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012 - Der mordende Schrumpfkopf

012 - Der mordende Schrumpfkopf

Titel: 012 - Der mordende Schrumpfkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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nebeneinander her. Jorge legte
seinen rechten Arm um die Schultern Juanitas, und das Mädchen schmiegte sich an
ihn.
    »Was war? Erzähl es mir«, sagte er leise zu ihr. »Wenn er dir
gedroht hat, dann brech’ ich ihm sämtliche Knochen im Leib.«
    Das war vielleicht Jorges einziger Nachteil. Er konnte sehr
schnell unbeherrscht werden. Überhaupt dann, wenn jemand Unrecht geschah. Aber
andererseits hatte Juanita etwas getan, was nicht legal war. Trotz eines
ausdrücklichen Verbots durch die Hotelleitung und Estrello, hatte sie die
Utensilienkammern aufgesucht. Sie konnte nur zu gut verstehen, daß jeder Magier
seine eigenen Tricks eifersüchtig hütete und nichts preisgeben wollte.
    Juanita erzählte es ihm. Anschließend stellte sie die Frage:
»Hältst du es für möglich, daß ein Mensch an zwei Orten zur gleichen Zeit sein
kann?«
    Jorge stieß hörbar die Luft durch die Nase. »Ich bin Realist. Ich
glaube nur an das, was ich sehe. Außerdem verstehe ich selbst eine ganze Menge
von Zauberei und Tricks, von Illusionismus und all diesen Dingen. Ich weiß, wie
das vor sich geht. Auch Estrello kocht seine Suppe nur mit Wasser. Das glaube
ich jedenfalls. Obwohl man sich über ihn eine Menge erzählt, das mich
eigentlich eines anderen belehren sollte. Vielleicht ist er doch anders als
andere Zauberer. Er selbst besteht auch darauf, daß auf den Plakaten und in den
Zeitungsberichten und Interviews, die man über ihn und von ihm bringt, außer
seiner Tätigkeit als Illusionist seine Kenntnisse in der Schwarzen Magie
erwähnt werden.«
    »Glaubst du, er steht mit dem Teufel im Bund?« Die Stimme Juanitas
klang wie ein Hauch. Beunruhigt blickte sie zu ihm auf.
    »Nein, das glaube ich nicht.«
    »Aber Estrello in zweifacher Ausfertigung! So etwas geht doch
nicht mit rechten Dingen zu, Jorge.«
    »Ein fauler Trick, Darling! Entweder eine mechanische Puppe, die
aktiviert wird, sobald man irgendeinen Kontakt berührt - oder ein Spiegelbild.«
    »Ausgeschlossen! Estrello stand vor verschlossener Tür, als ich
erschrocken hinausrannte.«
    »Nun gut, dann eben kein Spiegelbild. Die Puppe ist mir sogar
sympathischer, und die Mechanik leuchtet mir ein. Eine Art Alarm, wenn du so
willst. Estrello hütet eifersüchtig seine Schätze und seine Kenntnisse. Ich
müßte mich selbst mal davon überzeugen können, wie er...«
    Jorge unterbrach sich, als er Juanitas angsterfüllten Blick auf
sich ruhen sah.
    »Tu es nicht, Jorge! Arbeite an deinen eigenen Tricks weiter! Das
ist sicherer.«
    Er schüttelte den Kopf. »Es ist eine einmalige Chance: Estrello in
Südamerika, Estrello in Guayaquil! Das kommt nie wieder vor. Daß er die Tournee
und seine Gastspiele im Strandtheater verlängert hat, ist für mich ein Geschenk
des Himmels. Das schenkt mir Zeit, wertvolle Zeit, Juanita! Ich wäre nie in der
Lage gewesen, außerhalb meines Landes eine Vorstellung Estrellos zu besuchen.
Ich vernachlässige im Augenblick meine eigene Arbeit, nur um von ihm zu lernen.
Ich lasse keine Vorstellung aus. Auch gestern abend, da...«
    Sie blieb abrupt stehen. »Gestern abend? Aber du sagtest doch, daß
du an einem Trick gearbeitet hast, der... «
    »Tut mir leid«, erwiderte er leise und lächelte. Seine Zähne
schimmerten makellos weiß. »Die kleine Lüge vorhin am Telefon mußt du schon
entschuldigen. Es geschah in deinem eigenen Interesse. Du konntest mich deshalb
nicht erreichen, weil ich zu diesem Zeitpunkt im Theater war. Und danach sah
ich mich hinter den Kulissen ein wenig um. Unauffällig, versteht sich.«
    Als sie nicht antwortete, fuhr er fort: »Ich mußte zu dieser
kleinen Notlüge greifen. Ich wollte nicht, daß du schon jetzt davon erfährst.
Aber wenn du mir dann in die Augen siehst, kann ich nicht anders, als dir die
Wahrheit zu gestehen.« Er sagte es so nett und zärtlich, daß ihr Widerspruch
dahinschmolz, wie der letzte Schnee in der Frühlingssonne.
    Dir sind alle Mittel recht, um dein Ziel zu erreichen«, sagte
Juanita mit schwerer Stimme. »Das gefällt mir nicht an dir.«
    »Ich will weiterkommen, schnell weiterkommen vor allen Dingen! Der
Zweck heiligt die Mittel! Dabei bewege ich mich ein bißchen auf dem krummen
Weg, das mag dem Außenstehenden so erscheinen, aber ich sehe das anders.
    Estrello ist reich und geachtet, aber er ist auch arrogant. Ich
habe gestern versucht, ihn nach der Vorstellung zu sprechen. Er war aber nicht
interessiert daran, mich überhaupt an sich heranzulassen. Offenbar hielt er das
für verlorene Zeit.

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