0121 - Asmodinas Höllenschlange
hoch.
Auf halber Strecke – ich ging vor – passierte es dann. Plötzlich verlöschte das Licht!
Es wurde stockfinster.
»Shit!« fluchte ich. »Was ist denn jetzt schon wieder los?«
Suko kletterte wieder zurück und probierte den Lichtschalter.
Nichts.
»Die Stromversorgung ist ausgefallen«, meldete er.
Ich war nicht so beunruhigt. »Dieses Hochhaus hat ein Notstromaggregat, das die wichtigsten Funktionen erfüllt. Keine Bange. Wenn der Hausmeister auf Zack ist, brennt bald ein Teil des Lichts wieder, auch die Fahrstühle werden dann funktionieren.«
Wir kletterten weiter.
Dann packte mich der Wind, fuhr mit seinen unsichtbaren Fingern durch meine Haare und wirbelte sie auseinander.
Allerdings war er noch zu ertragen, ich hatte es mir schlimmer vorgestellt.
Ich kletterte aufs Dach.
Wenn man auf der Straße steht, glaubt man kaum, wie groß das Dach eines solchen Hauses sein kann. Da kann man Fußball drauf spielen. Nur ist es schlecht, wenn einer den Ball ins Aus schießt.
Ich ging ein paar Schritte zur Seite und schaute mich um. Der Abstieg zum Treppenhaus lag weiter links. Ich drehte den Kopf, schaute hin und hatte das Gefühl, in einen Abgrund zu versinken.
Hinter mir stieß Suko einen leisen Pfiff aus.
Wir beide starrten genau in das weitaufgerissene Maul der Höllenschlange…
***
Der Nachtportier hatte es sich gemütlich gemacht. Erstens mit einem Kreuzworträtsel und zweitens mit einem Lassiter-Western, den er nach Mitternacht las, wenn kaum noch Betrieb herrschte.
Seine erste Runde hatte er hinter sich und nichts festgestellt. Eine normale Nacht, wenn man mal von den beiden Toten absah. Ansonsten tat sich nichts.
Dachte er…
Noch zwei Minuten bis Mitternacht.
Der Portier nahm einen Schluck Kaffee. Seine Frau hatte ihn viel zu stark gekocht, wie immer. Er verdünnte ihn mit schottischem Whisky. Jetzt konnte man ihn nicht nur trinken, sondern auch genießen.
Nachdem der gute Mann einen kräftigen Schluck genommen hatte, stieß er einmal satt auf und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Das Leben gefiel ihm. Nachtportier zu sein, war gar nicht so langweilig, wie die meisten immer dachten. Da bekam man ganz schön was mit. Und manchmal tauchten in dem Haus Frauen auf – sagenhaft. Auch diese Jane Collins und die Chinesin Shao waren zwei Perlen, die er gern mit in seine Sammlung genommen hätte, doch die beiden waren vergeben und dachten auch nicht daran, mit ihm anzubändeln.
Dann wurde er jäh aus seinem schönsten Träumen gerissen.
Ohne Übergang verlöschte das Licht.
Dunkelheit.
Wie eine Rakete schoß der Nachtportier von seinem Stuhl hoch.
Dieser Mist hatte ihm gerade noch gefehlt. Er verließ seinen Glaskasten, ging drei Schritte weiter, stemmte die Arme in die Hüften und schaute sich wütend um, obwohl er in der Dunkelheit überhaupt nichts sehen konnte.
Soeben war der Aufzug nach unten gefahren. Als das Licht verlosch, hatte sich seine Tür geöffnet. Sie blieb auch offen, doch der Portier glaubte, trotz der Dunkelheit einen Schatten innerhalb der Aufzugskabine gesehen zu haben.
Allerdings kein Mensch, sondern ein Ding, das wesentlich kleiner war. Ein Tier?
Der Portier wollte es genau wissen. Auf Zehenspitzen schlich er durch die Halle.
Als er die Blumenkübel passierte, sah er den Schatten. Es war nicht völlig dunkel in der Halle. Umrisse konnte er noch immer gut ausmachen.
Die Augen traten dem guten Mann aus den Höhlen, denn was sich da auf dem Boden ringelte, war eine Schlange.
Und zwar eine verdammt große.
Plötzlich war die Schlange da. Im gleichen Augenblick sah der Portier auch die zweite, hörte das gefährliche Rasseln und wußte Bescheid.
Das waren giftige Klapperschlangen!
Die erste stieß vor. Es war ein Reflex, der den Nachtportier vor dem Biß rettete.
Er zuckte zur Seite, sprang wie ein Känguruh hoch und entging somit auch dem zweiten Schlangenbiß.
Darin aber rannte er.
Er wetzte wie noch nie in seinem Leben, spurtete auf den Ausgang, zu, der noch nicht abgeschlossen war. Die Türen öffneten sich normalerweise auf Fußkontakt, doch der Strom war ja ausgefallen!
Fast wäre der Nachtportier mit der Stirn gegen die Glasscheibe geknallt. Entsetzt warf er sich herum. Eine der Schlangen glitt auf ihn zu.
Die Tür, die in die Tiefgarage führt! durchzuckte es ihn. Mit einem Sprung zur Seite wich er der angreifenden Schlange aus und rannte voller Panik auf die Tür zum Treppenhaus zu, durch die er in die Tiefgarage und nach draußen flüchten
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