor den Toren der Stadt, auf dem Händler ihre Waren feilboten und Kinder auf Touristenjagd gingen, um den Fremden Sachen zu verkaufen, die sie nicht brauchten.
    Der Tourismus hatte in den letzten Jahren einen erstaunlichen Aufschwung erlebt, und mittlerweile war es »in«, einen Ausflug von der Küste weg ins Innere des Landes zu unternehmen. Bis in das Bergnest gab es eine asphaltierte Straße. Busse schoben sich in die verbrannten, kahlen Berge.
    Edgar Degas, der Pilot, hatte aufgehört, sich über Professor Zamorras Vorsatz zu entsetzen, denn er hatte kapiert, daß dieser Flug mit einem normalen Flug nur so viel gemein hatte, daß sie in einer Kabine saßen. Sonst jedoch schien der Vogel ein Eigenleben erhalten zu haben. Man brauchte ihn nicht zu steuern, und trotzdem schwebten sie wie auf einem fliegenden Teppich dahin. Der Pilot starrte mit rotgeränderten Augen durch die Seitenfenster und schüttelte immer wieder mal den Kopf. Er kauerte hinter Zamorra wie ein Häufchen Elend und war aschfahl im Gesicht. An Widerstand dachte er nicht mehr. Die letzte Dreiviertelstunde hatte sein Nervenkostüm total zerfetzt.
    Bill Fleming und Nicole ertrugen die Situation gefaßter. Es war beileibe nicht das erste Mal, daß sie zusammen mit Zamorra in eine unglaubliche Lage geraten waren.
    Die Moran sank wieder. Die Umrisse der Stadt schälten sich glasklar aus der dunstfreien Bergluft. Würfelförmige braune Lehmhäuser, enge Gassen und Gäßchen dazwischen. Ab und zu erhob sich der schlanke Turm eines grazilen Minaretts. Es war die Zeit zum vierten Gebet. Muezzins zeigten sich auf den engen Balustraden und riefen ihr Insh’Allah hinunter auf die Köpfe der Gläubigen, die ihre Gebetsteppiche ausbreiteten und ihre Häupter gen Mekka beugten.
    So blieb das Flugzeug über ihnen länger als normal unbemerkt. Obendrein hatte Professor Zamorra den Motor bis zur Minimalleistung gedrosselt. Die Moran hätte abstürzen müssen. Natürlich tat sie es nicht. Sie wurde nur behutsam langsamer, glitt tiefer wie ein Hubschrauber.
    Das Fahrgestell war ausgefahren. Unten schauten einige Kamele herauf und hörten auf wiederzukäuen. Einige von ihnen stießen ein schrilles Wiehern aus und rissen an ihren Leinen.
    Nun wurden endlich auch die arabischen Händler auf das Flugzeug aufmerksam. Sie stoben in alle Richtungen davon und nahmen sich nicht mehr die Zeit, ihre ausgebreitete Habe zusammenzuraffen. Noch kaum einer von ihnen hatte jemals in einem Flugzeug gesessen, doch alle wußten sie, daß diese Metallvögel abstürzen konnten. Und noch nie hatte einer von ihnen davon gehört, daß Flugzeuge in Tafraoute gelandet wären.
    Zamorra nahm den Steuerknüppel nur Tier Form halber in die Hand, denn sie schwebten nieder wie eine Daunenfeder.
    Es wurde eine blitzsaubere Dreipunktlandung. Der Vogel rollte nur einige wenige Meter weiter und kam vor einem Korral zum Stehen, in dem einige Ziegen und Schafe eingepfercht waren. Die Propellerschraube machte noch einige müde Umdrehungen und stand dann still.
    »Das wäre geschafft«, meinte Zamorra in das plötzliche Schweigen hinein. Auch auf seiner Stirn glänzte der Schweiß. Bis zuletzt waren doch immer wieder Zweifel aufgetaucht, ob diese Stimme ihn nicht zum Narren gehalten hatte. Er hatte sich seine dahingehenden Ängste umsonst gemacht, und das gab ihm Hoffnung und Selbstvertrauen. Er glaubte, in seinem Kampf gegen das noch Unbekannte einen mächtigen Helfer gefunden zu haben.
    Jetzt allerdings verspürte er nichts mehr von dieser fremden Wesenheit. Sie hatte sich aus seinem Denken geschaltet, hatte ihn allein gelassen.
    Zamorra öffnete die Tür und kletterte steifbeinig hinaus. Ein Sprung, und er stand auf dem staubigen Boden. Bill und Nicole folgten. Bill mußte den Piloten stützen. Der Mann hatte noch nicht verdaut, was er erlebt hatte.
    »Kneift mich mal«, brummte er. »Ich muß wissen, ob ich wach bin oder ob ich träume.«
    »Sie sind vollkommen in Ordnung«, meinte Professor Zamorra beruhigend. »Nur würde ich Ihnen empfehlen, in Ihrem Kollegenkreis sparsam von Ihrer Landung in Tafraoute zu erzählen, Man dürfte Ihnen wohl nicht recht glauben.«
    »Und Sie sind auch in Ordnung?« fragte er giftig. »Wie soll ich von diesem Tennisplatz jemals wieder hochkommen?«
    »Wir unterhalten uns später darüber«, antwortete Zamorra. »Es gibt eine Möglichkeit. Aber jetzt müssen wir uns um das Empfangskomitee kümmern. Ich habe schon freundlichere Gesichter gesehen.«
    Das

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