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012 - Die weiße Wölfin

012 - Die weiße Wölfin

Titel: 012 - Die weiße Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Stadt, die schon zu römischen Zeiten besiedelt war. Damals hieß sie Verulamium.
    Ich schlug die Augen wieder auf. Der Verkehr auf der Nationalstraße 5 war ziemlich stark, trotzdem kamen wir zügig vorwärts.
    Es wurde schon dunkel, als wir St. Albans erreichten. Der Taxifahrer verließ die Nationalstraße und verlangsamte die Geschwindigkeit.
    »Wo soll ich Sie absetzen, Sir?« fragte er.
    »Vor dem Clock Tower in der High Street«, sagte ich.
    Zehn Minuten später hielt der Fahrer vor dem Glockenturm. Ich zahlte, stieg aus und wartete, bis das Taxi gewendet hatte, um zurück nach London zu fahren.
    St. Albans war ein verschlafenes Städtchen, an dem die Zeit spurlos vorbeigegangen war. Ich überlegte, ob ich mich in einem Hotel oder einer Pension einquartieren sollte, verwarf aber den Gedanken. Vorerst wollte ich mich mal um Jennifer Jennings kümmern. Ich ging nur wenige Minuten, bis ich das Fighting Cocks Inn erreichte. Eine Tafel neben dem Eingang verkündete stolz, daß es das älteste Gasthaus Englands war, was mich nur wenig beeindruckte. Es war ein uraltes Gebäude, das schon einige Male renoviert worden war und trotz allem wenig einladend aussah.
    Ich betrat die Schankstube und stellte mich an den Tresen. Der Barkeeper war ein junges Bürschchen mit Pickeln im Gesicht. Ich bestellte einen Scotch mit viel Eis und Wasser. Vorsichtig nippte ich an meinem Drink, gewann ihm aber wenig Geschmack ab. Wenn man Bourbon-Trinker ist, so wie ich, dann kommt einem auch der beste Scotch wie scheußlicher Fusel vor. Meine Geschmacksnerven rebellierten, doch mit Todesverachtung stürzte ich den Drink hinunter und bestellte noch einen.
    »Wollen Sie auch einen?« fragte ich den pickligen Jüngling.
    »Keinen Scotch«, sagte er. »Ein Ginger Ale?«
    Ich nickte. »Und mir geben Sie noch einen Scotch. Einen doppelten.«
    Er nickte, stellte den doppelten Scotch vor mich und nahm sich ein Ginger Ale. Ich zahlte und gab dem Ginger Ale-Jüngling ein viel zu hohes Trinkgeld. Sein häßliches Gesicht verzog sich zu einer Grimasse, die wohl ein Lächeln darstellen sollte.
    »Wie komme ich zu Jennifer Jennings?« fragte ich ihn.
    Er stützte sich mit beiden Händen auf der Bar auf.
    »Das ist ganz einfach, Sir«, sagte er mit quakender Stimme. »Sie nehmen die Straße rechts neben dem Glockenturm. Sie führt direkt zum Anwesen von Miß Jennings.«
    »Danke«, sagte ich.
    »Sie sind wohl zu ihrer Party eingeladen, was?«
    Ich nickte grimmig. Wenn ich etwas haßte, dann waren es plumpe Vertraulichkeiten von Barkeepern.
    »Sie ist eine wunderschöne Frau«, schwärmte der Barkeeper.
    Sein häßliches Gesicht verzerrte sich wieder, und seine Augen bekamen einen sehnsüchtigen Ausdruck. Wahrscheinlich stellte er sich vor, wie er mit Miß Jennings ins Bettchen hüpfte.
    »Ja«, sagte ich knapp.
    »Sie kommt gelegentlich zu uns«, fuhr er fort.
    »So?« Ich zog überrascht die linke Braue hoch.
    »Ja«, sagte er und beugte sich noch mehr vor. »Sie ist sehr freundlich. Eine echte Dame. Kennen Sie sie schon lange, Sir?«
    »Einige Zeit«, sagte ich lässig. »Hat sie noch immer die Wölfe?«
    »Ja«, sagte der Jüngling. »Es sollen mehr als zwanzig sein. Sie war einmal eine ganz bekannte Dompteurin. Aber jetzt sind die Wölfe zahm. Sie laufen frei in ihrem Garten herum. Haben Sie vielleicht auch etwas mit Tieren zu tun, Sir?«
    Ich nickte mit ernster Miene. »Ja. Deshalb will ich ja mit Miß Jennings sprechen.«
    »Da haben Sie sich aber heute keinen guten Tag ausgesucht, Sir«, sagte er. »Sie gibt eine große Party.«
    »Ich will ihr ein paar Wölfe abkaufen.«
    Der Barkeeper schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, daß Sie da viel Erfolg haben werden, Sir. Sie trennt sich nicht von ihren Wölfen.«
    »Ich kann es ja probieren.« Ich schob das leere Glas über die Theke und richtete mich auf. »Wiedersehen«, sagte ich und verließ das Lokal.
    Die Straßenbeleuchtung war eingeschaltet. Ich schlenderte zum Glockenturm, steckte mir eine Zigarette an und sah in die Auslagen der umliegenden Geschäfte. Es war noch nicht mal zwanzig Uhr.
    Plötzlich hielt neben mir ein Rover. Nur mit Mühe unterdrückte ich einen Schrei und ging langsam weiter. Der Rover folgte mir. Ich kannte die Person hinter dem Steuer. Es war Miß Pickford, meine Haushälterin aus der Jugendstilvilla. Was zum Teufel hatte sie in dieser Gegend zu suchen? Ich bog in eine schmale Seitengasse ein, doch der Rover folgte mir noch immer. Schließlich überholte mich Miß

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